Unwiderstehliche Küsse: Roman (German Edition)
noch nie gesehen hatte. »Ich kann nicht riskieren, dass sie auf sie schießen. Wenn sie uns erwischen, bleibt sie wenigstens am Leben.«
»Aber für wie lange?« Luca sprach damit Clarindas finsterste Gedanken aus.
Sichtlich nicht in der Stimmung zu streiten zerrte Ash an den Zügeln und wirbelte den Hengst herum, sodass sie ihren Verfolgern entgegensahen. Das temperamentvolle Tier stellte sich auf die Hinterbeine und trat mit den Vorderhufen in die Luft, sodass Clarinda sich noch fester an Ash klammern musste, wenn sie nicht riskieren wollte, im Sand zu landen. Ash brachte das Tier mühelos wieder unter Kontrolle, dazu benötigte er nicht mehr als einen herrischen Druck seiner Schenkel.
Auf Italienisch und Roma fluchend, folgte Luca Ashs Beispiel, er wendete das Kamel in einer unbeholfenen Kurve. Yasmin wurde beinahe aus dem Sattel geworfen, worauf sie bewies, dass sie nur eine Sprache benötigte, um ausgiebig zu fluchen.
Dann konnten sie nur noch darauf warten, dass Farouk und seine Reiter sich auf sie stürzten.
Kapitel sechsundzwanzig
Farouk hatte nur ein Dutzend Soldaten aus seiner Leibwache bei sich. Clarinda konnte nicht entscheiden, ob das ein Zeichen seiner Selbstsicherheit war oder eines der Verachtung für seine Gegner.
Als die Reiter sich näherten, überraschte Ash sie erneut, indem er absaß, sich umdrehte und die Arme ausstreckte, um sie aus dem Sattel zu heben. »Ich stelle mich einem Feind lieber, wenn ich auf meinen Füßen stehe, statt zu riskieren, dass das Pferd unter mir weggeschossen wird«, erklärte er ihr leise. »Obwohl ich vermute, dass Farouk eher mich erschießt als dieses besondere Tier.«
Ash hatte recht, überlegte Clarinda. Es war ein besseres Gefühl, einem Feind auf den eigenen Beinen gegenüberzustehen. Wenigstens war das so, bis Ash sie hinter seinen Rücken schob und dadurch zwang, den Hals zu recken, um noch etwas zu sehen.
Die Reiter kamen über sie wie Raubtiere; ihre schwarzen Umhänge flatterten im Wind hinter ihnen. Unter den Kaffiyehs , die sie um ihre Stirnen gewunden hatten, waren ihre Brauen finster zusammengezogen. Als Clarinda sah, dass Farouks Onkel Tarik unter ihnen war, verließ sie jeder Mut.
Farouk ritt einen hochbeinigen Kastanienbraunen, der sich in jedem Rennen in Newmarket würde behaupten können. Doch erst als er sein Pferd zum Stehen brachte, bemerkte Clarinda das in einen Umhang gehüllte Bündel in seinen Armen. Eine blasse Hand erschien, um die Kapuze zurückzuschieben, und dann tauchte eine Brille aus den Stofffalten auf, auf deren Drahtgestell sich das Mondlicht spiegelte.
»Poppy?«, flüsterte Clarinda ungläubig. Sie machte unwillkürlich einen Schritt nach vorn, um sich zu vergewissern, dass ihre Freundin unversehrt war. Ashs Arm schoss vor, um ihr den Weg zu versperren.
Ehe irgendwer etwas sagen konnte, seufzte Yasmin theatralisch. »Ich war eine Närrin, dass ich fortgelaufen bin. Ich hätte wissen müssen, dass er mich niemals gehen lassen würde.«
Farouk spähte zu ihr. »Yasmin, bist du das? Was tust du hier?«
Yasmin starrte ihn an, und ihre tragische Resignation wich heller Empörung. »Sie haben noch nicht einmal bemerkt, dass ich fort war?«
»Verzeih mir«, erwiderte Farouk mit unverhohlenem Sarkasmus, »aber ich hatte keine Zeit, meine Konkubinen durchzuzählen, bevor ich losgeritten bin. Mein Stall war gerade ausgeraubt worden, und ich war damit beschäftigt nachzusehen, wie viele meiner Pferde noch da sind.«
»Das ist der Grund, weshalb ich nicht länger die Konkubine dieses Mannes sein kann. Ihm liegt mehr an seinen Pferden als an seinen Frauen!« Yasmin schlang ihre Arme um Lucas Mitte, sie rieb sich an ihm wie eine hungrige Katze. »Heute ist ein guter Tag für dich, Zigeuner. Ich habe beschlossen, dass ich dich heirate.«
»Das ist aber komisch«, erwiderte Luca, »ich kann mich nicht entsinnen, dich darum gebeten zu haben. Wenn du dich allerdings weiter an meinen Rücken schmiegst, könnte ich es mir noch einmal überlegen.«
Farouk ließ sich aus seinem Sattel gleiten, sodass er wie Ash und Clarinda auf dem Boden stand, während Poppy auf dem Pferderücken sitzen blieb. Sein verächtlicher Blick glitt über Clarinda und den Hengst, ehe er an Ash hängen blieb. »Schließlich habe ich doch erkannt, was für ein Schuft du bist, Burke, allerdings hätte ich dich nicht für einen Dieb gehalten.«
»Hast du mir nicht einmal gesagt, wenn ich gerne irgendetwas hätte, was dir gehört, dann müsse ich nur
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