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Untreu

Titel: Untreu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa v Bernuth
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wachsen und sich entwickeln konnte. Es gab den Status quo. Eine Erkenntnis, die wehtat, und nichts veränderte. Mona verließ das Zimmer. Das hier war Lukas' zweites Zuhause. Er liebte seinen Vater, er brauchte ihn. Sie konnte den Kontakt zu Anton nicht abbrechen, auch wenn diese Beziehung seit Jahren ihr Leben blockierte.
    »Bleib doch hier.« Antons Stimme. So weich, so stark, so sicher. »Du kannst im Gästezimmer schlafen, wenn du...«
    »Ich hol Lukas morgen Abend bei dir ab. Wenn irgendwas mit ihm ist, ruf mich bitte sofort an. Ich werd morgen noch mal mit der Vertrauenslehrerin telefonieren.«
    »Hör mal...«
    »Lass mich jetzt. Okay?«
    Anton sah sie an, und es brach ihr das Herz, aber die Wahrheit wurde dadurch nicht weniger bitter. Er war der beste Vater für Lukas, den man sich wünschen konnte, aber sie und er würden nie ein Paar sein, und das lag an ihm.
    »Was ist los mit dir?«
    »Du weißt, was los ist. Immer das Gleiche. Immer der gleiche Scheiß.«

Kapitel 5
    Thomas Belolaveks Büro befand sich im achten Stock in einem der wenigen Hochhäuser, die die Stadt den Bauherren erlaubt hatte. Die Sekretärin hatte Mona und Hans Fischer hereingelassen und sie gebeten, dort auf Belolaveks Geschäftspartner zu warten. Das Büro war sehr hell und sah edel aus mit grauem Teppichboden, schwarz lackiertem Schreibtisch, dekorativem Flachbildschirm. Die Fenster reichten von der Decke bis zum Boden. Wenn das Wetter schön war, konnte man von hier aus die Berge sehen, hatte die Sekretärin noch gesagt. Aber heute war es verhangen wie die letzten Tage auch, und man sah nur Nebelschwaden.
    »Waren die Tatortleute schon hier?«
    »Siehst du doch«, sagte Fischer mit seinem patzigen Unterton, den er morgens immer draufhatte. »Bitte sehr, das Siegel!«
    »Und?«
    »Nichts und. Wir müssen seine Akten filzen, das dauert. Ansonsten: kein Kampf, nichts. Keine Blutspuren, auch keine okkulten. Hier ist er garantiert nicht über den Jordan gegangen.«
    Die Tür ging auf, und ein Mann in grauem Anzug kam herein. Seine schütteren blonden Haare waren nicht einmal streichholzlang, er hatte sehr blaue Augen und trug eine dazu passende blaue Krawatte.
Dynamisch
, dachte Mona.
    »Sie sind...?«
    »Kriminalhauptkommissarin Mona Seiler. Mein Kollege Hans Fischer. Haben Sie jetzt Zeit?«
    Der Mann schüttelte erst ihr, danach Fischer mit festem Griff die Hand.
    »Jens Zimmermann. Natürlich habe ich Zeit. Danke, dass Sie sich herbemüht haben.«
    »Oh bitte. Das ist unser Job.«
    Zimmermann verharrte kurz mitten in der Bewegung und lachte dann auf mit leicht brüchiger Stimme. »Tut mir Leid. Das war völlig unpassend. Sie sind schließlich keine Kunden.«
    »Sind wir nicht«, bestätigte Mona. Sie stand mit dem Rücken zum Fenster, neben ihr Fischer, der von Sekunde zu Sekunde ungeduldiger wirkte.
    »Möchten Sie beide in mein Büro mitkommen? Ich meine, hier, das ist so...«
    »Wie denn?«, fragte Fischer. Es klang genervt und unfreundlich. Fischer war gut, wenn es darum ging, Verdächtige hart anzufassen, blitzschnell auf Widersprüche in ihrer Aussage zu reagieren - so lange, bis sie sich rettungslos in ihren Lügen verheddert hatten. Aber Zimmermann war wahrscheinlich wirklich nur ein Zeuge. Mona jedenfalls konnte sich nach allem, was sie wussten, kein Szenario mit ihm als Täter vorstellen.
    Zumindest ließ er sich von Fischer nicht einschüchtern. »Thomas und ich, wir waren nicht nur Geschäftspartner, wir waren auch Freunde. Das Ganze ist ziemlich furchtbar für uns alle hier, wie Sie sich vorstellen können. Aber wenn Sie drauf bestehen, reden wir hier.«
    »Tun wir nicht«, sagte Mona und warf Fischer einen Blick zu. »Ihr Büro ist völlig okay.«
    »Dann kommen Sie bitte mit. Hier entlang. Claudia, machst du uns bitte Kaffee?« Er wandte sich an Mona. »Espresso, Cappuccino, normaler Kaffee - wir haben alles da.«
    »Normal, bitte. Schwarz mit viel Zucker«, sagte Mona. Fischer, merklich freundlicher geworden, wollte einen Espresso. Sie setzten sich, Mona sah sich um. Zimmermanns Büro sah fast identisch wie das von Belolavek aus: hellgrauer Teppichboden, große Fenster, schwarzer Schreibtisch, Flachbildschirm. Aber hier bedeckten Papiere die Arbeitsfläche, hörte man das Stand-by-Summen des eingeschalteten Computers, glimmte eine halb gerauchte Zigarette im Aschenbecher, blinkten Lämpchen auf der flachen schwarzen Telefonanlage.
    Die Sekretärin brachte den Kaffee. Ihre dichten, kurzen Haare waren pechschwarz

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