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Vera Lichte 01 - Tod eines Klavierspielers

Vera Lichte 01 - Tod eines Klavierspielers

Titel: Vera Lichte 01 - Tod eines Klavierspielers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Korn
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und fuhr aus einem Traum, in dem Leo zur Tür hereinkam und Charles und Camilla im Schlepptau hatte.
    Geister, dachte Vera. Geister, die in ihrer Gruft heulen.
    Sie überlegte, wann sie das letzte Mal die Pendeluhr in der Diele hatte schlagen hören. Sie war sich nicht mehr sicher, ob es elf oder zwölf Schläge gewesen waren.
    Vera war keine ängstliche Seele, doch diese Situation ließ sie frösteln. Allein in der großen nächtlichen Wohnung und dann diese Laute, die durch die Wände drangen.
    Perak, dachte Vera, kaum dass sie ganz wach war.
    Heulte er selbst oder quälte er jemand anderen?
    Die sechs toten Frauen. Hatten sie hohe klagende Laute ausgestoßen, bevor sie starben?
    Vera stand auf. Sie musste etwas tun. Klären, ob es nicht doch ein anderer als ihr Nachbar war, der da klagte.
    Er hatte noch seltsamer als sonst auf sie gewirkt, als sie aus dem Aufzug gekommen war und ihn in seiner Tür stehen sah.
    Wie viele Stunden war das her? Sie ging in die Diele und sah auf die Uhr, deren große schwarze Zeiger über das Email krochen. Zehn vor eins. Um sieben war sie gekommen.
    Vera öffnete leise die Wohnungstür. Ihr erster Impuls war, das Licht im Treppenhaus anzuschalten, doch sie ließ es. Lieber sich im Dunkeln hinschleichen, um an Peraks Tür zu lauschen, hinter der es gerade still geworden war.
    Das Einzige, was Vera hörte, war das eigene Herz.
    Sie wollte gerade umkehren, als das Heulen und das Klagen erneut losging. Vera überwand sich und legte das Ohr an Peraks Tür. Wenn er sie nur nicht öffnete.
    Es war Perak, der diese Töne erzeugte. Sie war sich sicher.
    Vera schlich in die eigene Wohnung zurück und drehte den Schlüssel zweimal um. Ging ins Wohnzimmer und warf der Literflasche Gordon's, die im silbernen Kühler stand, einen zornigen Blick zu. Verfluchte Leo, die nicht gekommen war, der es nicht einmal nötig erschien anzurufen.
    Die sie allein ließ, wenn die Geister heulten.
    Die ihre Freundschaft gefährdete durch Treulosigkeit.
    Vera schnappte sich den Gin und eine kleine Schweppes und ein Glas, um damit nach hinten in ihr Schlafzimmer zu gehen. Diesmal ließ sie alle Lampen an.
    Sie hörte Perak noch klagen, als sie den hinteren Flur entlangging. Erst ihre Schlafzimmertür dämpfte die Geräusche.
    Vera zog sich aus und wollte schon ihr Kleid über den Kopf ziehen, doch sie zögerte und schloss zuerst die Vorhänge.
    Als flöge Perak ums Haus.
    So ging es nicht weiter mit ihrem Nachbarn.
    »Vielleicht ist er ein Werwolf«, sagte Nick.
    Vera konnte nicht lachen, sie hatte die ganze Nacht kaum ein Auge zugetan. Der Verrückte nebenan. Die Angst um Jef. Der Ärger über Leo, die nichts von sich hatte hören lassen.
    »Sprich mit dem Verwalter«, sagte Nick. Er schnitt eine der Zwetschgen auf, die vor ihm auf dem Küchentisch lagen, entsteinte sie und gab sie Vera.
    »Erzähl Anni nichts davon«, sagte Vera, »sie ist ohnehin dauernd beunruhigt.«
    »Ist ja auch was los in deinem Leben. Haben sich die Herrn um den Holländer Michel nochmal gezeigt?«
    Vera zuckte die Achseln. »Ich bin ja nicht jeden Tag da«, sagte sie, »und Jef erzählt mir längst nicht alles.«
    »Vermutlich aus den gleichen hehren Gründen, derentwegen du Anni vieles verschweigst.« Er nahm das Messer, um weiter an seinen Zwetschgen zu schnitzen, die eigentlich auf ein Backblech sollten. Viele waren nicht mehr da.
    »Kann ich es nochmal bei Leo versuchen?«
    »Klar«, sagte Nick. Er sah sich suchend nach dem Telefon um.
    Einer der vielen vergeblichen Versuche, Leo zu erreichen.
    »Eigentlich hatte ich vor, nur wütend auf sie zu sein«, sagte Vera. Sie griff sich zwei Zwetschgen und kaute langsam und gedankenverloren, um dann die nächsten zwei zu nehmen.
    Nick guckte auf das Blech mit dem Mürbeteig, der unbelegt bleiben würde. »Wahrscheinlich ist sie auf eine kleine Reise zu den Großen dieser Welt gegangen«, sagte er.
    »Das hätte sie doch gestern gesagt.«
    »Wer sagt denn hier wem noch was.«
    Vera stand auf. »Ich fahre hin«, sagte sie, »in der Redaktion ist sie nicht. Dann vielleicht zu Hause.«
    »Soll ich mitkommen?«, fragte Nick.
    Er stellte mit Schrecken fest, dass er das Gefühl hatte, in Leos Leben nichts mehr zu suchen zu haben.
    »Oder glaubst du, Harlan kommt in Unterhose an die Tür?«
    »Wenn er kommt, dann in einem seidenen Kimono.«
    Nick seufzte. Vielleicht gab er sich zu leicht geschlagen. Kämpfen sollte er, statt Leo an solche Kerle zu verlieren.
    »Ich fahre dich hin«, sagte er, »ich

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