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Valerias letztes Gefecht: Roman (German Edition)

Valerias letztes Gefecht: Roman (German Edition)

Titel: Valerias letztes Gefecht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Fitten
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in unserem Alter. Fast alle sind fort – im Ausland, in der Stadt oder verheiratet. Eigentlich gibt es hier keine Junggesellen mehr. Arme Kleine. Ich möcht wirklich wissen, wer es ist. Ich treff sie doch andauernd, komisch, dass sie nie was gesagt hat.«
    Der Töpfer zuckte abermals die Achseln und wies auf die Tür. Der Lehrling nickte und machte sich zum Gehen bereit: »Ich freue mich sehr, dass Sie mich diese Stücke allein machen lassen. Vielen Dank.«
    Der Töpfer scheuchte ihn fort. »Bedank dich bei Zsofi, wenn du sie das nächste Mal triffst. Wie gesagt, sie hat darum gebeten, dass du die Sachen anfertigst. Bring sie in ein paar Tagen zum Brennen vorbei.«
    Der Lehrling verließ die Werkstatt und der Töpfer lächel te ihm hinterher. Er freute sich, dass der junge Mann zu ihm gekommen war. Er war nicht mehr der Jüngste und brauchte jetzt für jeden Auftrag länger. Seine Langsamkeitwäre vielleicht zum Problem geworden, wäre das Land nicht mit Billigimporten aus China überschwemmt worden. Sogar auf den Dorfmärkten bekam man Teller zu einem Bruchteil von dem, was der Töpfer dafür verlangte. Alles minderwertiges Zeug. Wenn man sie spülte, splitterten sie ab oder zerbrachen. Trotzdem machten ihm die Chinesen und sein Lehrling das Leben leichter. Der Töpfer überlegte immer öfter, ob der Lehrling nicht die Werkstatt und das Geschäft übernehmen sollte. Es warf sowieso nicht viel ab, und der Töpfer war mehr als bereit, in den Ruhestand zu treten. Als er daran dachte, wie die Familie seines Lehrlings darauf reagieren würde, musste er lachen. Sie würden bestürzt sein, da war er sicher. Der Töpfer hatte nichts dagegen, dem jungen Mann die Werkstatt zu über lassen . Er brauchte sie nicht mehr und Kinder hatte er keine. Warum also nicht?
    Der Lehrling kam aus einer Schlosserfamilie. Sein Vater war Schlosser, seine Onkel waren Schlosser und all seine Vettern. Ihnen gehörte die einzige Schlosserei im Dorf und sie besaßen die Schlüssel zu allen Schlössern des Ortes. Als Heranwachsender war der Lehrling immer an der Seite seines Vaters gewesen und mit ihm in die Häuser, Geschäfte und in die Büros gegangen, um Schlösser auszutauschen und zu reparieren. Im Sommer nach dem Abzug der Sowjets nahm die Familie mit dem Einbau von Safes sogar Unsummen ein.
    »Ich hab mich gefragt, vor wem die sich eigentlich schüt zen wollten«, hatte der Lehrling zum Töpfer gesagt, als sie sich vor zwei Jahren in Ibolyas Kneipe zum ersten Mal begegnet waren. »Jeder im Dorf kennt jeden und alle sind miteinander verwandt. Die Safes haben keinen Sinn.«
    Anscheinend hatten die Dorfbewohner das kapiert, denn im Sommer darauf montierte der Lehrling alle Safes wieder ab, was einige Zeit in Anspruch nahm. Die Leute hatten dieZahlenkombinationen vergessen oder die Safeschlüssel verloren.
    »Schon wieder Safes«, sagte er im Sommer darauf zum Töpfer. »Ich sag Ihnen, ich hasse diese Arbeit.«
    Da radelte Zsofi Toth vorbei. Sie rief dem jungen Mann etwas zu und winkte. Er winkte lächelnd zurück. Das Mäd chen war so hübsch, dass die Männer in der Kneipe innehielten und dem jungen Mann gratulierten. Er zuckte unschuldig die Achseln. »Wir sind
bloß Freunde
. Ich war mit ihr in einer Klasse.« Sogar der Töpfer nickte anerkennend.
    »Warum arbeitest du nicht bei mir?«, fragte er. »Ich bin nicht mehr der Jüngste. Ich habe keinen Sohn und könnte Hilfe gebrauchen.«
    Der Lehrling überlegte nicht lange und sagte sofort ja, so brillant fand er die Idee. Er sprang auf und schüttelte dem Töpfer die Hand. Dann rannte er schnurstracks nach Hause und erzählte seiner Familie, dass er zum Sommerende aus dem Familienbetrieb ausscheiden würde.
    »Das Geschäft läuft kaum noch«, erklärte er seiner Familie. »Und wir machen sowieso nur noch Nachschlüssel. Wie lang soll ich denn noch vor der Schlüsselschneidema schine sitzen? Überhaupt, der einzige Kunde, der je hierherkommt, ist Valeria, die verrückte Alte. Allein für sie hab ich über hundert Schlüssel gemacht, ich schwör’s. Das Maschinensurren zerrt an meinen Nerven, der Metallschleifgeruch brennt mir in der Nase. Und ich bekomme immer öfter Kopfschmerzen. Ich möchte beim Töpfer in die Lehre gehen. Hiermit sag ich euch allen, dass ich aus dem Familienbetrieb ausscheide.«
    Seine Eltern schüttelten den Kopf. Seine Mutter rang die Hände, die Ader auf der Stirn seines Vaters fing an zu beben und sein Auge zuckte.
    »Töpfer? Aber du bist doch Schlosser«, wandte

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