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Venezianische Verlobung

Venezianische Verlobung

Titel: Venezianische Verlobung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicolas Remin
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deshalb.»
    Tron runzelte die Stirn. «Vielleicht deshalb was, Bossi?»
    «Weil es so unwahrscheinlich ist.» Bossi dachte kurz  nach. «Ein Priester, der die Absicht hat, ein Verbrechen zu begehen, würde keine Soutane tragen und auch nicht einen runden schwarzen Hut. Folglich ist es genau das, was er anziehen wird, wenn er klug ist.»
    Tron musste lachen. «Das ist zweimal um die Ecke gedacht, Bossi. Wir sollten erst einmal feststellen, ob einer der Anwohner gestern Nacht Besuch von einem Geistlichen hatte.»
    «Was die einfachste Erklärung für die Beobachtung des  Mannes am sottoponevo wäre.»
    «Uns allerdings um eine wichtige Spur bringen würde.»
    Tron sah Bossi an. «Was meinen Sie zu alledem?»
    Doch Bossi, der es normalerweise liebte, komplizierte  Hypothesen aufzustellen, hielt sich diesmal zurück. «Der  Mörder», sagte er vorsichtig, «hat etwas aus der Wohnung entfernt, das ihn verraten hätte, wenn wir es gefunden hätten.»
    Tron lächelte. «Und da nicht alle Leute so subtil denken wie Sie, wäre es denkbar, dass er einen schwarzen Mantel angezogen und einen schwarzen runden Hut aufgesetzt hat, um eine falsche Fährte zu legen.»
    «Gutiérrez?»
    Tron hob die Schultern. «Rein theoretisch.»
    «Und was machen wir jetzt?»
    «Reden Sie mit dem Nachtportier vom Danieli » , sagte Tron. «Ich muss wissen, ob Gutiérrez letzte Nacht im Hotel gewesen ist.» Nach kurzem Nachdenken fügte er zögernd hinzu: «Bei der Gelegenheit könnten Sie sich auch danach erkundigen, ob Pater Calderón die Nacht im Hotel verbracht hat.»
    «Ich dachte, Pater Calderón wäre aus dem Spiel.» Sergente Bossi lächelte.
    Tron seufzte. «Ist er auch. Nur wenn sich herausstellen sollte, dass Gutiérrez für die letzte Nacht ein Alibi hat und Pater Calderón nicht, dann …»
    «Dann?» Bossi hob die Augenbrauen.
    Tron holte tief Luft und atmete heftig wieder aus. Der  Kopf tat ihm weh. Er schloss die Augen und sah plötzlich Pater Calderón vor sich. Der Pater erschien einen kurzen Augenblick am Ende eines langen Tunnels, jemand, der jäh aus der Dunkelheit auftauchte und dann wieder in der Dunkelheit verschwand.
    Tron schlug die Augen auf und zuckte die Achseln.
    «Wenn Gutiérrez das Danieli in der letzten Nacht definitiv nicht verlassen hat, dann werden die Karten neu gemischt», sagte er verdrossen.

40

    Der Fisch, den Massouda (Moussada?) zum Nachtisch ser viert hatte, war rot. Er hatte dickliche grüne Rückenflossen, zwischen denen rote Kirschen arrangiert waren, und einen wulstigen, halb geöffneten Mund, voll gestopft mit grünlichen Pistazien. Der Fisch ruhte in einem Kranz von zuckerüberstäubten Löffelbiskuits, die ihrerseits auf einem Bett aus süßer Schlagsahne lagen. Wenn Tron den Servierlöffel in seinen glänzenden Leib stieß, geriet der aus Rum-Gelatine geformte Fisch in ein ekstatisches Zittern, und eine neue Wolke von Ambraduft waberte über den Tisch.
    Tron musste jedes Mal die Versuchung bekämpfen, sich  gleich den ganzen Servierlöffel in den Mund zu stecken.
    Dass er bereits die fünfte (oder sechste?) Portion auf seinen Teller häufte, ging eigentlich schon zu weit, aber dieser Fisch aus Rum-Gelatine schmeckte einfach phantastisch.
    Das Rezept, hatte die Principessa beiläufig erwähnt, stammte von einem Fürsten von Salina, einem Sizilianer, dem sie in Paris begegnet war – im Sündenbabel Paris.
    Himmel, dachte Tron, er sollte endlich damit aufhören,  überall Nebenbuhler und verflossene Liebhaber zu wittern.
    Wobei ihm sofort wieder Pater Calderón einfiel.
    Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und versuchte eine harmlose Miene aufzusetzen. Einen Punkt hatte er in seinem Bericht, den er der Principessa während des Abendessens gegeben hatte, ausgespart. «Weißt du zufällig, wo Pater Calderón gestern Nacht gewesen ist?»
    Die Principessa schickte einen misstrauischen Blick  über den Tisch. «Was hat Pater Calderón mit der Sache zu tun?»
    «Jemand hat gestern Nacht einen Priester im Hof des  Hauses gesehen», sagte Tron. «Aber wahrscheinlich hat es nichts zu bedeuten.»
    «Und obwohl es nichts zu bedeuten hat, fragst du nach  Pater Calderón? Ich dachte, ihr haltet Gutiérrez für den Täter.»
    Tron nickte. «Der sich als Priester verkleidet haben  könnte. Oder es war reiner Zufall, dass in dieser Nacht ein Priester auf dem Hof gesehen wurde.»
    «Wo liegt dann das Problem? Du sagst doch immer, du  glaubst an Zufälle.»
    «Sicher. Aber solange wir keinen wirklich

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