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Verborgene Muster

Titel: Verborgene Muster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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zurückschrecken würden, um Informationen über unseren
Auftrag aus uns herauszuholen. Um zu essen, mussten wir Fallen stellen und jagen. Tagsüber
mussten wir uns verstecken und nachts durch raues Moorland marschieren. Es hatte zunächst so
ausgesehen, als sollten nur wir beide diese Tests machen, aber bei der Sache arbeiteten wir mit
zwei weiteren Männern zusammen.
»Die haben für uns noch was ganz Besonderes vorgesehen«, sagte Reeve immer wieder. »Das spüre
ich.«
Wir hatten ein Biwak aufgeschlagen und uns gerade für zwei Stunden in die Schlafsäcke verkrochen,
als unser Wächter seine Nase in den Unterschlupf steckte.
»Ich weiß nicht, wie ich euch das schonend beibringen soll«, sagte er, dann waren plötzlich
überall Lichter und Waffen, unser Unterschlupf wurde auseinander gerissen, und wir wurden halb
bewusstlos geschlagen. Ausländische Stimmen redeten auf uns ein. Die Gesichter waren hinter den
Taschenlampen verborgen. Ein Schlag mit einem Gewehrkolben in die Nieren sagte mir, dass die
Situation real war. Ganz real.
Die Zelle, in die man mich warf, war mit Blut, Fäkalien und sonstigem voll geschmiert. Sie
enthielt eine stinkende Matratze und einen Kakerlak. Sonst nichts. Ich legte mich auf die feuchte
Matratze und versuchte zu schlafen, da ich wusste, dass sie uns als erstes am Schlafen hindern
würden.
Plötzlich gingen die hellen Lichter in der Zelle an und blieben an, brannten in meinen Schädel.
Dann begannen die Geräusche, als ob jemand in der Zelle neben mir zusammengeschlagen und verhört
wurde.
»Lasst ihn in Ruhe, ihr Schweine! Ich reiß euch eure scheiß Köpfe ab!« Ich hämmerte mit Fäusten
und Stiefeln gegen die Wand, und der Lärm hörte auf. Eine Zellentür schlug zu, und ein Körper
wurde an der Metalltür meiner Zelle vorbeigeschleift, dann war Stille. Ich wusste, dass ich auch
noch drankommen würde.
Ich wartete, wartete Stunden und Tage, hungrig und durstig, und jedes Mal, wenn ich die Augen
schloss, erschallte ein Geräusch, als ob ein laut plärrendes Radio zwischen zwei Sendern
festhing, von Wänden und Decke. Ich lag da und presste mir die Hände an die Ohren.
Scheiße, Scheiße, Scheiße.
Sie wollten, dass ich zusammenbrach, und wenn ich zusammenbrach, wäre alles umsonst gewesen, das
ganze monatelange Training. Also sang ich laut irgendwelche Melodien vor mich hin. Ich kratzte
mit den Fingernägeln über die Zellenwände, die von Pilzbefall ganz feucht waren, und ritzte
meinen Namen als Anagramm ein: BRUSE. Ich spielte in Gedanken Spiele, dachte mir
Kreuzworträtselfragen aus und kleine sprachliche Tricks. Ich verwandelte Überleben in ein Spiel.
Ein Spiel, ein Spiel, ein Spiel. Ganz gleich, wie schlimm die Dinge sich zu entwickeln schienen,
ich musste mich immer wieder daran erinnern, dass das alles ein Spiel war.
Und ich dachte an Reeve, der mich davor gewarnt hatte. Große Pläne, in der Tat. In der ganzen
Einheit war Reeve derjenige, den ich am ehesten als meinen Freund bezeichnet hätte. Ich fragte
mich, ob es sein Körper gewesen war, den man über den Gang geschleift hatte. Ich betete für
ihn.
Und eines Tages schickten sie mir was zu essen und einen Becher mit braunem Wasser. Das Essen sah
aus, als stammte es aus einer Schlammgrube. Es wurde durch ein kleines Loch geschoben, das
plötzlich in meiner Tür erschien und genauso schnell wieder verschwand. Ich redete mir ein,
dieser kalte Fraß wäre ein Steak mit zwei verschiedenen Gemüsen, und schob einen Löffel davon in
meinen Mund. Sofort spuckte ich alles wieder aus. Das Wasser schmeckte nach Eisen. Demonstrativ
wischte ich mir das Kinn am Ärmel ab. Ich war mir sicher, dass ich beobachtet wurde.
»Kompliment an den Koch«, rief ich.
Ich weiß nur noch, dass ich kurz darauf eingeschlafen sein musste.
Ich war in der Luft. Daran gab es überhaupt keinen Zweifel. Ich war in einem Hubschrauber, und
der Wind blies mir ins Gesicht. Ganz langsam kam ich zu mir, und als ich die Augen öffnete, war
um mich alles dunkel. Mein Kopf steckte in einer Art Sack, und meine Arme waren auf dem Rücken
gefesselt. Ich spürte, wie der Hubschrauber abtauchte, wieder hochging und wieder
abtauchte.
»Bist du wach?« Ein Gewehrkolben stieß mich heftig.
»Ja.«
»Gut. Dann nenn mir den Namen deines Regiments und sag mir, was für einen Auftrag du hast. Wir
werden nicht viel Geschiss mit dir machen, Sonny. Also rückst du's am besten gleich raus.«
»Leck mich.«
»Ich hoffe, du kannst schwimmen,

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