Vegas Vampires 04 - Was sich liebt, das beißt sich
wahr?« Ihre Stimme war leise, und sie sah verletzt aus.
Er nickte. »Unter anderem.« In erster Linie allerdings von seinen Gefühlen für sie. Er glaubte, dass er sie liebte. Aber wie konnte das sein? Sie kannten einander kaum eine Woche, und sie hatte ihn angelogen. Als er etwas mit ihr angefangen hatte, hatte er sie für eine Frau gehalten, die sie nicht war. Wie sollte er also wissen, ob er die wahre Gwenna liebte? »Du musst zugeben, dass das kompliziert ist. Wir haben beide eine Menge durchgemacht, und wir sollten uns die Zeit nehmen, um sicherzugehen …«
Nate verstummte. Er wusste nicht einmal, was genau er da sagte. Und Gwennas Gesichtsausdruck nach zu schließen wusste sie es auch nicht.
17
Nate machte mit ihr Schluss. Sie konnte es nicht fassen. Na, vielleicht doch. Sie hatte dafür, dass sie ihn zu einem Vampir gemacht hatte, mit seiner Verärgerung und Vorhaltungen gerechnet, aber niemals hatte sie erwartet, dass er die Legitimität seiner Gefühle für sie infrage stellen könnte. Als hätte er eine Art posttraumatisches Sexsyndrom, das ihn veranlasst hatte, sie zu wollen, und das war’s. Mehr nicht. Und jetzt hatte er sich wieder im Griff, vielen Dank.
»Ich verstehe. Das ist absolut nachvollziehbar.« Nein, war es eigentlich nicht. Es war verdammt verletzend, beleidigend, lächerlich und typisch Mann. Gwenna fragte sich, warum genau sie sich wohl verpflichtet fühlte, höflich damit umzugehen. Erziehung. Sie war dazu erzogen worden, sich einem Mann unterzuordnen, aber verdammt, sie konnte darin nichts Gutes sehen, wenn dieser Mann einfach nur dumm war. »Das heißt allerdings nicht, dass es mir gefällt oder dass ich mich zu Geduld verpflichtet fühle. Mein Ausgangspunkt ist ein anderer. Ich wusste über die Situation Bescheid, das stimmt. Und ich habe ein langes Leben voller Fehler hinter mir, sodass ich meine Gefühle für dich gut beurteilen kann. Ich weiß, dass du mir sehr viel bedeutest, und darüber muss ich nicht nachdenken. Ich will mit dir zusammen sein. Aber wenn du Zeit brauchst, dann respektiere ich das.« Ein bisschen. Und was war eigentlich mit ihr los? Am Anfang sagte sie ihm noch, er sollte sich in den Griff kriegen, und am Ende rechtfertigte sie seine Gefühle? Offenbar hatte sie auf dem Weg zur »Los, Mädel«-Einstellung noch ein gutes Stück vor sich.
»Danke. Ich weiß das zu schätzen.«
»Was bedeutet das jetzt genau? Sollen wir uns nicht mehr treffen? Denn wenn du keinen Kontakt mehr zu mir haben möchtest, dann stelle ich dich Ethan vor, damit er dir bei dem Übergang zum Vampirsein hilft.« Gwenna gab sich größte Mühe, nicht verbittert zu klingen, allerdings glaubte sie nicht, dass es ihr gelang. Sie weigerte sich, Bitterkeit zu empfinden. Sie weigerte sich einfach. Und sie wollte auch nicht klingen wie die erbärmliche Frau, die anfing zu klammern, wenn es vorbei war.
»Natürlich will ich Kontakt mit dir.« Nate sah verwirrt aus. »Ich habe doch gesagt, dass ich dich liebe.«
Also wirklich, für einen Mann, der behauptete, die Welt nur in Schwarz und Weiß zu sehen, warf er schon teuflisch viel Grau in ihre Richtung.
»Aber du hast gerade eben auch gesagt, dass du diesem Gefühl nicht traust. Und ich bin mir nicht ganz sicher, was du von mir erwartest, das ich jetzt tue.«
»Nichts. Ich erwarte gar nichts von dir. Ich will, dass wir so weitermachen wie bisher.«
»Also sollen wir einander treffen, miteinander schlafen und Verbrechen zusammen aufklären, und die ganze Zeit soll ich dir Raum geben, damit du dir deiner Gefühle für mich klar werden kannst? Ich soll Zeit und Energie und Emotionen investieren, ohne wirklich zu wissen, was du fühlst? Soll Verständnis dafür haben, dass du jederzeit plötzlich auf wundersame Weise erkennen könntest, dass du doch keine ernstzunehmenden Gefühle für mich hegst, die außerhalb einer Krisensituation Bestand haben, und mich verlässt. Sehe ich das richtig?« Denn wenn sie es tat, würde sie nicht länger spielen. Dann war das Spiel aus.
»Äh …« Nate sah exakt aus wie ein Schmetterling, der an ein Täfelchen gesteckt worden war. »Ich habe nicht gesagt … ich meine … ich glaube nicht …«
Gwenna saß da und wartete. »Bitte? Ich habe das nicht ganz verstanden.«
Dann tat er, was wahrscheinlich jeder Mann tun würde. Er sagte ihren Namen, und in seiner Stimme klang zärtliche Kapitulation. »Gwenna …« Vielleicht ein bisschen Verzweiflung. Und er rückte an sie heran und küsste sie.
Typisch
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