Vegas Vampires 04 - Was sich liebt, das beißt sich
glaube jedoch nicht, dass Vampirschnelligkeit und -stärke ausreichen würden, um dich vor einem durchtriebenen Sterblichen gänzlich zu schützen. Und du hältst dich vielleicht für ein hartes Mädchen, und ich muss zugeben, dass du emotional so hart bist wie Stahl, aber du hast mir gegenüber bereits eingestanden, dass du den größten Teil deiner Zeit online oder lesend oder Harfe und Klavier spielend verbringst. Das befähigt dich nicht gerade dazu, es mit einem psychotischen Vampirjäger aufzunehmen.«
Sie starrte ihn böse an. Aber zum Teufel, er sagte ihr doch nur, wie es war. Gwenna war kein Schlägertyp. Sorry. Und ehrlicherweise mochte er sie genau so, wie sie war, und es würde ihm nicht gefallen, wenn sie hart und gemein werden würde.
»Du weißt schon, dass ich ein Problem damit habe, bevormundet zu werden? Mein ganzes Leben lang haben Männer – zwei Männer, um genau zu sein – versucht, alles zu kontrollieren, was ich getan habe. So etwas werde ich mir von dir nicht bieten lassen.«
Woah! Nur mit der Ruhe! Nate hob eine Hand. »Hey, ich versuche nicht, dir vorzuschreiben, was du zu tun oder zu lassen hast, Gwenna. So was mache ich nicht. Aber du hast selbst schon gesagt, dass ich ein Kerl bin, für den es nur Schwarz und Weiß gibt. Das stimmt. Und ich kann es nicht ändern.« Eigentlich gefiel ihm gerade das an sich. Es machte es leichter für ihn, mit dem ganzen Mist, dem er in seinem Job begegnete, fertig zu werden. »Und was ich dir damit sagen will, ist nur, dass du keine Erfahrung im Umgang mit Kriminellen hast.«
»Ich habe dreihundert Jahre Tisch und Bett mit einem geteilt.«
Nate zuckte innerlich zusammen. Dreihundert Jahre mit Donatelli. Mit ihm leben. Mit ihm schlafen. Das störte ihn wirklich sehr. Es war merkwürdig und überwältigend genug zu akzeptieren, dass Gwenna eine Vampirin und neunhundert Jahre alt war, dass es keine Legende oder Geistergeschichte, sondern Wirklichkeit war, dass sie lebte, normal und gesund, in Fleisch und Blut. Nicht böse, kein blutsaugender Zombie, sondern eine mitfühlende, liebevolle Frau. Die verdammt viele Jahre an der Seite eines Typen verbracht hatte, den Nate liebend gern in eine Zelle stecken würde, nur um dann den Schlüssel zu verschlucken. Ja, das störte ihn.
Es störte ihn auch, dass seine ganze Welt innerhalb einer Woche vollkommen aus den Angeln gehoben schien.
»Was ermöglicht es dir also, schwere Jungs mit bloßen Händen auszuschalten?«
»Das ist nicht das Einzige, was dir Sorgen macht, nicht wahr?« Ihre Hand wanderte auf seinen Oberschenkel, und sie streichelte mit dem Daumen den Denim über seiner Kniescheibe.
Vielleicht nicht. Nate sah sie an, versuchte, seine innere Unruhe auf den Punkt zu bringen. »Ich weiß nicht. Es ist nur so, dass alles anders geworden ist. Das alles ist so unglaublich.« Er kam sich vor, als würde er träumen oder, genauer gesagt, als wäre er stockbesoffen, wenn alles irgendwie klar umrissen war und summte und die Welt sich schnell und laut um ihn herum drehte, und er drehte sich und drehte sich und drehte sich und war nicht in der Lage, sie anzuhalten.
Gwenna sagte nichts, sondern drückte nur leicht sein Knie.
Sie war so schön, so ätherisch. Jetzt verstand er das besser, ihre faszinierende Mischung aus Zerbrechlichkeit und Stärke. Sie war in einem Jahrhundert zur Welt gekommen, in dem die Ernährung schlecht und die medizinische Versorgung unzureichend gewesen war, und ihr Körper spiegelte das wider. Sie war dünn und blass, mit strahlenden Augen, die ihr Gesicht dominierten. Doch trotz ihres Aussehens, ihrer stillen Art verfügte sie über eine nicht greifbare unerschütterliche Stärke. Gwenna hatte viel durchgemacht, aber sie hielt sich noch immer aufrecht.
Nate war sich nicht sicher, ob er sagen konnte, was er sagen musste, ohne sie zu verletzen. Doch er war schrecklich verwirrt, und es wäre nicht fair, ihr gegenüber nicht absolut aufrichtig zu sein.
»Nein, das ist nicht das Einzige, was mir Sorgen bereitet. Alles bereitet mir Sorgen. Das ist alles so verrückt … meine Schwester, meine Eltern, du, Vampire … ich habe diese ganzen Gefühle, aber was ist, wenn ich mich nicht darauf verlassen kann? Wenn es nur irgendeine Reaktion auf den ganzen Stress ist?« Okay, das klang verdammt weinerlich, doch es war die Wahrheit. Nate traute sich selbst nicht mehr. Punkt. Er war ein verfluchtes Wrack und groß genug, es zuzugeben.
»Du sprichst von deinen Gefühlen für mich, nicht
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