Vampire mögen ́s heiss
wir gegeneinander."
„Dann hat Shanna Whelan recht? Es gib zwei Fraktionen von Vampiren?" „So ist es." Er schenkte ihr ein Glas Wein ein. „Sie müssen wissen, Emma, dass wir einen gemeinsamen Feind haben - die Malcontents. Und wir haben auch dasselbe Ziel: die Unschuldigen beschützen." Er reichte ihr das Glas. „Daher sollten wir im Grunde ... Freunde sein."
Sie nahm das Glas. „Ich werde darüber nachdenken." „Ich verstehe." Angus lehnte sich gegen das eiserne Geländer. „Vor einer Stunde wollten Sie mich noch umbringen." Gedankenverloren knabberte Emma an einem Käsewürfel. „Ich komme mit der Vorstellung von guten Vampiren einfach nicht klar. Jean-Luc und Robby gehören wohl auch dazu?" „Ja. Robby ist einer meiner Nachfahren. Ich fand ihn sterbend auf dem Schlachtfeld von Culloden." Angus schloss einen Moment die Augen. „An diesem Tag sind so viele aus meiner Familie gestorben."
„Es war sicher schrecklich, das mit anzusehen." Emma erschauderte. „Sie haben die Ermordung Ihrer Eltern miterlebt?" Emma zuckte. „Darüber möchte ich nicht reden. Erzählen Sie mir lieber etwas von sich." Sie trank einen Schluck Wein. „Wann wurden Sie geboren?" „1480." „Und Sie haben Nachfahren. Also waren Sie mal verheiratet?"
,Ja. Ich habe drei Kinder." Schnell wechselte Angus das Thema. „Ich wurde 1513 in der Schlacht bei Flodden Field tödlich verwundet. In jener Nacht fand mich Roman. Ich war kaum noch am Leben, als er mich fragte, ob ich nicht weiter gegen das Böse kämpfen wolle. Ich dachte, es wäre ein Traum und er ein Engel. Also sagte ich ja." Er lächelte. „Und nicht nur, weil ich in den Himmel kommen wollte. Es kotzte mich einfach an, so jung sterben zu müssen. Ich hatte noch so viel vor."
„Waren Sie nicht sauer, als Sie herausfanden, dass Sie zum Vampir geworden waren?" Angus zuckte die Achseln. „Sagen wir mal so, ich war überrascht. Ich wusste ja gar nicht, dass solche Kreaturen existieren. Aber sauer war ich auf Roman nie. Ich merkte sehr schnell, dass der Tod mich charakterlich nicht verändert hatte. Ich war immer noch derselbe, nur viel besser in allem."
Sie bewarf ihn mit einer Traube. „Typisch vampirische Arroganz." „Aber das ist nun mal die Wahrheit. Wir können Dinge tun, die ein Mensch niemals tun könnte." „Aber nicht in die Sonne gehen." „Aber dafür viele Hundert Jahre leben."
Emma brach sich ein Stück Brot ab. „Erzählen Sie mal was aus den alten Zeiten. Von den Orten, an denen Sie waren, von den Menschen, die Sie kennengelernt haben."
Seine Lieblingsgeschichten nahmen Emma in ihren Bann.
Er erzählte, wie er der schottischen Königin Mary begegnet war und wie er Bonnie Prince Charlie versteckt hatte. Emma stellte ihm endlos Fragen, und es gefiel ihm, dass sie sich mittlerweile in seiner Anwesenheit sehr wohl zu fühlen schien. Sie lachten viel und flirteten.
Nach einer Stunde verkorkte Angus die halb leere Flasche Prickelblut wieder und stellte sie zurück in den Korb. „Es tut mir leid, aber es wird bald Tag. Wir müssen gehen." „In Ordnung." Auch Emma packte die Reste ihres Mahls zusammen und legte es in den Korb. „Ich ... Ich gebe es ja ungern zu, aber der Abend mit Ihnen hat mir viel Spaß gemacht." „Sie meinen, unsere Verabredung?" Sie sah ihn irritiert an. „Das ist keine Verabredung."
Er kicherte. „Ich bin zufrieden, wenn ich Sie davon überzeugen konnte, dass ich nicht Ihr Feind bin. Sie können mir vertrauen." Auch für ihn war diese Nacht eine Bereicherung gewesen. Mehr als viele andere, an die er sich erinnerte.
Emma wischte sich die Brotkrümel vom Mantel, während Angus die Picknickdecke zusammenfaltete.
„Ich habe einen Fehler gemacht", erkannte sie plötzlich. „Ich habe mich von Ihren Geschichten einlullen lassen." Angus legte die Decke in den Korb. „Was soll daran schlimm sein?" „Ich hätte mich besser über die Malcontents informieren sollen. Und herausfinden, wo Sie Shenna Whelan gefangen halten." „Gefangen halten? Sie ist eine glücklich verheiratete Frau!" „Mein Boss ist der Meinung, sie wurde einer Gehirnwäsche unterzogen. Seine oberste Mission ist, seine Tochter zu retten."
Ein höhnisches Lachen konnte Angus sich nicht verkneifen. „Sie ist absolut glücklich dort, wo sie ist. Ist es so schwer nachzuvollziehen, dass sich eine sterbliche Frau in einen Vampir verlieben kann?"
Emma sah ihn ungläubig an.
Eine Erkenntnis ließ Angus erschauern. Er spürte, dass er sich genau danach sehnte. Er sehnte
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