Vampire und andere Katastrophen: Argeneau Vampir 11
Kehle zuschnürte, während sich alle umdrehten und Dani betrachteten. Lieber sollte sie bei der Wandlung sterben, als so zu enden wie Leonius. In dem Fall würde man sie entweder wie einen tollwütigen Hund einschläfern oder für den Rest des Lebens – also womöglich bis in alle Ewigkeit – einsperren und in Ketten legen. Er wollte nicht, dass man sie gefangen hielte, aber er wusste auch nicht, ob er es übers Herz bringen würde, sie zu töten, falls sie sich als wahnsinnig entpuppen sollte. Dani war seine Lebensgefährtin. Sie bedeutete ihm schon jetzt sehr viel. Obwohl sie sich erst seit Kurzem kannten, hatte er sich bereits in sie verliebt, denn es gab so vieles, was er an ihr bewunderte. Und nun musste er der Tatsache ins Auge sehen, dass er sie womöglich wieder verlieren würde.
Das Erste, was Dani wahrnahm, als sie wach wurde, war der schreckliche Geschmack in ihrem Mund. Noch dazu hatte sie eine trockene Kehle, und ihre Zunge fühlte sich an wie ein Stück Schmirgelpapier. Sie versuchte, ein wenig Speichel im Mund zu sammeln, doch es wollte ihr kaum gelingen, und obendrein wurde dadurch der unangenehme Geschmack nur noch schlimmer. Sie verzog den Mund und schlug die Augen auf. Sie befand sich in dem Schlafzimmer, in dem sie schon eine Nacht verbracht hatte. Plötzlich kehrte ihre gesamte Erinnerung zurück. Abrupt setzte sie sich auf, wobei etwas über ihren Arm strich. Mit einem Blick nach unten stellte sie erstaunt fest, dass man sie gefesselt hatte.
Als sie an dem Seil zog, flog ihr zu ihrer Verwunderung das ausgefranste Ende entgegen und klatschte beinahe in ihr Gesicht. Dani erinnerte sich vage daran, dass sie irgendwann ans Bett gefesselt aufgewacht war. Nach dem Zustand des Seils zu urteilen, war es wohl in der Zwischenzeit durchgescheuert. Auch an ihren Fußgelenken befanden sich derart aufgetrennte Fesseln, und sie trug noch immer dasselbe wie bei ihrer Einkaufstour durch die Mall.
Sie machte sich weiter keine Gedanken über die Seile, stattdessen sah sie sich um und entdeckte die Einkaufstaschen mit der Kleidung aus der Mall. Endlich konnte sie etwas anderes anziehen, dachte sie erleichtert, doch ihr missfiel der Gedanke, in saubere Kleidung zu schlüpfen, wenn sie selbst sich gar nicht frisch fühlte, sondern eher, als hätte sie stundenlang an einer Fritteuse gearbeitet.
Sie rutschte zum Rand der Matratze, stützte sich mit einer Hand an der Wand ab und stand vorsichtig auf. Als sie sich endlich aufgerichtet hatte, fühlte sie sich so wacklig auf den Beinen wie ein neugeborenes Fohlen. Mit geschlossenen Augen lehnte sie sich einen Moment lang gegen die Wand und wartete, bis das Zittern nachließ, welches das bisschen körperliche Anstrengung bereits verursacht hatte. Dann machte sie langsam kleine Schritte in Richtung Badezimmer, darauf gefasst, sich gegen die Wand sinken zu lassen, falls ihre Beine plötzlich nachgeben sollten.
Als sie die Badezimmertür erreichte, wurde sie etwas mutiger. Sie ging zielstrebig zur Wanne, drehte den Hahn auf und stellte dann auf den Duschkopf um. Wasser ergoss sich augenblicklich über ihren Kopf und die Schultern, aber Dani schloss nur die Augen und drehte sich zur Seite, sodass es ihr in den offenen Mund lief.
Ein Bild aus der vergangenen Nacht tauchte vor ihrem geistigen Auge auf, und Dani verkrampfte sich unwillkürlich, als sie sich an die Szene erinnerte, wie Decker ihr Blut eingeflößt hatte. Stöhnend drehte sie den Kopf wieder nach unten und verdrängte das Bild, noch nicht bereit, sich damit abzufinden, was geschehen war. Sie richtete sich auf und wollte ihr T-Shirt ausziehen, da fielen ihr die Seilenden wieder ein, die noch um ihre Handgelenke gebunden waren. Eines ließ sich ohne Probleme lösen, das andere war jedoch zu fest verknotet, weshalb sie sich zunächst den Fesseln an ihren Fußgelenken widmete. Danach versuchte sie noch einmal, das verbliebene Seil loszumachen, gab es dann aber auf.
Sie zog sich aus, stellte sich unter die Dusche und schloss die Tür der Glaskabine. Das Wasser war etwas kälter, als sie es mochte, doch sie blieb erst eine Weile unter dem Strahl stehen, bevor sie die Temperatur regulierte. Dann griff sie nach der Seife und machte sich daran, ihre Haut von dem schmierigen Film zu befreien, der von den Nanos aus ihrem Körper getrieben worden sein musste. Zumindest konnte sie ihn sich nicht anders erklären.
Allein dieser Gedanke brachte sie wieder auf die Geschehnisse der letzten Nacht, also schob sie ihn
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