Vampiralarm (German Edition)
drohend vor ihr aufgebaut hatte und sie hinter den dunklen Gläsern seiner Sonnenbrille finster musterte. Das ist sicher Cole, dachte sie. Er war groß und dürr und besaß dunkle, lockige Haare, die ihm im Augenblick ziemlich unordentlich vom Kopf abstanden.
Und seine Haut war so bleich wie die eines Toten …
Colleen schluckte hart und schaute zu Boden, um seinem feindseligen Blick auszuweichen.
"Hast du nicht gehört? Ich hab dich was gefragt. Was, zum Teufel, hast du hier zu suchen?" Seine Stimme klang kalt und unfreundlich. "Du befindest dich hier auf Privatbesitz, das ist dir hoffentlich klar!"
Colleen spürte, wie sie eine Gänsehaut bekam. Mit diesem Jungen stimmte ganz eindeutig etwas nicht. Im Gegensatz zu Julie Parson, der Freundin der Zwillinge, war Cole Dawson nicht nur ein bisschen blass um die Nase herum.
Bei ihm war es noch viel schlimmer!
Tiefe schwarze Ringe umrahmten seine Augen, und durch die durchscheinende, fast farblose Gesichtshaut schimmerten feine blaue Äderchen. Aber es waren seine Augen hinter den recht schwach getönten Gläsern seiner Sonnenbrille, die Colleen am allermeisten schockten. Tief in den Höhlen liegend, blickten sie so kalt und gefühllos, wie sie es bisher nur ein einziges Mal gesehen hatte – und zwar in Tristan Kopeks Fischaugen!
"Ich … äh, es tut mir Leid, dass ich hier einfach so eingedrungen bin", stammelte Colleen hastig. "Mein Hund Spike ist mir ausgebüxt, und ich hab gesehen, wie er hier in eurem Garten verschwunden ist. Ich habe vorne geklopft, aber es schien niemand zu Hause zu sein."
"Und da bist du einfach so hier reinspaziert?" Coles Augen schienen Funken zu sprühen vor Wut. Er ballte drohend die Hände zu Fäusten. "Mach, dass du wegkommst, hörst du? Wenn ich dich hier noch einmal sehe, setzt es was!"
Rasch machte Colleen – den imaginären Spike seinem Schicksal überlassend –, dass sie davon kam. Erst als sie ein paar hundert Meter zwischen sich und dem Haus von Cole Dawson gebracht hatte, verlangsamte sie ihr Tempo. Als sich die Straße mit der Mainstreet kreuzte, blieb sie schließlich schwer atmend stehen, bis der Schreck, der ihr noch immer in den Knochen steckte, endlich abflaute.
Meine Güte, dieser Cole hatte sich ja aufgeführt wie ein Wilder, bloß weil jemand in seinem Garten herumschnüffelte. Das war doch nicht normal! Der Typ hatte etwas zu verbergen und fürchtete, dass Colleen ihm auf die Schliche kommen könnte, so viel stand fest.
Vielleicht war das komische Ding aus Metall, von dem Colleen nur einen kurzen Blick hatte erhaschen können, während sie unter der Dornenhecke gekauert hatte, ein Hinweis? Sie konnte sich eigentlich nur an die Farbe erinnern: ein sehr auffälliges und grelles Giftgrün.
Seltsamerweise wurde sie das Gefühl nicht los, dass sie damit schon etwas anfangen können musste. Bloß was?
Und dann, ganz plötzlich, fiel es Colleen wie Schuppen von den Augen. Wie hatte sie bloß so dämlich sein können, nicht sofort darauf zu kommen? Welchen Gegenstand kannte sie denn schon, der eine solch auffällige Farbe besaß?
Natürlich! Jakes BMX-Bike!
Aber das hieße ja …
Der nächste Gedanke traf sie wie ein Faustschlag in die Magengrube. Die Welt um sie herum begann sich zu drehen wie ein Jahrmarktskarussell, und ihr eigener Puls hämmerte ihr ohrenbetäubend laut in den Ohren. Krampfhaft klammerte sie sich an einem der weißgetünchten Gartenzäune fest und bemühte sich verzweifelt, tief und gleichmäßig zu atmen.
Langsam, ganz langsam ließ das Schwindelgefühl nach. Zurück blieben ein schaler Geschmack im Mund und eine latente Übelkeit, die beim geringsten Anzeichen von Schwäche zurückkehren würde.
Ohne dass sie es wollte und ohne dass sie etwas dagegen tun konnte, begann sich ein schreckliches Horrorszenario in ihrem Kopf abzuspielen: Jake hatte auf eigene Faust ein bisschen herumgeschnüffelt. Colleen wusste ja, dass er unbedingt herausfinden wollte, was mit Jaspers Landing und seinen Einwohnern geschehen war. Er hatte sich in Sachen eingemischt, von denen man besser die Finger lassen sollte. Und dann war er bei seinen Nachforschungen der Wahrheit ein Stückchen zu nahe gekommen und …
Nein, sie mochte nicht weiterdenken. Das Fahrrad im Garten der Dawsons bewies noch lange nicht, dass Jake etwas zugestoßen war. Vielleicht hatte er es ja bloß bei seinem letzten Treffen mit Cole zurückgelassen.
Aber wenn es so war, warum lag das Rad dann wie ein achtlos beiseite geworfenes Stück
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