Vampire mögen ́s heiss
taub.
Aber Emma schaffte es, ihn aufzurichten und lehnte ihn gegen die Pritsche. „Ist das besser?" „Ja." Jetzt konnte er mehr von dem Raum sehen. Das primitive Badezimmer in der Ecke war durch einen Wandschirm abgetrennt. Außer der Pritsche gab es einen kleinen runden Tisch und zwei Stühle. Hoch oben an einer Wand befand sich ein kleines Fenster.
Der Riegel an der Tür schabte. Emma nahm einen Stuhl und stellte sich an die Wand daneben.
Quietschend öffnete sich die Tür, ohne dass jemand hineinkam. Eine Frauenstimme sprach Russisch durch ein Walkie-Talkie. „Stellen Sie den Stuhl hin. Wir sehen, was Sie vorhaben. Im Raum sind Kameras installiert." Für alle Zeiten würde Emma die Stimme von Alek wiedererkennen.
Sie stellte den Stuhl ab und sah sich um, als plötzlich der russische Vampir Burien hereinkam und mit einer Maschinenpistole auf sie zielte. Erschrocken riss Emma die Hände nach oben. Als Nächstes betrat Alek den Raum.
„Wir haben gesehen, dass Sie aufgewacht sind. Wir dachten, Sie hätten vielleicht Hunger." Er stellte das mitgebrachte Tablett auf dem Tisch ab. „Du machst dich gut als Diener", murmelte Angus. „Finde ich auch", pflichtete Emma ihm mit einem herzlichen Grinsen bei. „Seien Sie so gut und leeren Sie auch den Nachttopf aus?" Alek starrte sie beide wütend an. „Wir beobachten jede eurer Bewegungen. Und schon bald wird es sehr unterhaltsam für uns werden." Verheißungsvoll kichernd verabschiedete er sich.
Burien folgte ihm. Die Tür wurde zugeknallt, und die silbernen Wände bebten und funkelten durch die Erschütterung. Der Riegel wurde zugeschoben.
Emma stellte den Stuhl zurück an den Tisch. „Was für ein Wichser. Nachdem ich gegessen habe, werde ich die Kameras ausfindig machen und sie zerstören." Sie steckte einen Finger in die Schüssel mit Essen und probierte. „Porridge. Schmeckt gar nicht schlecht. Und außerdem habe ich Hunger."
Angus seufzte. Sein Flachmann war weg. Sein Herz krampfte sich zusammen. Katya hatte eine wunderbare Methode gefunden, sie beide zu quälen. Kein Wunder, dass sie zusehen wollte.
„Ich hasse es, alleine zu essen." Emma setzte sich. „Diese Trottel haben dir überhaupt nichts zu essen gebracht."
Und dann begriff sie das Spiel, das mit ihnen gespielt wurde, und ihr Löffel fiel klirrend auf den Tisch. Ihr wurde klar, wozu ihre Gefangenschaft eigentlich diente.
„Doch", sagte Angus. „Ihrer Meinung nach gibt es hier auch für mich etwas zu essen."
20. KAPITEL
Sean Whelan blieb zögernd auf dem Bürgersteig vor Roman Draganestis Stadthaus stehen. Wahrscheinlich wurde hier Emma Wallace als Gefangene gehalten.
Als Emma am Mittwochabend nicht zum Meeting aufgetaucht war, hatte er sich zunächst keine Sorgen gemacht. Jeder verspätete sich einmal oder fühlte sich nicht wohl und blieb zu Hause. Doch sie reagierte auch nicht auf die Anrufe auf ihrem Festnetzanschluss und auf ihrem Handy.
Die Securitymitarbeiter hatten ihm berichtet, Emma habe am Dienstagabend die Firma mit einem Mitarbeiter von MacKay Security and Investigation verlassen, dem Unternehmen, das für den Personen- und Objektschutz bei Roman Draganesti und Jean-Luc Echarpe verantwortlich war. Beide waren mächtige Anführer von Vampirzirkeln, daher vermutete Sean, dass auch Angus MacKay, der Besitzer des Unternehmens, ein Vampir war. Sehr wahrscheinlich handelte es sich bei ihm um den kürzlich eingetroffenen Schotten, der im Stadthaus von Draganesti abgestiegen war.
Ärgerlich. Sean hatte gewusst, dass etwas nicht mit rechten Dingen zuging, als er neulich nachts Emmas Schreie hörte. Diese Vampire waren wirklich widerwärtig. Erst entführten und verführten sie seine Tochter, und jetzt waren sie hinter Emma her.
Plötzlich ging die Haustür auf. Sean erstarrte. Die Mistkerle mussten ihn gesehen haben. Zum Glück steckte sein Revolver immer griffbereit in seinem Gürtel, das Magazin geladen mit Silberkugeln.
Connor stand in der Tür, wie immer mit rot-grün kariertem Kilt bekleidet. „Haben Sie eine konkrete Frage, Whelan, oder wollen Sie die ganze Nacht das Haus anstarren?" Sean ging zum Fuß der Treppe. „Ja, ich habe eine Frage, Drecksack. Halten Sie Emma Wallace gegen ihren Willen fest?" Der Schotte sah ihn fragend an. „Denn wenn das so ist", setzte er seine Rede fort, „sind in zehn Minuten fünfzig FBI-Agenten hier und nehmen das Haus auseinander." „Wir wissen, dass Emma Wallace verschwunden ist." Connor sah einen Moment besorgt aus. „So wie einer
Weitere Kostenlose Bücher