Vater Unser in der Hölle: Durch Missbrauch in einer satanistischen Sekte zerbrach Angelas Seele (German Edition)
die Tochter vielleicht verblutet. Aber sie kniff und zog. Sie tat das nicht nur einmal.
Durch diese Vorträge der Mutter gelangte Thomas zu der Überzeugung, er sei ein Junge, aber nur ein ganz mangelhafter, einer, der sich nicht ausreichend bemüht hatte, einen Penis zu entwickeln. Ihn aus sich herauszupressen. Er hätte einfach noch mehr pressen müssen.
So kam Thomas zu seinem Neid auf männliche Geschlechtsteile. Und zu seinem Hass.
Fast genauso furchtbar war es hinterher. Wenn die Mutter besonders schlimm zugepackt hatte und Thomas zum Arzt gehen musste. Wenn er dann auch noch erzählen musste, dass er das alles selber getan hätte. Und wenn er die Blicke des Arztes und der Schwester aushalten musste.
Diese Scham, die Erniedrigung und den Hass spürt Thomas jetzt in diesem Moment, hier in diesem Berliner Kinderbordell, wo er zum ersten Mal tun darf, was er sich nie träumen ließ: EinenMann schlagen. Thomas weiß nicht, wo er ist, es ist ihm auch ganz egal. Er schlägt auf den Penis des gefesselten Mannes ein, bis der nur noch eine offene Fleischwunde ist.
Man muss Thomas festhalten, damit er aufhört.
Dann verschwindet er wieder.
Mona ist da.
Entsetzt starrt sie auf den blutenden Penis und hat keine Ahnung, wieso der so aussieht. Der hat wohl schon vorher so geblutet, denkt sie. Bevor sie in den Raum gekommen ist.
Der andere Mann, es ist der siebte Freier an diesem Abend, schaut besorgt zu Mona hinüber. Klein ist das Mädchen, zierlich, zehn Jahre vielleicht, aber offenbar hat sie übermenschliche Kräfte. Das konnte er ja gerade an seinem Freund beobachten. Der hängt immer noch entrückt winselnd in seinen Seilen.
Der Mann zögert. Aber nicht lange. Zwar hat er Angst. Aber die Angst macht ihm Lust. Er entschließt sich. Er will auch. Irgendwas mit einem Stock. Mechanisch wie ein Fließbandarbeiter führt Mona auch dieses noch aus.
Dann endlich darf sie sich wieder anziehen. Die Stückzahl stimmt. In diesen wenigen Stunden hat die achtjährige Mona im Körper der zwölfjährigen Angela gewaltsamere und grausamere sexuelle Erfahrungen gemacht als die meisten Frauen in ihrem gesamten Leben.
Der Mann im schicken Anzug bringt das Mädchen zu dem Vater zurück. Der strahlt die anderen Männer an und schließt die Tochter stolz in die Arme. Ihre Fähigkeiten haben sich herumgesprochen.
»Ich bin stolz auf dich«, sagt der Vater, so laut, dass die anderen Männer es hören können.
Als sie zur Tür gehen, ist es lange nach Mitternacht. Aber davon weiß Mona nichts. Sie hat keinen Sinn für Zeit. Aber einen für Schmerzen. Der Vater hält sie an der Hand.
»Braves Mädchen«, sagt er, »hast mir keine Schande gemacht.«
Während sich die schwere Tür mit dem kleinen Schiebefenster hinter ihnen schließt, dringt aus der Bar noch ein betrunkenes Männerlachen herüber. Und Frank Sinatras samtene Stimme: »I did it my way«.
Sport, Spiel, Spannung
»Fahren Sie doch ein paar Tage früher und schauen sich mit Ihrer Tochter Berlin an.« Wie praktisch, wenn man einen verständnisvollen Schulleiter hat. Der nicht kleinlich ist, wenn die Tochter eines angesehenen Mannes hin und wieder fehlt. Wegen Krankheit. Sie ist ja recht häufig krank. Oder wegen Sport. Im Zeugnis werden diese Fehlzeiten selten eingetragen. Warum auch? Das stört doch nur den optischen Gesamteindruck. Man kann schließlich stolz sein als Schule auf eine so erfolgreiche Sportlerin. Vielleicht nimmt die Kleine sogar mal an einer Olympiade teil. Warum auch nicht? Der Vater ist jedenfalls überzeugt davon. Die Kleine ist wirklich ein Ass.
»Fahren Sie doch ein paar Tage früher mit Ihrer Tochter und schauen sich Berlin an.« Oh ja, hatte Stefanie gedacht, als sie das hörte, Stadtbummel und Schaufenster gucken und ins Kino gehen. Mit dem Papi allein.
Aber von Berlin hat Stefanie noch überhaupt nichts gesehen. Einen Stadtbummel hat es nicht gegeben.
Jetzt ist es sechs Uhr morgens, und sie fühlt sich ganz unausgeschlafen, die Beine tun ihr weh, kein Wunder, an den Oberschenkeln hat sie lauter blaue Flecke. Woher sie die wohl schon wieder hat? Sie ist aber auch zu ungeschickt.
Eigentlich möchte sie gern noch ein bisschen schlafen. Aber das ist natürlich völlig ausgeschlossen, sie muss sich zusammennehmen, denn gleich geht es hinüber zum Schwimmbad, ein paar Runden einschwimmen, und dann muss sie wieder gewinnen.
Tamara steht am Beckenrand, vornübergebeugt, voll auf den Start konzentriert.
»Mach mir keine Schande«, hat der Vater zu
Weitere Kostenlose Bücher