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Untreu

Titel: Untreu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa v Bernuth
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Lesungen?,
fragte sie.
    Ja, ich...
    Wenn Sie mir Ihre Adresse geben, schicke ich Ihnen einen Veranstaltungskatalog
.
    Karin, du hast alles für mich getan, du wolltest meine Freundin sein, aber zur gleichen Zeit hast du mir alles genommen, was ich hatte. Milan und meine Hoffnungen auf eine Zukunft, in der nicht alles leer und ohne Liebe war. Du warst meine Feindin, von Anfang an, aber das durfte ich dir nicht zeigen. Ich musste eure Liebe als Außenstehende beobachten, von Anfang an. Ich wusste, wie Milan dich erobern würde. Er hatte es bei mir genauso gemacht. Er tat es bei Frauen, von denen er sich etwas erwartete. Vielleicht war es Geld, vielleicht Prestige, vielleicht vermisste er unbewusst eine Mutter oder eine große Schwester. Er hatte keine Geschwister. In seiner Kindheit gab es niemanden, der ihn geliebt hatte. Er hatte mir einmal von weitem seine Mutter gezeigt, eine dicke, verbrauchte Frau mit einem sichtbaren Alkoholproblem. Wir Frauen geben Milan Halt, eine wie die andere. Wir sind die Ersatzspielerinnen in einem von vornherein verlorenen Match. Was immer wir tun, es ist zu spät für ihn.
    Milan verließ seinen Platz hinter der Bar und kam zu uns. Ich wollte mir einbilden, dass es meinetwegen geschah, aber natürlich war das nicht der Fall. Es war wegen Karin, nur wegen ihr. Ich war nicht mehr schön, ich hatte viele Kilo zugenommen, die Einsamkeit hatte mich gefräßig gemacht und meinen Körper deformiert. Mein Gesicht war breit und teigig geworden. Wie ich mich ablehnte in diesem Moment. Milan, Karin und all die Umstände, die ungünstiger nicht sein konnten.
    Ich musste handeln, und ich musste es klug anfangen.
    Ich wurde Karins beste Freundin und Milans Vertraute. Ich spielte auf Zeit.
    Ich hatte es nicht mehr eilig. Ich sah jeden Schritt voraus.
    Ihr würdet das Tempo vorgeben, ich würde mich anpassen. Schritt für Schritt.
    »Ich weiß nicht«, sagte Bauer. Er sah auf die Fotos von Karin Belolavek, die vor ihm auf der Bettdecke lagen. »Ich glaube, dass sie's nicht war.«
    »Aber du bist dir nicht sicher.«
    »Ich glaub nicht«, wiederholte Bauer hartnäckig. »Es war dunkel, sie hatte dieses Kapuzending an. Man konnte nicht viel sehen. Aber ich glaub...«
    »Wenn nicht sie, wer dann?«
    Bauer zuckte die mageren Schultern. Er sah schrecklich dünn und blass aus.
    »Patrick. Es ist wahnsinnig wichtig, dass du dich jetzt erinnerst. Ich weiß, dir geht's nicht gut, aber...«
    »Mir geht's gut. Das ist es nicht. Ich hab auch kein Blackout oder was in der Art. Ich kann mich an alles erinnern, aber - ich weiß noch, in dem Moment, als sie... also als sie mich...«
    »Als sie dich angegriffen hat. Was war da?«
    »Da hat's bei mir irgendwie geklingelt.«
    »Du hast sie erkannt?«
    »Irgendwie schon... Aber auch wieder nicht. Sie war jedenfalls relativ groß.«
    »Karin Belolavek ist eins siebenundsechzig«, sagte Mona.
    »Deswegen kann sie's eben nicht gewesen sein. Die Frau war größer. Eins fünfundsiebzig würde ich schätzen. Und vor allem dicker...«
    »Dicker?«
    »Ja. Ich... Ich glaube, ich kannte sie doch nicht... Ich...«
    »Okay«, sagte Mona beruhigend. Bauer hatte sich in Rage geredet, sein blasses Gesicht war voller roter Flecken, sein eingefallener Brustkorb hob und senkte sich hektisch. »Das... äh... hat uns schon mal unheimlich weitergeholfen.«
    »Es tut mir Leid.«
    »Nichts muss dir Leid tun. Du hast... äh ... super Arbeit geleistet. Ich hätte dich nie allein losschicken sollen. Mir tut's Leid.«
    Bauer sah sie verwirrt an.
    »Ich habe dich in Gefahr gebracht. Du hast dich super gehalten. Mir tut's Leid.«
    »Ja, also...«
    »Also, die Frau war nicht Karin Belolavek. Da bist du dir sicher.«
    »Eigentlich - ja. Sie sah nicht aus wie sie. Vielleicht hatte sie Absätze oder war irgendwie anders... geschminkt oder ich weiß nicht was. Aber sie sah nicht aus wie sie.«
    »Gut. Dann wäre das geklärt. Kannst du uns jetzt erzählen, was genau an diesem Abend vorgefallen ist? Ob du Farkas beschatten konntest, wo du überall warst und so weiter. Geht das?«
    »Ich weiß es nicht mehr, wo ich war.«
    »Was?«
    »Ich weiß nicht mehr genau. Wir waren zu Fuß unterwegs. Farkas und ich. Ab Hauptbahnhof. Wir sind durch Straßen in so einem Viertel gelaufen. Und irgendwann ist er in einem dieser Häuser verschwunden und kam nach einer halben Stunde oder so wieder raus.«
    »Straßen. Die wie hießen? Eine einzige reicht schon, Patrick. Oder der Name des Viertels.«
    Bauer fuhr sich mit der

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