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Velvet Haven Paradies der Dunkelheit

Titel: Velvet Haven Paradies der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renwick Sophie
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neugierig, welche Geheimnisse das Buch enthielt. Geheimnisse, die Cailleach ihm bisher vorenthalten hatte.
    Ob Cailleach von Mairi wusste?
    Sie stand auf und streckte sich, dann sah er ihr nach, während sie auf dem Weg quer durch die Wohnung zum Bücherregal war. Seltsamerweise versteckte sie das Büchlein hinter der Stereoanlage, bevor sie ins Badezimmer verschwand. Bran hörte, wie sie den Wasserhahn aufdrehte und die alten Wasserrohre dröhnten, dann drang das Geräusch von Wasser, das auf Fliesen trifft, zu ihm. Von seinem Platz aus konnte er Mairis Silhouette erkennen, wie sie sich ihrer Kleider entledigte, erst das Top, dann bückte sie sich und zog auch die Jeans herunter.
    In der Ferne war ein Donnergrollen zu hören. Über dem Dach von Mairis Haus hing eine so schwarze Wolke, dass die Wohnung in Dunkelheit getaucht war. Der Dampf des heißen Wassers drang durch die offene Tür bis ins Wohnzimmer und trug Mairis Geruch mit sich herein.
    Auch wenn er wusste, dass es idiotisch war, schlüpfte Bran aus seinem Kistchen. Er fluchte und hüpfte zum Badezimmer hinüber. Mühsam und mit einiger Pein schaffte er es auf die Ablage hinauf, von wo aus er in die Duschkabine blicken konnte.
    Dann hielt er den Atem an. Mairi schien ihm ein Traum zu sein, wie sie dort unter dem Strahl stand und sich ihr Haar in Strähnen über die Schultern ergoss – und wie ihr das Wasser über die Haut und um ihre Kurven herum floss. Sie war gerade dabei, sich einzuseifen, und als ihre Hände über die Brüste glitten und dann zwischen ihre Schenkel hinab, spürte er, wie sein Blut in Wallung geriet.
    Er wusste nicht, was sie wohl davon halten mochte, wenn sie jetzt aus der Duschkabine trat und sah, wie der riesige schwarze Vogel sie beobachtete. Doch es war ihm einerlei. Er wollte jede Sekunde, die ihm noch blieb, mit ihr verbringen. In ihrer Nähe sein. An ihrer Seite. Vor allem aber wollte er in ihr sein.
    Er schaffte es auf das Fensterbrett hinauf. Und von dort aus konnte er nun zu seiner großen Freude ungehindert auf Mairi hinabblicken, die dort in all ihrer nackten Pracht stand.
    Niemals nahm Mairi ein Bad. Nicht mehr, seit sie sechzehn Jahre alt war. Eigentlich wäre ein Bad jetzt ganz schön gewesen. In das heiße Wasser einzutauchen, sich inmitten von duftenden Schaumbläschen zu entspannen. Sie hätte nur zu gern ein paar Kerzen angezündet, sich ein Glas Wein eingeschenkt und sich in dem Wasser gerekelt, während sie an ihre Zeit mit Bran dachte. Vielleicht hätte sie sogar ihren Vibrator herausgeholt und die Fantasien ausgelebt, die ihr immer noch durchs Gehirn geisterten.
    Sie hätte es nur zu gern getan. Doch dazu war sie nicht fähig.
    Das Handgelenk, das sie an ihre Hüfte gepresst hielt, brannte. Als sie einen Blick darauf warf, erkannte sie, dass es rotgescheuert und die Narbe aufgekratzt war.
    Das letzte Mal, als sie ein Bad genommen hatte, war sie aufgewacht und hatte feststellen müssen, dass Blut aus ihrem Handgelenk hervorquoll. Und die Stimme, die sie an jenem Abend in dem Club gehört hatte, war dieselbe gewesen wie diejenige, die sie schon mit sechzehn gehört hatte. Dieselbe Stimme, die sie auch schon gekannt hatte, als sie noch ein Kind gewesen war.
    Sie hatte so unglaublich viel Schmerz verspürt, eine so große Leere, während sie sich tiefer in das Wasser hatte sinken lassen, um die Stimme nicht länger hören zu müssen. Doch sie war es nicht gewesen, die diese Rasierklinge in die Hand genommen hatte. Nein, sie hatte sich nicht selbst das Handgelenk aufgeschlitzt.
    Eine der Nonnen hatte sie gefunden. Zum Glück war gerade ein Arzt vor Ort gewesen, der ihr Handgelenk schnell zusammengeflickt hatte, während der Rettungswagen bereits auf dem Weg war. Doch Mairi hatte so gut wie nichts gespürt, da sie von dem Blutverlust beinahe bewusstlos war.
    Am nächsten Tag war Schwester Catherine gekommen, um sie zu besuchen, und hatte ihr erzählt, dass der unheimliche Hausmeister vom Mater-Dolorosa-Heim Rowan vergewaltigt hatte. Es war ganz genau zur selben Zeit geschehen, als Mairi in der Badewanne gelegen hatte. Und von diesem Augenblick an war Mairi überzeugt gewesen, dass es Rowans Schmerz und die Leere in ihr gewesen war, die sie empfunden hatte. Doch wie war das möglich gewesen? Warum hatte sie es gespürt? Es gab keine vernünftige Erklärung dafür, also behielt sie ihre Gedanken für sich und

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