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Vaethyr: Die andere Welt

Vaethyr: Die andere Welt

Titel: Vaethyr: Die andere Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Freda Warrington
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Tür stand Matthews Freund Alastair und sah sie verdutzt an, als sie öffnete. »Oh, Matt hat uns gar nicht gesagt, dass du kommst«, sagte sie.
    »Ich wusste es selbst nicht«, sagte Alastair. »Ich bin nur vorbeigekommen, um ihn zu fragen, ob er Lust auf ein Bier hat.« Er warf einen fragenden Blick auf die Glasscherben in ihrer Hand und hob seinen Kopf, als er hinter der halb geöffneten Tür die erhobenen Stimmen hörte. »Habe ich einen unpassenden Moment erwischt?«
    Rosie seufzte und verzog den Mund zu einem halben Lächeln. Was für eine Erleichterung, ein anderes und freundliches Gesicht zu sehen. Sie kannte Alastair nicht gut, aber er schien immer gut gelaunt zu sein und er war das genaue Gegenteil von Jon: rotblond und ein breites, lächelndes Gesicht mit Sommersprossen, haselnussbraunen Augen und hellen Wimpern. Auf seine sportliche Art sah er nicht schlecht aus. Ihr gefiel sein Aberdeenakzent.
    »Wir haben nur eine Familienkrise«, sagte sie verlegen. »Normalerweise sind wir nicht so.«
    »Ich weiß.«
    »Das geht sicherlich vorbei, aber …«
    »Weißt du was, ich gehe lieber. Sag ihm, dass ich hier war.« Er blieb aber stehen und sah sie an. »Du wirkst sehr aufgewühlt, Rosie.«
    »Es ist einfach unglaublich«, sagte sie und hatte plötzlich einen rauen Hals, »wie ein paar Worte dein Leben aufwühlen können, dich herumwirbeln und dann in eine Welt fallen lassen, die sich vollkommen von der unterscheidet, in der du zu leben glaubtest. Was soll man da machen?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte er verdutzt. »Du solltest es denen, die dich so aufgebracht haben, heimzahlen, aber noch schlimmer. Triff sie dort, wo es wehtut. Ich schlage für gewöhnlich auf eine Wand ein und verletze mich dabei nur selbst, aber …« Er ließ den Satz mit einem unsicheren Halbgrinsen unvollendet. »Alles okay mit dir?«
    »Nicht wirklich«, sagte sie. »Hast du was dagegen, wenn ich stattdessen mit dir in den Pub gehe?«
    Nach zwei großen Gläsern Wodka-Tonic erzählte sie Alastair, worum es in dem Streit gegangen war, und beobachtete dann seine Reaktion. Er war offensichtlich überrascht und wurde still und sein Blick unstet. Dann schüttelte er den Kopf, trank einen Schluck Bier und sagte: »Deine Familie ist umwerfend.«
    »Dass wir Mum verzeihen, meinst du? Könntest du das nicht?«
    »Oh, vermutlich könnte ich es. Es schmerzt, als stäche jemand zu, ich kenne das. Eine Ex von mir, früher, sie …« Sein Zögern weckte Rosies Mitgefühl. »Egal, sie war es nicht wert, dass man ihr verzieh. Aber jemand wie deine Mutter, wie könnte ein Mann ihr nicht verzeihen?«
    Rosie seufzte erleichtert und fühlte sich wieder auf sicherem Boden. »Ich wünschte, Matt hätte es ebenso gut aufgenommen. Er schiebt alles, was schiefgeht, darauf, dass wir … anders sind.«
    »Das kapiere ich nicht. Ihr seid eine großartige Familie.«
    »Ich weiß.« Die Bewunderung in seinem Ton amüsierte sie und ihr wurde warm ums Herz. »Und Matt weiß das auch. Im Grunde seines Herzen will er nur das Beste für uns, aber er meint, uns ständig sagen zu müssen, wie wir uns zu verhalten haben, selbst unseren Eltern, obwohl er sich irrt und das auch weiß.« Sie wartete, bis Alastair ihr den nächsten Drink geholt hatte, und fuhr dann fort: »Ich werde dir sagen, wie er ist. Matthew ist wie ein Junge aus einer exzentrischen Künstlerfamilie, der sich ihrer jedoch schämt, weil er selbst am liebsten Großstädter im Anzug wäre.«
    Über dieses Bild mussten sie beide lachen.
    »Deine Eltern machen auf mich einen ganz normalen Eindruck«, sagte Alastair. »Sie sind wenigstens zusammen.«
    »Deine nicht?«
    Er bekam wieder den stillen Blick und unter seinem fröhlichen Äußeren kam die Traurigkeit zum Vorschein. »Vater ist inzwischen tot. Mutter ist schon längst mit irgendeinem anderen Typen weg. Das ist Geschichte. Matthew und eure Leute sind mir mehr Familie, als meine das jemals für mich war.«
    »O Alastair, das ist aber nett.«
    »Dann sind deine Eltern also mal Hippies gewesen?«
    »Kein Zweifel«, kicherte Rosie, »aber das meine ich nicht mit ›anders sein‹. Nimm einfach mal an, wir kämen aus einem anderen Land, und obwohl wir seit Jahrhunderten Briten sind, praktizieren wir noch immer die alten Bräuche. Und das findet Matt nervig und rückständig, das ist alles.«
    »Ja, das sagt er auch, aber ich weiß nicht so genau, was er damit meint.« Alastair beugte sich neugierig vor. »Also, was habt ihr für einen geheimnisvollen

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