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Vater unser

Vater unser

Titel: Vater unser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jilliane Hoffman
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Psychopathen. Eines gilt jedoch fast immer, und besonders in diesem Fall: je intelligenter ein Psychopath, desto gefährlicher und zerstörerischer ... Es war seltsam, mit Leuten in einem Raum zu sitzen, die in der dritten Person von ihm sprachen und versuchten, mit komplizierter medizinischer Terminologie zu definieren, was er war. Die Kameras lenkten ihn ab. Er musste sich konzentrieren, musste unbedingt zuhören. Die Medikamente hüllten sein Gehirn in einen dichten Nebel, und die Wellen wuschen manche Wörter einfach weg. Er unterdrückte ein Gähnen. ... Wie ein Chamäleon wird er sich in die Person verwandeln, die Sie sehen wollen. Er wird die Worte sagen, die Sie hören wollen. Deswegen ist es beinahe unmöglich, ihn zu entlarven ... Er blickte hinüber zu der Staatsanwältin. Valenciano, Julia Valenciano, hatte sie gesagt. Sie war so hübsch. Und jung. Jünger als er. Offensichtlich eine Anfängerin. Ein naives, kleines Mädchen. War er ihr größter Fall? War dies ihr größter Augenblick? Er beobachtete, wie sie durch den Gerichtssaal ging und die Kameras jeden ihrer Schritte verfolgten. Sie war sich ihrer selbst so sicher – und auch wieder nicht. Sie warf schnelle, scheue Blicke in seine Richtung, musterte ihn mit ihren misstrauischen und doch neugierigen grünen Augen, als sei er ein deformiertes Tier in einem Versuchslabor. In ihrem Blick lag Verachtung, aber auch – Mitleid? Selbst durch den dichten Nebel, der seine Gedanken erstickte und seine Zunge lähmte, merkte er, dass sie nicht hundertprozentig hinter ihren Fragen stand. Er konnte Menschen einschätzen. Das war immer schon so gewesen. Und er lag nie falsch. Er sah ihr an, dass sie diejenige war, die zuhören würde. Von all den Menschen im Gerichtssaal war sie die Einzige, die zu verstehen versuchte. Warum?» Sie kniff die blitzenden grünen Augen zu schmalen Schlitzen zusammen und sah ihn direkt an.
Warum sollte er so etwas tun, Dr. Barakat?» Stell niemals eine Frage, deren Antwort du nicht schon kennst. Sogar er wusste das. Wenn wir die Fachbegriffe einmal außen vor lassen, Ms. Vaienciano – weil er ein Monster ist. Er musste ihr zeigen, wer er wirklich war. Es war an der Zeit, ihr zu sagen, was sie hören wollte.
KAPITEL 52
    F ARLEY LEHNTE sich zurück und stützte das Kinn in eine Hand.
« Ich habe die Berichte beider Gutachter gelesen. Ich habe mir ihre Aussagen angehört. Ich hatte die Gelegenheit, den Angeklagten vor Gericht zu beobachten. Der Angeklagte hat den Ablauf der Anhörung nicht gestört. Er ist in der Lage, sich vor Geschworenen ordentlich zu benehmen. Laut der Berichte beider Gutachter ist er sich bewusst, dass er des Mordes angeklagt ist, und versteht, welche Strafe ihn erwartet. Der Angeklagte ist selbst Arzt. Er ist nicht geistesschwach, sondern hervorragend ausgebildet, und stand eine Woche vor seiner Festnahme noch im Operationssaal. Natürlich können auch intelligente Menschen geistesgestört sein, doch darf man den Intellekt des Angeklagten nicht außer Acht lassen. Und selbst, wenn es traurig ist, dass sein Zwillingsbruder unter Schizophrenie leider, ist es nichts weiter als das – eine traurige Tatsache. Ich bin nicht hier, um zu entscheiden, ob der Angeklagte eine Geisteskrankheit simuliert. Das obliegt der Jury. Ich muss ein Urteil über seine Prozessfähigkeit fällen. Prozessfähig ist, wer in der Lage ist, sich mit seinem Anwalt zu beraten und zu begreifen, was während des Verfahrens geschieht. Eines will ich Ihnen allen sagen: In meinem Gerichtssaal kommt keiner damit durch, eine Geisteskrankheit vorzutäuschen. Nur weil jemand sich weigert, Fragen zu beantworten, heißt das nicht, dass er dem langen Arm des Gesetzes entfliehen kann. Für den Angeklagten steht bei dieser Verhandlung eine Menge auf dem Spiel, daher wäre seine Motivation, eine Geisteskrankheit vorzutäuschen, umso höher. Das Gesetz gestattet mir, dafür zu sorgen, dass Dr. Marquettes Medikation so eingestellt wird, dass er an der Verhandlung teilnehmen kann. Und aufgrund der Aussagen, die wir heute gehört haben –» Aufgeregtes Flüstern erhob sich am Tisch der Verteidigung. Levenson und Stan Grossbach hatten dem Richter den Rücken zugewandt und schirmten ihren Mandanten vor dessen Blick ab. Im ersten Moment klang es, als hätten die beiden eine Auseinandersetzung.
« Gibt es ein Problem, Mr. Levenson?», grummelte Farley.
« Wir stören Sie und Mr. Grossbach doch nicht etwa bei etwas Wichtigem?»
« Tun Sie das nicht», flüsterte

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