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Untreu

Titel: Untreu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa v Bernuth
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Mädchen wenigstens ein einziges Mal den Überfluss einer ganzen Tafel gönnen soll. Aber ihre kleinliche Geste macht mich so traurig, dass ich die beiden einfach stehen lasse. Das Kind lächelt mich nicht an, als hätte es gar nicht verstanden, was vor sich ging.
    Es ist seltsam, wie Menschen auf Glück reagieren: misstrauisch, als würde jemand versuchen, sie übers Ohr zu hauen.
    Wir haben uns endlich wiedergesehen, und es war so wie anfangs. Du hast gestrahlt und mich umarmt. 2.000 habe ich dir gegeben, das ist auch für mich nicht wenig Geld, aber tut es mir weh? Nicht wirklich! Und dich macht es glücklich, auch wenn du dir alle Fragen nach dem Zweck verbittest. Ich bemühe mich, dir zu vertrauen. Verstehst du nicht, dass mir das Geld nichts bedeutet? Wenn du es mir nie zurückzahlen kannst - was soll's! Ich möchte nur, dass es dir gut geht.
    Und doch spüre ich während unseres Treffens, wie ganz langsam die Depression wieder überhand nimmt. Ich darf nicht in deine Wohnung, weil du, wie du sagst, heute nicht putzen konntest. Du sagst, es sieht aus bei dir wie im Schweinestall, aber du hattest genug Zeit, das zu ändern. Ich versuche, mir davon nicht die Stimmung verderben zu lassen. Ich denke, wir hatten eine Krise und müssen nun wieder anfangen, uns allmählich neu kennen zu lernen. Ich will ja auch nichts überstürzen.
    Wir gehen etwas essen, du sagst, du stirbst vor Hunger. Früher warst du nicht so, du warst hungrig auf mich, nicht auf irgendwelche Mahlzeiten. Jetzt stirbst du angeblich vor Appetit. Wir gehen also in dasselbe Lokal, in dem du mich früher unter dem Tisch angefasst hast. Ich weiß noch, wie mich das gestört hatte, ich hasste es regelrecht. Jetzt denke ich, wie unglaublich dumm ich damals war. Wie konnte ich mich nicht über deine unstillbare Begierde freuen? Jetzt wäre ich dankbar für die kleinste Berührung. Ich schiebe meine Hand zu dir herüber, weil ich diese freundliche Kälte nicht mehr aushalte. Du nimmst sie, drückst einen Kuss darauf, einen Moment lang flackert Hoffnung in mir auf, dann legst du sie wie einen Gegenstand wieder ab.
    Ich darf mich davon nicht beirren lassen. Ich muss meine Qualitäten als Verführerin wieder üben. Ich weiß, da war ein anderes Mädchen, ich habe dich mit ihr gesehen, aber sie spielt sicher keine Rolle in deinem Leben, sonst hättest du nicht mich, sondern sie angerufen. Ich habe sie gehasst, ich habe sie verfolgt, aber ich habe mir gerade noch rechtzeitig klar gemacht: Ich bin die Starke, die Konstante in deinem unsteten Alltag. Meine Rolle kann von keiner Jüngeren eingenommen werden. Ich bin unersetzbar.
    Was ist los mit dir?,
fragst du. Du bist heute so nervös und so ernst.
    Kann es sein, dass dir nicht klar ist, welchen inneren Aufruhr du in mir beschwörst? Du behandelst mich, als hättest du alles vergessen, was je zwischen uns war! Als sei ich deine ... Tante! Wir haben uns stöhnend aneinander gerieben, wir konnten nicht genug voneinander bekommen, du hast meinetwegen gelacht und geweint, daran musst du dich doch erinnern! Doch es ist so, als wäre all das nie passiert, als hätte ich mir alles nur eingebildet.
    Das ist das Schlimmste. Dass du unsere tiefen Gefühle leugnest, wenn nicht mit Worten, so mit Taten. Du sagst nicht: Ich habe dich geliebt, du warst mein Leben, aber jetzt ist es vorbei, ich weiß auch nicht warum, aber es ist so. Damit könnte ich vielleicht zurechtkommen - eines Tages. Du siehst mich stattdessen verständnislos an, als hättest du unsere Leidenschaft aus deinem Gedächtnis eliminiert. Du degradierst unsere Liebe zu einem banalen Irrtum, nein, viel infamer: Du tust so, als hätte sie nicht existiert.
    Das ist es, was ich dir nicht verzeihen kann. Ich habe es versucht, ich habe mit mir gekämpft, aber ich kann es nicht. Meine Wut - und ich sehe sie mittlerweile als kerngesunde Wut - hat wieder die Oberhand gewonnen. Sag mir eins, Milan, du gut aussehender Versager mit deinen lächerlich vergeblichen Träumen vom großen Geld und deinen albernen Deals, die dich deinen Zielen nie auch nur einen Schritt näher brachten: Hältst du mich wirklich für so eine Idiotin? Glaubst du im Ernst, ich lasse mir das bieten? Wen, glaubst du, hast du vor dir? Eine Kuh, die du melken und auf die Weide schicken kannst, wann es dir passt?
    Du irrst dich, Geliebter. Du hast Dämonen in mir geweckt, die du jetzt nicht wieder wegdiskutieren kannst. Tja, mein Schatz, das ist leider deine Schuld. Du hast mit Gefühlen gespielt. Du

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