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Urod - Die Quelle (German Edition)

Urod - Die Quelle (German Edition)

Titel: Urod - Die Quelle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Levine
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derartige Brille aufzusetzen.
    „ Was ist denn los?“ gähnte Thomas und pulte sich seine Filter aus den Ohren.
    „ Aufstehen!“ bellte Drago.
    Thomas verzog seine Mundwinkel.
    „ Ja, ja, ich bin ja dabei. Immer mit der Ruhe!“
    „ Die anderen kommen auch!“
    Thomas sah ihn fragend an und kratzte sich am Kopf.
    „ Was?“
    „ Damit wir fahren können.“
    Jetzt wurde ihm klar, was Drago meinte.
    „ Ach so, sollen auch kommen.
    Drago hatte scheinbar keine Zeit für derartige sprachliche Spitzfindigkeiten und wandte Thomas den Rücken zu. Er stopfte Holzscheite in ein kleines Holzöfchen, das in einer Ecke des Raumes stand. Offensichtlich war das Holz noch feucht, denn es begann zu knistern und zu qualmen. Der Rauch breitete sich schnell aus und reizte Thomas’ Lungen. Er musste husten. Drago hingegen ließ das völlig kalt. Der Mann hatte offenbar Lungen aus Stahl.
    Während Thomas sich ein frisches T-Shirt überstreifte, das sich klamm anfühlte, und seine Jeans anzog, fragte er Drago, wo Miles war. Der Bulgare war ihm nicht ganz geheuer. Außerdem roch er seltsam. Nicht nach Schweiß oder anderen menschlichen Ausdünstungen, sondern erdig und irgendwie nach Moschus. Thomas wollte nicht mit ihm alleine sein, wenn Drago erfuhr, dass die Truppe noch nicht bereit war, abzureisen. Thomas war sich sicher, dass Drago das ganz und gar nicht gefallen würde. Da er die Frage scheinbar nicht gehört hatte, stellte Thomas sie erneut.
    „ Wo ist Miles?“
    „ Er kommt bald. Wir treffen uns mit ihm immer hier, wenn wir uns verlieren.“
    Immer? Thomas fragte sich, bei welcher Art von Aktivitäten die beiden sich wohl aus den Augen verloren hatten. Alles, was ihm dazu einfiel, trug nicht gerade zu seiner Erbauung bei. Er sagte vorsichtshalber nichts und wollte erst die anderen um sich versammeln, bevor er weitere Infos aus dem Alten herausholte.
    Drago hatte sich ans Fenster gestellt und starrte auf die kleine Wetterstation.
    „ Ihr habt Glück. Es wird noch ein paar Stunden regnen. Den ganzen Vormittag. Wir können in Ruhe eure Abfahrt vorbereiten.“
    Thomas zog es vor, dazu zu schweigen. Er hatte einen fauligen Geschmack im Mund und das dringende Bedürfnis, sich die Zähne zu putzen. Außerdem wäre so etwas wie eine Dusche auch keine schlechte Idee. Seine Achselhöhlen hatten jedenfalls schon besser gerochen und er war ebenfalls nicht scharf darauf, Leas Geruch noch länger an sich haften zu haben. Der Gedanke an Lea rief sofort sein schlechtes Gewissen auf den Plan. Doch wenn er ehrlich war, bereitete ihm die Tatsache, dass sie allen von ihrem gemeinsamen Sex erzählen könnte, viel mehr Sorgen.
    Im gnadenlosen Licht des Tages kam ihm die ganze Sache plötzlich sinn- und geschmacklos vor. Er hatte mit dem Schwanz gedacht, das war alles. Er nahm sich vor, so schnell wie möglich mit Lea zu reden, sich bei ihr zu entschuldigen und zu versuchen, sie dazu zu bringen, die ganze Sache ad acta zu legen. Irgendwie würde er sie davon überzeugen, dass auch er aus einer Verletzung heraus gehandelt hatte. Und wenn sie wirklich etwas für ihn empfand, dann würde sie das verstehen. Während er die gestrigen Ereignisse noch einmal Revue passieren ließ, bekam er eine Erektion. Das machte ihn nachgerade wütend. Hastig schnappte er sich ein Handtuch aus seinem Rucksack, fummelte seine Zahnbürste aus seiner Kulturtasche und versuchte krampfhaft an etwas anderes zu denken. Er sah zu Drago herüber. Der Anblick half, die Erektion verschwand und Thomas trottete Richtung Tür.
    „ Ich gehe dann mal die anderen wecken!“ rief er und trat ins Freie. Der Bulgare erwiderte lediglich ein Brummen.
     

    Thomas atmete einmal tief durch. Die Luft war feucht, aber so frisch und klar, dass sie einen belebte. Er hielt sein Gesicht gen Himmel in den Nieselregen. Sobald es gleichmäßig benetzt war, wischte er sich mit dem Handtuch ab. Dann schaute er sich das Camp zum ersten Mal im Hellen an.
    Ein Ort der Verwahrlosung. Überall verstreut lagen Abfälle und Gerätschaften. Der schlammige Boden sah aus wie tiefster Morast. Jemand hatte Holzplanken darüber gelegt, sodass man nicht durch den Matsch waten musste. Stukkateureisen, Spitzkellen, Spaten und sogar ein Zahnarzthaken waren auf einen Haufen geworfen worden und versanken nun im aufgeweichten braungrauen Erdbrei.
    Die beiden anderen Baracken standen still und stumm im grauen Morgenlicht des Tages. Offenbar schliefen die anderen noch alle. Thomas sprang auf eine Planke, die sich

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