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Valerias letztes Gefecht: Roman (German Edition)

Valerias letztes Gefecht: Roman (German Edition)

Titel: Valerias letztes Gefecht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Fitten
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sie den Zigaretten-, Parfum- und Alkoholgeruch darin riechen konnten, und schenkte ihnen einen Pflaumenschnaps ein. Sich die Lippen leckend griffen sie nach den Schnapsgläsern, während Ibolya sich ein wenig vorbeugte, sodass sie gerade eben den oberen Teil ihrer Brüste zu sehen bekamen. Den alten Männern fiel die Kinnlade herunter. Sie rieben sich die Augen und bestellten schnell noch eine Runde. Ihre Enkel schlugen bloß lachend auf den Tisch. Ibolya zwinkerte und lächelte.
    »Valeria ist ein hoffnungsloser Fall, vergesst das nicht. Es gibt einfach unglückselige Menschen, die keineswegs so auf die Welt gekommen sind. Sie brocken sich ihr Unglück systematisch selber ein, und Valeria leidet an dieser üblen Krankheit.«
    Das Gespräch hatte erst einmal aufgehört und Ibolya war froh darüber. Sie stellte fest, dass Valerias Liebschaft mit dem Töpfer schlecht fürs Geschäft war. Immer häufiger kamen sie auf das Thema zurück, und diese Gespräche waren kaum zu stoppen. Aus Eifersucht schlussfolgerte Ibolya, dass diejenigen, die über Valerias Affäre mit dem Töp fer tratschten, nicht mehr hart arbeiteten. Wer nicht hart arbeitete, wer sich nicht abrackerte, hatte auch keinen Grund zu trinken, und wer nicht trank, kam nicht in ihre Kneipe.
    Ibolya war zwar betroffen darüber, dass ihre Freundschaft mit dem Töpfer zerbrochen war – er besuchte sie nicht mehr und ging nicht ans Telefon   –, doch weitaus mehrbeunruhigte sie, dass ihr Geschäft schlecht lief. Sie musste kürzere Röcke und engere Blusen tragen. Wenn sie Alkohol ausschenkte, musste sie sich noch weiter vorbeugen, um die Gäste, die sie noch hatte, nicht zu verlieren. Bereits nach einer Woche bekam sie davon Rückenschmerzen.
***
     
    All das machte ihr Sorgen, weil sie über das Konzentrationsvermögen der Männer genau Bescheid wusste. Sie konnte noch so kurze Röcke tragen und sich noch so weit vorbeugen, mit achtundfünfzig Jahren war sie nur noch für Männer verlockend, die älter waren als sie selbst. Ihre gutaussehenden Enkel lächelten und flirteten, aber sie sah ihnen an, dass sie nicht an ihr interessiert waren, vielleicht sogar eine Abneigung gegen sie hegten. Sie waren nur höf lich und versuchten, die Eitelkeit einer älteren Dame nicht zu verletzen. Sie fragte sich, wie lange sie noch so weitermachen konnte. Wie lang würde es dauern, bis die Män ner , die noch in ihre Kneipe kamen, kahl, zahnlos und ohne einen Pfennig waren? Ibolya war klug genug, um sich klarzumachen, dass ihr nur fünf, sechs Jahre blieben. Spä testens dann würde sie jüngere Frauen einstellen müssen. Vielleicht sogar sofort. Jemand, der alle Männer munter machen und in die Kneipe locken konnte. Vielleicht fand sie jemanden, der so glamourös war wie die Bürgermeister frau . Das wäre die Lösung. Sie würde unvorstellbar reich werden. Vielleicht konnte sie aus der Kneipe ein Stripteaselokal machen. Die Männer würden dafür bluten müs sen . Ibolya gab sich diesen Träumereien hin und bemerkte dann den Töpferlehrling, der bei einer jungen Frau saß. Ein hübsches Ding. Das Mädchen lachte und warf die Haare nach hinten. Sie sperrte den Mund auf und hielt die Hand nicht davor. Ibolya musterte das Mädchen. Sie hatte eine gute Figur und war der Bürgermeisterfrau recht ähnlich.Ja, dachte sie, das ginge bestimmt – sie wäre genau die Richtige. Der Töpfer hat einen Lehrling, also kann auch ich einen haben.
***
     
    Ibolyas Beziehung zu Männern war seit fünfundvierzig Jahren dieselbe: Sie wusste, was Männer wollten, wusste, wie man sie manipulieren musste, um an sein Ziel zu kommen, und war dabei nicht zimperlich. Nicht einmal ihre Ehe hatte sie aufgehalten. Sie hatte einen brutalen Hohlkopf geheiratet und ihm in den Flitterwochen Hörner aufgesetzt.
    Ihre Leidenschaft erlosch nach gewisser Zeit und die Beziehungen verliefen im Sande, doch das störte Ibolya nicht. Es tauchten genug andere Männer auf, die sie erobern konnte. Der gutaussehende Töpfer mit seinem weißen Schnurrbart und dem welligen Haar war nicht ihr einziger Fang. Zwar war sie frustriert, dass diese Affäre zu Ende war, bevor sie sich richtig entwickelt hatte. Ibolya musste sich den Tratsch anhören, dass der Töpfer Valeria lieber mochte, und das vertrug sie nicht. Sie wollte und konnte solches Gerede nicht hinnehmen. Solange sie schöne Beine hatte und nach Parfum duftete, konnte sie den Töpfer zurückgewinnen, da war sie sich sicher.
    »Als würde Valeria mit dem Rock über

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