Vegas Vampires 04 - Was sich liebt, das beißt sich
Gwenna fühlte den Drang, sich bei Alexis einzuhängen und so zu tun, als wären sie ein Paar, aber das wäre eine Vermeidungstaktik. Und sie war entschlossen, stärker zu sein, selbstbewusster, und sich den Problemen zu stellen und ganz allein mit ihnen fertig zu werden.
»Hi«, sagte sie. Wow! So wurde man wirklich mit einem Problem fertig.
Aber – äh – vielleicht war das Slash. Was hieß, dass sie lange genug mit ihm reden musste, um herauszufinden, ob es möglich war.
Der Kerl musste brüllen, denn die Vorgruppe war bereits auf der Bühne und machte einen höllischen Krach. »Warst du schon mal auf einem Impalers -Konzert?« Er beugte sich zu ihr herunter und sprach direkt in ihr Ohr.
Sein Atem kitzelte ihre Wange. Während sie ein Stück von ihm abrückte und zu ihm aufschaute, schüttelte sie den Kopf und zwang sich zu einem Lächeln. »Nein. Das hier ist mein erster Mal.«
»Eine Jungfrau.« Er grinste. »Es wird dir gefallen. Die machen eine tolle Show.«
Sie lächelte nur und verrenkte sich schier das Hirn, um irgendetwas Kokettes zu entgegnen oder wenigstens etwas Harmloses. »Ich … äh …« Nichts. Null. Sie konnte den Satz nicht einmal beenden, denn ihrem Gehirn fehlten einfach die Worte. Und er war drauf und dran, mit dem Grinsen aufzuhören, als dächte er, sie könnte ein bisschen zurückgeblieben sein. Was sie ja vielleicht auch war.
Kelsey rettete sie, indem sie sich zwischen sie drängte und den Arm auf Gwennas Schulter legte und sich bei ihr abstützte. »Wie heißt du, Süßer?«, fragte sie den sehr großen und stark tätowierten Mann, der das absolute Gegenteil von dem war, was Gwenna unter »süß« verstand.
»Jason. Und du?«
»Kelsey.« Sie drückte Gwennas Arm. »Und das hier ist …« Gwenna schnitt ihr das Wort ab, indem sie losplapperte: »Ich bin Queenie. Nett, dich kennenzulernen.«
Alexis schnaubte amüsiert. Kelsey sagte: »Wow, cool, das gefällt mir«, als würden sie einander nicht kennen. Aber Gwenna hätte dankbar sein sollen, dass Kelsey sie nicht verriet. Und der Mann schaute etwas skeptisch.
»Queenie?«, hakte er nach.
»Ja, meine Eltern sind Engländer, und meine Mum war neidisch auf den Hochadel.« Es war so viel einfacher, mit einer Lüge durchzukommen, wenn sie absurd war. Gwenna dachte kurz darüber nach, während Jason anfing, sich zurückzuziehen. »Heißt du wirklich Jason?«
»Äh, ja. Also dann, viel Spaß beim Konzert. Bis demnächst mal.« Er verschwand in der Menge.
»Shit, ich glaube, du hast ihm Angst gemacht, Gwenna. Und er war süß.« Kelsey schaute ihm mit gerunzelter Stirn nach.
»Ich habe ihm Angst gemacht? Das glaube ich eher nicht. Ich bin kein bisschen furchteinflößend.« Das ärgerte sie ziemlich. Und wenn er mit einem ungewöhnlichen Namen nicht zurechtkam, war er ohnehin nicht wert, dass sie ihre Zeit mit ihm vergeudete. Nicht dass sie im Mindesten an dem Riesen Jason interessiert gewesen wäre, allerdings war es schon ein wenig beleidigend, dass ihre Wenigkeit entweder so seltsam oder so uninteressant war, dass er sich dazu veranlasst gefühlt hatte, das Weite zu suchen. Memme.
Aber sie gewann aus dieser Begegnung die wichtige Erkenntnis, dass sie jetzt nur noch bei neunhundertneunundneunzig möglichen Slashes war, denn Jason hatte überhaupt nicht auf ihren Online-Namen reagiert.
»Was soll das mit Queenie? Wenn du schon einen falschen Namen benutzt – was ich voll und ganz unterstütze –, kannst du dir dann nicht einen besseren einfallen lassen? Also, ich glaube, ich wäre heute Nacht gerne Mackenzie. Mir hat der Name schon immer gefallen. Er klingt nach Macht.«
»Ooooh, falsche Namen. Okay, dann bin ich Winnie«, sagte Kelsey.
Gwenna versuchte sich vorzustellen, wie Kelsey ausgerechnet den Namen Winnie aus dem reichen Wissensschatz ihres sechzigjährigen Gehirns gezogen hatte. Er war willkürlicher als Queenie, was eine ganze Menge aussagte. »Winnie. Das ist ein ungewöhnlicher Name. Wie bist du darauf gekommen?«
»Mir haben die Geschichten von Pu dem Bären schon immer gut gefallen.« Kelseys Unterlippe fing an zu zittern. »Ringo hat mir immer die Bücher vorgelesen.«
Also, das war ja ein faszinierender Einblick in Kelseys Eheleben. Ihr heroinabhängiger Attentäter-Ehemann hatte ihr diese albernen Bärengeschichten vorgelesen? »Das ist ja so süß, Kelsey.« Und unglaublich verrückt. Aber was ging sie das an?
»Ich brauche einen Drink«, sagte Alexis. »Mackenzie geht also an die Bar. Kann ich Winnie
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