Vampire Academy 05
ich nur das Pech haben konnte, mich mit einem Mann einzulassen, der mit der Anführerin der ganzen Moroi-Welt verwandt war. „Sie hasst mich! Du weißt, was bei unserem letzten Gespräch passiert ist.“ Ihre Königliche Majestät war auf mich losgegangen und hatte herumgeschrien, ich sei zu billig, um mit ihrem Neffen anzubandeln, und dass sie große Pläne für ihn und Lissa habe.
„Ich denke, das hat sie inzwischen überwunden.“
„Oh, bitte.“
„Nein, wirklich.“ Er sah beinahe so aus, als sagte er die Wahrheit. „Ich habe neulich mit meiner Mom gesprochen, und … ich weiß nicht. Tante Tatiana scheint dich nicht mehr gar so sehr zu hassen.“
Ich runzelte die Stirn, und wir drei setzten uns wieder in Bewegung. „Vielleicht bewundert sie ja deine jüngsten Aktivitäten bei der StrigoiJagd“, überlegte Lissa laut.
„Vielleicht“, pflichtete ich ihr bei, glaubte es aber nicht wirklich. Wenn überhaupt, dann musste mich mein Alleingang in den Augen der Königin eher noch verabscheuenswerter gemacht haben.
Ich fühlte mich dadurch irgendwie verraten, dass Adrian mir dieses Dinner aufgehalst hatte, aber nun ließ es sich nicht mehr ändern. Allerdings hatte ich den Eindruck, dass er mich mit der Behauptung, seine Tante käme vorbei, nur geneckt hatte. Das war das einzig Positive an der ganzen Angelegenheit. Also willigte ich ein, zu dem Dinner zu kommen. Meine Entscheidung versetzte ihn immerhin in eine so gute Laune, dass er nicht allzu viele Fragen stellte, als Lissa und ich erklärten, wir wollten am Nachmittag unser eigenes Ding machen. Meine Klassenkameraden bekamen – als Teil ihrer Indoktrinierung – alle eine Führung durch den königlichen Hof und das Gelände, aber ich hatte all dies ja schon früher gesehen und konnte kneifen. Lissa und ich brachten unsere Sachen in die Zimmer und gingen dann zur gegenüberliegenden Seite des Hofes, wo die nicht gar so königlichen Leute lebten.
„Wirst du mir jetzt erzählen, wie dieser andere Teil deiner Pläne aussieht?“, fragte Lissa.
Seit mir Abe von Victors Gefängnis berichtet hatte, hatte ich im Geiste eine weitere Liste mit Problemen erstellt, die wir beim Einbruch in das Gefängnis bekommen würden. Im Wesentlichen waren es zwei, also eins weniger als vor meinem Gespräch mit Abe. Nicht dass die Dinge wirklich wesentlich einfacher geworden wären. Erstens hatten wir keinen Schimmer, wo in Alaska dieses Gefängnis liegen mochte. Zweitens wussten wir nicht, welche Verteidigungsmaßnahmen das Gefängnis getroffen hatte und wie es angelegt war. Wir hatten keine Ahnung, womit wir es zu tun bekämen.
Doch irgendetwas sagte mir, dass all diese Antworten in einer einzigen Quelle gefunden werden konnten, was bedeutete, dass ich in Wirklichkeit auch nur ein einziges unmittelbares Problem hatte: wie diese Quelle zu erreichen war. Glücklicherweise kannte ich jemanden, der uns vielleicht helfen konnte, dorthin zu gelangen.
„Wir gehen zu Mia“, erwiderte ich.
Mia Rinaldi war eine Moroi und zugleich eine ehemalige Klassenkameradin von uns – tatsächlich aber eine ehemalige Feindin. Außerdem war sie das Vorzeigekind für die vollständige Persönlichkeitsveränderung. Von einem ränkeschmiedenden Miststück, das bereit war, sich auf ihrer Suche nach Beliebtheit in jeden zu verknallen – und mit jedem zu schlafen –, hatte sie sich in ein selbstbewusstes Mädchen verwandelt, das mit beiden Beinen fest auf dem Boden stand und unbedingt lernen wollte, wie es sich selbst und andere gegen Strigoi verteidigen konnte. Sie lebte hier am Hof mit ihrem Vater zusammen.
„Du denkst, Mia weiß, wie man in ein Gefängnis einbricht?“
„Mia ist gut, aber ich glaube nicht, dass sie so gut ist. Allerdings kann sie uns wahrscheinlich helfen, an Informationen zu kommen.“
Lissa stöhnte. „Das Ganze entwickelt sich wirklich zu einer richtigen Spionagegeschichte.“ Ihre Worte klangen zwar leichtfertig, aber ich konnte ihre Besorgnis durchaus spüren. Der unbeschwerte Tonfall kaschierte ihre Furcht, das Unbehagen, das sie noch immer bei dem Gedanken empfand, Victor zu befreien, ganz gleich, was sie mir versprochen hatte.
Die Moroi, die nicht von königlichem Geblüt abstammten, bei Hof arbeiteten und gewöhnliche Dinge taten, lebten in Appartements fernab der Gemächer der Königin und des Empfangssaals. Ich hatte mir Mias Adresse im Voraus beschafft, nun gingen wir über das wunderbar gepflegte Grundstück und grummelten dabei über die Hitze des
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