Unwiderstehliche Küsse: Roman (German Edition)
dann davon abhalten können, seine Arme um sie zu schlingen und sie an sich zu ziehen? Davon, seine Lippen auf ihr Haar zu drücken und tief den reinen Duft nach Maiglöckchen einzuatmen, der ihn immer noch verfolgte, selbst wenn er eine andere Frau in seine Arme schloss?
Wenn es ihr nicht gelang, ihre Reaktion auf sein unerwartetes Erscheinen zu verbergen, war es gut möglich, dass sie es beide mit dem Leben büßen müssten.
Er konnte nur hoffen, dass Zeit genug wäre, irgendeinen gierigen Diener zu bestechen, damit er ihr eine Nachricht in den Harem schicken konnte, um sie zu warnen, dass sie besser Gleichgültigkeit heuchelte, wenn sie einander begegneten.
Ein Tor auf der anderen Seite des Hofes wurde geöffnet. Es hatte ganz den Anschein, als sei Ashs Zeit soeben abgelaufen.
Clarinda Cardew stand dort, umrahmt von den vergoldeten Türflügeln, wie eine colorierte Abbildung aus »Der lüsterne Türke«. Ash erschrak, denn sie war nicht annähernd so hübsch, wie er sich erinnerte.
Sie war wunderschön.
Bis auf das Paar juwelenbesetzte Kämme, die ihr Haar aus dem Gesicht hielten und ihre eleganten Wangenknochen betonten, war ihr Haar offen und ergoss sich in schimmernden weizenblonden Wellen über ihren Rücken. Ein feiner Kajalstrich betonte die katzenhafte Form ihrer kleegrünen Augen. Sie war in mehrere Lagen hauchfeiner bunter Seide gehüllt, die absichtlich so geschnitten waren, dass sie jeden Mann bei ihrem Anblick mit verlockenden Hinweisen auf die Schätze quälten, die darunter verborgen lagen.
Ash musste tief in seiner Kehle ein Geräusch produziert haben, weil Luca sich zu ihm umdrehte, seine Augen vor Sorge ganz groß aufgerissen. Glücklicherweise bemerkte Farouk nichts von Ashs verräterischer Reaktion. Der Sultan schaute quer über den Hof, ebenso gefesselt wie sein Gast von dem Bild weiblicher Sinnlichkeit, das auf der Türschwelle erschienen war.
Oh Himmel , dachte Ash, als er den Ausdruck in ihren Augen sah. Sie würde sie alle das Leben kosten. Aber während er in diesem Blick versank und spürte, wie sie all die vertrockneten Stellen in seinem Herzen mit köstlichem Wasser tränkte, entschied er, dass es das vielleicht wirklich wert war.
Es war alles in ihren Augen. Alles, was er in seinem Leben in den vergangenen neun Jahren vermisst hatte – Zärtlichkeit, Sehnsucht, Verlangen, Leidenschaft, der Wunsch nach mehr als der flüchtigen Befriedigung aus einer Vereinigung von Fremden.
Als sie sich in Bewegung setzte, machte er unwillkürlich einen Schritt auf sie zu, ohne es selbst zu merken.
Sie aber lief an ihm vorbei, warf sich mit einem Freudenschrei in Farouks ausgestreckte Arme. »Oh Farouk, mein Liebling, stimmt es? Bist du wirklich nur knapp dem Tod entronnen?«
Ash stand wie erstarrt vor Schreck, während Farouk den Kopf in den Nacken warf und laut lachte, Clarinda hochhob und sich einmal mit ihr im Kreis drehte. »Keine Angst. Mein Herz war vor den Klingen der Schurken sicher, da ich es ja zur Aufbewahrung hier in den zarten Händen meiner kleinen englischen Butterblume gelassen habe.«
Als Farouk sie schließlich wieder auf den Boden stellte, drehte sie sich in seinen Armen um und schaute Ash an. Eine Hand besitzerergreifend auf Farouks breite bloße Brust gelegt, reckte sie hochmütig ihr Kinn, und während ihr Lächeln verblasste und in ihre Augen Eiseskälte stieg, verlangte sie zu wissen: »Wo wir gerade von Schurken sprechen, Ihre Majestät, was, um alles in der Welt, hat er hier zu suchen?«
Kapitel vier
Er ist meinetwegen gekommen , dachte Clarinda, und ihr verräterisches Herz machte einen hoffnungsvollen Satz, als sie Ashton Burke nach fast zehn Jahren wieder gegenüberstand.
In jenen dunklen Stunden, gleich nachdem er sie verlassen hatte, um seinen Träumen nachzujagen, hatte ihre Fantasie rachsüchtig stundenlang immer neue Szenarien ersonnen, unter welchen Umständen sie sich dereinst einmal wiederbegegnen würden.
Da war eine Szene, in der sie aus einer goldenen Kutsche stieg, die von sechs schneeweißen Pferden gezogen wurde, und ihn als Bettler vor dem Stadthaus ihres Vaters in Mayfair zusammengekauert in der Gosse entdeckte. Ihm ein mitleidvolles Lächeln schenkend, nahm sie eine Münze aus ihrem Geldbeutel und warf sie ihm zu, bevor sie ohne einen weiteren Blick über seine in Lumpen gewickelte Gestalt hinweg ins Haus ging. Wenn ihr besonders gemein zumute war, schneite es auch noch, und sie trat versehentlich auf seine Finger, während sie an ihm
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