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Venezianische Versuchung

Venezianische Versuchung

Titel: Venezianische Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MIRANDA JARRETT
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dem kleinen so exotisch wirkenden Raum, freuten sich an der Wärme, die der Kachelofen ausstrahlte, und überlegten, wie sie die nächsten Stunden verbringen sollten.
    Diesmal musste Jane lange warten. Immer wieder schaute sie auf die Uhr, die sie sich extra für die Reise angeschafft hatte. Mehrmals löste sie ungeduldig die Kette, mit der sie die Uhr an ihrem Gürtel befestigt hatte, und hob sie ans Ohr, um ihr Ticken zu hören. Inzwischen war es elf, und Richard schien immer noch zu schlafen – was ihm ganz und gar nicht ähnlich sah. Im Allgemeinen war er, genau wie sie, ein Frühaufsteher. Jane begann, sich Sorgen zu machen. Hoffentlich war er nicht während der Nacht krank geworden! Nach dem späten Abendessen war er so gut gelaunt und voller Vorfreude auf das Wiedersehen mit seinen Töchtern gewesen. Wie schrecklich, wenn er sich jetzt schlecht fühlte!
    Irgendwann begann ihr Magen, der schon seit einer Weile immer wieder laut geknurrt hatte, zu schmerzen. Sie konnte nicht länger warten! Entschlossen warf Jane ihr Buch auf den Tisch und verließ den Raum, um sich zu Richards Schlafzimmer zu begeben. Sie war nicht mehr dort gewesen, seit jener ersten Nacht, da sie im Schlafgewand dorthin gelaufen war, um ihn zu zwingen, die Briefe seiner Töchter zu lesen. Seltsam, wie sehr diese unüberlegte Tat sein und ihr Leben verändert hatte!
    Auch jetzt, als sie vorsichtig an der Schlafzimmertür klopfte, war sie ein wenig aufgeregt. Doch ansonsten ähnelten ihre Gefühle ganz und gar nicht denjenigen jener noch nicht besonders lange zurückliegenden Nacht. „Richard?“, rief sie leise, um ihn nicht zu wecken, sofern er noch schlafen sollte. „Richard, bist du wach?“
    „Jane!“ Er riss die Tür auf, ganz so wie damals. „Guten Morgen, mein Schatz.“
    Er war komplett angekleidet, hielt eine Tasse Tee in der Hand und wirkte nicht im Geringsten schläfrig. Hinter ihm im Raum konnte Jane einen ihr unbekannten Mann sowie den Sekretär Mr Potter sehen. Der Fremde, ein Venezianer vermutlich, war einfach gekleidet und schien irgendein Bote zu sein, vielleicht von einem Geschäft geschickt, vielleicht von einer Behörde.
    Der nächste Blick bewies Jane, dass sie in ein Arbeitstreffen geplatzt war. Auf dem Tisch vor den Männern lagen ganze Stapel von Papieren. Die drei mussten wohl gemeinsam gefrühstückt haben, denn auf einer Kommode in der Nähe des Fensters stand ein Tablett mit benutzten Tellern, Tassen und verschiedenen Schüsseln.
    „Verzeihen Sie, Euer Gnaden“, sagte Jane verlegen. Wie hatte sie sich nur dazu hinreißen lassen können, ihn zu duzen, so als könne niemand sie hören? „Ich hatte nicht erwartet, Sie so beschäftigt vorzufinden. Ich möchte nicht stören.“
    „Sie stören überhaupt nicht.“ Er trat einen Schritt vor und zog die Tür halb hinter sich zu, um Jane das Gefühl zu geben, nicht beobachtet oder belauscht zu werden. „Ich muss mich um tausend Dinge kümmern, Jane, denn leider habe ich einige Angelegenheiten sträflich vernachlässigt, seit ich hier bin. Potter hat mir ins Gewissen geredet, und“, er zuckte die Schultern, „da dachte ich, es wäre am klügsten, Sie schlafen zu lassen.“
    Sie bemühte sich zu lächeln. „Sie wissen doch, dass ich nie lange schlafe. Wir sind beide an den auf dem Lande üblichen Tagesablauf gewöhnt.“
    „Das stimmt.“ Auch Richard lächelte.
    Trotzdem spürte Jane, dass er mit seinen Gedanken woanders war. „Werden Sie den ganzen Tag beschäftigt sein?“, erkundigte sie sich. „Soll ich etwas ohne Sie unternehmen?“
    Er sah erleichtert aus. „Das wäre wohl das Beste. Es tut mir leid, Jane, aber …“
    „Machen Sie sich keine Gedanken um mich“, sagte sie rasch. „Ehe Sie kamen, habe ich mich auch ganz gut amüsiert.“
    „Ja, das haben Sie wohl.“ Er seufzte und warf einen kurzen Blick in Richtung des Tisches, wo Potter und der andere Mann geduldig warteten. „Die Reise von England hierher hat so lange gedauert. Und während all dieser Zeit habe ich mich nicht um meine Angelegenheiten gekümmert. Es ist wirklich dringend nötig, dass ich einiges regele. Ja, es gibt da manches zu tun, ehe ich mich … neuen Dingen widme. Wenn meine Töchter eintreffen, möchte ich ihnen mit gutem Gewissen und unbelastet von unerledigten Aufgaben gegenübertreten können.“
    Jane nickte. Nur mit Mühe gelang es ihr, ihre Enttäuschung zu verbergen. Sie verstand nur zu gut, was er ihr sagen wollte: Die Stunden, die er mit ihr verbracht hatte,

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