Vegas Vampires 03 -Ein Biss mit Folgen
Richtung Forty-second Street, weg von dem Kaffeebecher, der ihn lockte.
Kelsey wartete, bis Ringo gegangen war und nach einem Taxi winkte. Sie hatte alles von der Boutique auf der anderen Straßenseite aus beobachtet, versteckt zwischen einigen Kunden hinter einem Tisch mit Rollkragenpullis.
Donatelli starrte noch immer hinaus auf die Eisfläche, aber sie wollte nicht das Risiko eingehen, dass er wegging, deshalb handelte sie schnell. Er spürte, dass sie sich ihm von hinten näherte, und drehte sich um. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht.
»Ah, Kelsey. Wie schön, dich wieder einmal zu sehen. Ich hätte es wissen müssen, dass du nicht weit sein kannst. Wo Ringo ist, da ist auch Kelsey.«
Furcht und Abscheu drohten sie zu übermannen, aber Kelsey blieb einen halben Meter von ihm entfernt stehen und nahm all ihren Mut zusammen. Dieser Mann hatte zwar vor ein paar Monaten befohlen, dass man sie ganz ausbluten und so gut wie tot liegen ließ, doch jetzt konnte er ihr nichts tun, nicht hier, wenn Hunderte von Leuten um sie herum waren.
»Lassen Sie meinen Mann in Ruhe.«
Er zog die Augenbraue hoch. »Deinen Mann? Welch Überraschung. Meinen Glückwunsch, meine Liebe. Jetzt hast du dich für alle Ewigkeit an einen drogenabhängigen Killer gebunden. Soll ich dir eine silberne Suppenschüssel schicken lassen? Bettwäsche vielleicht? Wie auch immer, mögest du mehr Glück mit deiner Ehe haben, als ich mit meiner hatte.«
Kelsey steckte die Hände in die Kängurutasche ihres Kapuzensweaters. »Es ist mein Ernst. Lassen Sie Ringo in Ruhe.«
»Du bedenkst nicht, dass er mich kontaktiert hat. Ich habe mich nur um meine Angelegenheiten gekümmert, habe Weihnachtseinkäufe gemacht und mir die Stadt angesehen, als er mich angerufen hat.«
Kelsey wurde nervös. Sie verabscheute seine Art zu sprechen, seine Arroganz, wie sein Finger immer wieder den Rand des Kaffeebechers nachfuhr, den er in der Hand hielt. Sie wusste, was in dem Becher war, und auch in dem auf dem Boden. Sie wusste, dass dieser Mann für Ringos Sucht verantwortlich war. »Sie glauben ihm doch nicht wirklich, oder? Er versucht Sie übers Ohr zu hauen, weil wir pleite und auf der Flucht sind.«
Ringo glaubte, er könnte sie aus seinen Gedanken heraushalten, aber Kelsey vermochte hin und wieder einen Fetzen zu erhaschen, genug um zu wissen, dass er hierhergekommen war, um Donatelli eine Information zu verkaufen. Sie wusste auch, dass er sie liebte, auch wenn ihm selbst nicht klar war, dass es Liebe war, was er für sie empfand, und sie erwiderte diese Liebe. Leider fiel es ihm schwer, zwischen Gut und Böse zu unterscheiden, und er traf falsche Entscheidungen. Sehr viele. Aber diese hier konnte sie korrigieren.
Donatelli nippte an seinem Getränk. »Weißt du, ich halte das für eine faszinierende Strategie von dir. Du nimmst seine Wut in Kauf, um ihn vor mir zu schützen. Ich fühle mich geehrt, dass du solche Angst davor hast, was ich ihm antun kann. Aber ich glaube nicht, dass er diese Geschichte erfunden hat … er hätte sie sich nicht selbst ausdenken können oder ihre besondere Bedeutung erkannt. Tut mir leid, Kelsey. Du wirst mich nicht los. Ich bin daran interessiert, mit deinem Mann ins Geschäft zu kommen.«
Leute hielten sie für dumm, für einen brünetten Hohlkopf, und manchmal war sie das auch. Aber meistens war sie nur anders, und das wusste sie. Beides sorgte jedoch dafür, dass sie permanent unterschätzt wurde.
»Ich habe Durst«, sagte sie mit weinerlicher Stimme. Sie bückte sich und hob einen der Becher von dem Papptablett zu Donatellis Füßen.
»Ich lad dich ein«, meinte er trocken. »In einem der Becher ist übrigens ein kleines Extra. Ich kann mich jedoch nicht erinnern, in welchem.«
Kelsey war selbst in den späten Sechzigern drogenabhängig gewesen und hatte keinerlei Verlangen danach, diesen Weg noch einmal zu nehmen. Auch hatte sie sich fest vorgenommen, Ringo vor einem Rückfall zu bewahren. Sie würde Mr Carrick für immer dankbar dafür sein, dass er ihr die Hilfe besorgt hatte, die sie brauchte, als sie ganz unten gewesen war, und beabsichtigte nicht zuzusehen, wie ihr Mann wieder in alte Gewohnheiten zurückfiel. Doch sie würde ohnehin nicht aus einem von Donatellis Blutbechern trinken.
Sie zuckte die Achseln und richtete sich wieder auf. »Ich rieche das.« Sie klappte den Deckel ab und hob den Becher geziert an ihre Nase. »Sie wissen schon, dass Ringo zu fast allem fähig ist, wenn er verzweifelt
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