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Venezianische Versuchung

Venezianische Versuchung

Titel: Venezianische Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MIRANDA JARRETT
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nachgebend. „Warum mich, obwohl es doch so viele Bewerberinnen mit mehr Erfahrung gab?“
    „Weil Sie Ihr Bewerbungsschreiben in einer sehr schönen Handschrift verfasst hatten.“ Er lehnte sich erneut zurück, damit der Lakai den nächsten Gang auftragen konnte. „Und weil Ihr Name ‚Jane Wood‘ sich für mich so anhörte, es gäbe es keinen passenderen für eine Gouvernante.“
    „Stimmt das, Euer Gnaden?“ Sie musste sich Mühe geben, ihre Enttäuschung zu verbergen. „Sie haben mich wegen meines Namens engagiert?“
    „Ja.“ Er musterte den Teller, der vor ihm stand, kritisch. „Schon wieder Fisch.“
    „Wolfsbarsch“, erläuterte Jane sofort. „Sie werden feststellen, dass die Soße eine ganz besondere Delikatesse ist.“
    „Ich hasse Fisch.“ Die Stirn gerunzelt starrte er auf die mit einer goldgelben Soße angerichteten Fischfilets. „Man sollte meinen, diese Italiener würden durch all den Fisch, den sie essen, selbst Flossen und Kiemen bekommen. Ich würde einiges dafür geben, damit man mir ein richtiges Roastbeef anböte.“
    „Aber Sie müssen doch zugeben, dass dieser Fisch ganz hervorragend zubereitet ist. Und eine so leckere Soße finden Sie in ganz London nicht.“ Jane hatte ihre Stimme ein wenig erhoben, damit Signora della Battista, falls sie in der Nähe war, jedes Wort verstehen konnte.
    „Und schon passiert es wieder“, meinte Richard augenzwinkernd: „Sie bringen in Ordnung, Miss Wood, was ich in Unordnung gebracht habe.“ Es kostete ihn einige Überwindung, den Fisch zu probieren. Dann sagte er ernst: „In erster Linie habe ich Sie eingestellt, weil Sie in Ihrem Bewerbungsschreiben erwähnten, Sie selbst hätten Ihre Mutter früh verloren und könnten daher den Kummer meiner Töchter nachvollziehen. Das zeigte mir, dass Sie ein weiches Herz haben. Und das fand ich wichtiger als alle Französischlektionen und all den anderen Unsinn, den junge Mädchen lernen sollen. Ich wollte für meine Kinder eine Gouvernante mit einem großen Herzen. Und Sie haben weder mich noch die Mädchen jemals enttäuscht.“
    Jane war so gerührt, dass ihre Augen feucht wurden. „Oh, Euer Gnaden, das ist wirklich sehr … gütig.“
    Er schenkte ihr ein warmes Lächeln, legte Messer und Gabel beiseite, griff nach Janes Hand und drückte sie leicht. „Es ist die Wahrheit, meine Liebe.“
    Während die unterschiedlichsten Gefühle in Jane aufwallten, schüttelte sie ungläubig den Kopf. Dann schaute sie auf die starken Finger, die ihre kleine Hand bedeckten. Zum ersten Mal bemerkte sie die winzigen Narben, die von unzähligen kleinen Verletzungen herrührten. Es war eher die Hand eines Mannes, der auf dem Land arbeitet, als die eines Gentleman. Sie musste sich eingestehen, dass sie die Berührung überraschend angenehm fand.
    Bisher war ihr nicht klar gewesen, dass der Duke um ihr weiches Herz wusste und um die Art, wie sie seine Töchter unterrichtet und erzogen hatte. Sie hatte immer gedacht, er würde sie kaum bemerken. Doch offenbar hatte er ihr Tun all die Jahre lang mir Interesse und Wohlwollen beobachtet. Himmel, sie hatte nicht einmal geahnt, dass er ihre Arbeit so hoch schätzte.
    Was mochte ihr sonst noch entgangen sein? Und was mochte Aston sonst noch an ihr aufgefallen sein? Wusste er, wie sehr seine aristokratische Ausstrahlung und sein sicheres Auftreten sie vom ersten Moment an beeindruckt hatten? War ihm klar gewesen, dass sie kein Auge von ihm lassen konnte, wenn er seinen täglichen Besuch im Schulzimmer machte, um den Unterricht zu unterbrechen und mit seinen Töchtern zu spielen und zu lachen? Oft hatte er seine Hunde mitgebracht, die fröhlich um ihn und die Mädchen herumgesprungen waren.
    O Gott, hatte er womöglich bemerkt, dass sie ihm manchmal vom Fenster ihres kleinen Zimmers aus nachschaute, wenn er auf seinem großen Hengst davonritt, jenem Pferd, das niemandem außer ihm gehorchte?
    Natürlich hatte sie nie daran gezweifelt, dass auch er Schwächen und Fehler hatte. Selbst ein Duke war nicht vollkommen. Aston war aufbrausend und manchmal selbstgerecht. Wie jeder andere Mann auch hasste er es, wenn man ihm widersprach. Einige Male hatte sie eine andere Meinung in Bezug auf irgendetwas, was die Mädchen betraf, vertreten als er, und sie waren beide zornig geworden. Doch zu guter Letzt hatten sie fast immer eine Lösung für das Problem gefunden. Und das sicher nicht nur, weil er als Vater der Kinder das Recht hatte, die endgültige Entscheidung zu treffen. Nein, sie

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