Vampire bevorzugt
jedem weniger schönen Menschen finster nennen würde. »Hör zu, ich möchte dich um einen Gefallen bitten.«
»Da hast du ja einen prima Anfang hingelegt. Ich bin schon ganz milde gestimmt.«
»Könntest du damit aufhören? Ich weiß, ich bin nicht ... nicht...«
»Höflich? Ansatzweise zuvorkommend? Auch nur im Geringsten umgänglich?«
»Sookie!«, brüllte er. »Sei still!«
Ich brauchte sofort eine meiner Schmerztabletten. »Ja, Claude?«, sagte ich in ruhigem, vernünftigem Ton.
»Die Leute, die diesen Schönheitswettbewerb veranstalten, wollen eine Mappe sehen. Ich werde im Studio in Ruston ein paar Hochglanzfotos machen lassen, aber es ist sicher eine gute Idee, außerdem ein paar Fotos mit gestellten Posen zu haben. So wie auf den Covers dieser Liebesromane, die Claudine immer liest. Claudine meinte, ich solle mich mit einer Blondine fotografieren lassen, weil ich schwarzhaarig bin. Und da habe ich an dich gedacht.«
Ich schätze, wenn Claude gesagt hätte, dass er ein Kind von mir wolle, wäre ich vielleicht noch ein bisschen überraschter gewesen - aber nur ein bisschen. Und auch wenn Claude der Mann mit der schlechtesten Laune weit und breit war, so hatte seine Schwester Claudine doch geradezu die Gewohnheit entwickelt, mir das Leben zu retten - und ihretwegen war ich bereit, ihm diesen Gefallen zu tun.
»Brauche ich dazu so etwas wie ein Kostüm?«
»Ja. Aber der Fotograf ist auch in einer Laienspielgruppe und verleiht außerdem Halloweenkostüme, daher meinte er, dass er sicher was Passendes da hat. Welche Größe trägst du denn?«
»38.« Manchmal ja eher 40. Aber alle Jubeljahre auch mal wieder 36, okay?
»Und wann hättest du Zeit?«
»Meine Schulter muss erst mal verheilen«, erwiderte ich sanft. »Der Verband würde sich auf den Fotos nicht besonders gut machen.«
»Oh, klar. Rufst du mich an?«
»Ja.«
»Und du vergisst es nicht?«
»Nein. Ich freue mich schon darauf.« Worauf ich mich in diesem Augenblick wirklich freute, war ein Platz für mich allein, ohne jeden anderen Menschen, eine Diätcola und eine meiner Tabletten, die ich fest in der Hand hielt. Vielleicht würde ich mich erst mal kurz hinlegen, bevor ich duschte, was unter meinen Wünschen auch ganz oben rangierte.
»Die Köchin vom Merlotte's kenne ich noch von früher«, erzählte Claude, für den das Eis gebrochen schien.
»Mhm, Sweetie.«
»Ach, so nennt sie sich jetzt? Sie hat mal im Foxy Femmes gearbeitet.«
»Als Stripperin?«
»Klar, bis zu ihrem Unfall.«
»Sweetie hatte einen Unfall?« Ich fühlte mich von Sekunde zu Sekunde erschöpfter.
»Ja, seitdem hat sie jede Menge Narben, und deshalb wollte sie nicht mehr strippen. Da hätte sie sich zu stark schminken müssen, sagte sie. Außerdem wurde sie zu der Zeit langsam sowieso ein bisschen, äh, ja, zu alt zum Strippen.«
»Die Ärmste«, sagte ich und versuchte, mir vorzustellen, wie Sweetie auf Stöckelschuhen und mit Federboa geschmückt einen Laufsteg herunterkam. Ziemlich verstörend.
»Das würde ich sie an deiner Stelle aber nicht hören lassen«, riet er mir.
Wir parkten vor dem Doppelhaus. Jemand hatte meinen Wagen vom Parkplatz der Bücherei hierher gefahren. Die Tür der anderen Haushälfte öffnete sich, und Halleigh Robinson kam heraus, meinen Schlüssel in der Hand. Ich trug immer noch die schwarze Hose, die ich angezogen hatte, weil ich ja eigentlich auf dem Weg zur Arbeit gewesen war. Mein T-Shirt vom Merlotte's war allerdings ruiniert, daher hatten sie mir im Krankenhaus ein weißes Sweatshirt gegeben, das irgendjemand mal liegen gelassen hatte. Es schlabberte um mich herum, aber das war wohl kaum der Grund, weshalb Halleigh reglos und mit offenem Mund dastand, als wolle sie auf diese Weise Fliegen fangen. Claude war tatsächlich aus dem Auto gestiegen, um mir ins Haus zu helfen, und sein Anblick hatte die junge Grundschullehrerin völlig erstarren lassen.
Zärtlich legte Claude einen Arm um meine Schultern, neigte den Kopf, sah mir liebevoll ins Gesicht und zwinkerte mir zu.
Das war das allererste Anzeichen dafür, dass Claude doch so etwas wie Humor besaß. Es freute mich sehr, zu sehen, dass er nicht grundsätzlich und immer nur schlechte Laune hatte.
»Danke, dass du mir meine Schlüssel bringst«, rief ich, und ganz plötzlich besann sich Halleigh darauf, dass sie laufen konnte.
»Hm«, machte sie. »Hm, aber gerne.« Sie ließ die Schlüssel irgendwo in der Nähe meiner Hand los, und ich fing sie auf.
»Halleigh, das ist
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