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Untreu

Titel: Untreu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa v Bernuth
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haben eine Menge mit Leichen zu tun...
    Eben. Deswegen kommt mir diese Frage etwas laienhaft vor.
    Es waren die Insekten, erkannte sie jetzt. Es gab kaum etwas, das sie widerlicher und abstoßender fand als Insekten jeder Art, fliegend oder kriechend, klein oder groß. Niemals würde sie diesen Job machen können.
    Phobisch?,
hatte Selisch gefragt, als sei das ganz normal.
    Ein bisschen. Manchmal
, hatte sie gelogen.
    Selisch war in ihrem Büro gewesen, um Bericht zu erstatten. Er hatte die Leiche gründlich untersucht, konnte aber noch keine genauen Zeitangaben machen. Während er kleine Schlucke von seinem dampfenden Yogitee nahm, erklärte er ihr auf seine schnoddrige, beiläufige Art sein weiteres Vorgehen. Es ging, soweit Mona verstand, in erster Linie um verlässliche Temperaturdaten, die er an einer nahe gelegenen Wetterstation für den Zeitraum der Liegezeit erfragen wollte.
    Dann muss ich mir ein, zwei Tierleichen beschaffen.
    Wie bitte?
    Das ist kein Problem, Tierärzte sind über jeden froh, der ihnen ihre eingeschläferten Patienten abnimmt.
    So.
    Ja. Ich brauche schätzungsweise eine Woche.
    Wozu?
    Um zu sehen, welche Insekten die Tiere wann besiedeln. Das Ganze muss natürlich am Fundort passieren, sonst bringt es nichts. Am besten wäre ein Schwein.
    Ein ...
    Oder man legt eine frische menschliche Leiche aus. Aber das ist ja hier wohl nicht drin.
    Warum ein Schwein?
    Ideal ist immer ein Tier mit vergleichbarer Biomasse wie die Leiche. Und Schweine unterscheiden sich genetisch kaum vom Menschen. Außerdem haben sie wie diese kein Fell.
    Sie wollen ein totes Schwein in den Garten der Belolaveks legen?
    So ungefähr. Ja genau.
    In dieser Sekunde hatte Mona beschlossen, Berghammer über das Vorgehen des neuen Mitarbeiters im Unklaren zu lassen. Sollten die Ergebnisse eine überzeugende Sprache sprechen, konnte man ihm immer noch die Sache mit dem Schwein erklären.
    Ich hoffe, Sie können das so machen, dass die Nachbarn...
    Nichts merken? Ich werd mir Mühe geben.
    Die Decke über ihr löste sich in zerfallende Quadrate auf. Ihre Augen fielen zu. Das Telefon klingelte nicht, wohl aber zwei Stunden später der Wecker.
    Als Mona am nächsten Morgen ihrem mürrischen Sohn gegenübersaß, fasste sie einen Entschluss.
    »Ich möchte, dass du bei Papa übernachtest. Die nächste Zeit jedenfalls. So lange, bis dieser Fall ad acta gelegt ist.«
    Lukas' Gesicht hellte sich mit einem Schlag auf. Es tat fast weh zu sehen, wie er sich freute.
    »Jede Nacht? Ich darf richtig bei ihm wohnen?«
    Mona rührte in ihrem Kaffee. »Ja. Jetzt erst mal.«
    Sie hatte Anton nicht einmal gefragt. Aber sie wusste, es würde kein Problem sein. Es war noch nie eins gewesen, außer sie hatte es dazu gemacht - diese Erkenntnis war bitter und gleichzeitig eine Erleichterung. Lukas' Vater hatte eine kriminelle Vergangenheit, doch von der Gegenwart wusste sie, wenn sie ehrlich war, nichts. Dachte sie zu lange darüber nach, zählte sie eins und eins zusammen, sprachen die Fakten zwar eine deutliche Sprache. Aber wer, verdammt noch mal, zwang sie eigentlich dazu? Sie war nicht verantwortlich für Antons Geschäfte, und so viel sie wusste, tat er niemandem etwas zu Leide, außer dass er möglicherweise den Profit einiger großer Autofirmen etwas herabsenkte. Und? Was interessierte sie das? Interessierte es überhaupt irgendwen, dass er - vielleicht - Luxuswagen auf nicht ganz konventionelle, sprich: legale Art in den Osten »exportierte«?
    Sie wusste natürlich, dass sie sich etwas vormachte. Lukas seinem Vater zu überlassen war wieder einmal eine kurzfristige Scheinlösung. Lukas konnte nicht bei Anton leben, weil Mona nicht bei ihm leben konnte. Die ewig gleiche Sackgasse, aus der es kein Entkommen gab.
    Mona fuhr sich durch ihren ungekämmten Haarschopf. Sie war müde und abgespannt. Es war sicher nicht gut für Lukas, dass er seine Mutter so sah. Andere Mütter sahen adrett und ausgeruht aus, wenn sie ihren Kindern Frühstück servierten. Mona nahm sich vor, dass das in Zukunft so sein würde. Sie würde ihren Alltag besser in den Griff bekommen. Sie wusste nur noch nicht wie. Aber manchmal reichte ja schon der feste Wille, um Dinge grundlegend zu ändern.
    »Wenn ich bei Papa schlafe...«
    »Ja?« Sie schreckte aus ihren Gedanken hoch und sah Lukas an, der strahlte wie schon seit Wochen nicht mehr.
    »Dann muss ich doch einen Koffer mit all meinen Sachen packen, oder?«
    »Äh - ja, klar.«
    Lukas sprang auf, als hätte er auf diese

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