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Untreu

Titel: Untreu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa v Bernuth
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lassen ihn laufen, und er kann in aller Ruhe mit der Kohle von der Belovavek abhauen.«
    »Hätte er das vor, hätte er's doch längst gemacht.«
    »Nein. Weil er nicht wusste, dass wir an ihm dran sind.«
    »Okay«, sagte Berghammer. »Er darf im Interesse der Ermittlungen die Stadt nicht verlassen. Wir geben sein Foto an die anderen Dienststellen. Mehr können wir im Moment nicht tun. Noch haben wir ihn hier. Zieht die Vernehmung morgen ein bisschen in die Länge. Er soll so richtig auspacken, über sich und Karin Belolavek und wie sie im Bett war und so weiter. Dann gewinnen wir wenigstens Zeit.«
    »Was ist, wenn er nichts sagt?«
    »Er wird schon. Du machst das schon, Mona.«
    »Wirst du dabei sein?«
    »SoKo Vanessa. Kann mich da nicht ausklinken.«
    »Du warst gut bei Farkas«, sagte Mona danach zu Bauer. »Tolles Timing.«
    Bauer schüttelte den Kopf, bescheiden. »Der wollte reden. Der hat im Grunde nur darauf gewartet, dass wir ihm einen Anlass geben.«
    »Meinst du?«
    »Ja. So hat er auf mich gewirkt.«
    »Du meinst, dass er sie wirklich... dass er sich wirklich was aus ihr gemacht hat?«
    »Glaub ich schon. Komisch, dass er einfach so hier bleibt.«
    »Er denkt eben, dass wir das dürfen. Dürfen wir ja auch, solange er keinen Anwalt einschaltet.«
    »Aber warum hat er keinen verlangt? Ist doch komisch. Der kennt sich doch aus mit dem Prozedere, der war doch schon im Knast.«
    »Geh heute mal früh schlafen«, sagte Mona.
    »Ja. Mal schaun.«
    Es war dunkel, als Mona gegenüber von Antons Wohnung parkte, um Lukas abzuholen. Ganz gegen ihre Gewohnheit blieb sie noch ein paar Minuten im Auto sitzen. Sie schloss die Augen und vergegenwärtigte sich Farkas' Gesicht, seine dunklen Augen, der Blick von unten herauf. Ängstlich oder tückisch. Ängstlich hatte Farkas zu keiner Zeit gewirkt. Also...
    Sie kramte ihr Handy aus der Tasche und versuchte, Wilhelm Kaiser zu erreichen. Aber in seinem Büro in der JSA lief nur ein Anrufbeantworter. Mona sprach ihren Namen aufs Band und bat um Rückruf.
    Bauer war ein lieber Kerl, der an das Gute glaubte. Aber ein junger, attraktiver Mann, der sich ernsthaft und ohne Hintergedanken in eine Frau verliebte, die knapp seine Mutter hätte sein können? Das gab es in diesen Mutmacherfilmen für verlassene Frauen ab fünfzig, die für einen Abend in der Illusion schwelgen wollten, doch noch eine Chance auf Leidenschaft zu haben. In der Realität kamen solche Liebesgeschichten nicht vor.
    Andererseits war Karin Belolavek nicht fünfzig, sondern neununddreißig, und eine hübsche Frau. Auf Fotos sah sie zudem jünger aus, als sie war. Jeder hatte ihren guten Charakter, ihr sympathisches Wesen gelobt. Warum also nicht? Es war nicht wahrscheinlich, aber auch nicht unmöglich. Sie würden ihn morgen über seine Affäre ausfragen - absichtlich, damit sie ihn so lange wie möglich dabehalten konnten.
    Mona startete das Auto. Farkas Wohnung war nicht weit weg von hier, vielleicht acht Minuten Fahrt. Sie hatte gesehen, dass das Schloss von Farkas' Wohnung sehr einfach zu knacken war. Für jemanden, der mit einem Dietrich umgehen konnte, überhaupt kein Problem. Es gab keinen Durchsuchungsbeschluss, aber diese Tatsache war nur relevant für Leute, die sich erwischen ließen. Sie steckte ihr Handy in die Freisprechanlage und rief Anton an, um ihm mitzuteilen, dass sie eine halbe Stunde später käme.
    Natürlich ahnte sie, dass es mit einer halben Stunde nicht getan war.

Kapitel 14
    Mona bremste vor der Marsstraße 120 und stieg aus. Das Haus aus grauem Sichtbeton stand vor ihr, dunkel und bedrohlich wie eine Festung. Hier lebte Milan Farkas, vielleicht schon seit einer längeren Zeit. Wie wirkte sich eine derartige Umgebung auf den Charakter eines jungen Mannes aus? Nur hinter wenigen der Balkonbrüstungen schien Licht. Es war ein Haus, in dem man schlief - unruhig, mit Albträumen -, keins, in das man Gäste einlud, keins, in dem man kochte, liebte, fernsah oder las. Es war ein Haus, in dem man sich widerwillig aufhielt, aus dem einzigen Grund, weil man nachts irgendwo unterkommen musste und keine bessere Bleibe gefunden hatte. Mona schloss das Auto ab und ging auf den Eingang zu.
    Die zerschrammte verglaste Haustür stand trotz der späten Stunde offen, vielleicht weil die Nachtluft immer noch so warm war. Eine trügerische Spätsommerphase hatte den eisigen Dauerregen der letzten Wochen vorerst beendet und würde sich seinerseits in spätestens zwei Wochen verabschieden, um einem

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