Verbotene Begierde (German Edition)
seinen Vater vorgestellt hatte. Herr Dewey stand am Rande des Geschehens neben einem Pavillon und hatte seine Finger auf dem Rücken eines hübschen Jungen liegen, der mit starrem Augenausdruck auf die spielenden Mädchen in einiger Entfernung sah und pausenlos vor- und zurückwippte.
Alec gesellte sich zu den beiden und begrüßte den Senior. »Guten Tag, Herr Dewey.«
»Guten Tag, Herr …?«
»Alec Labass.« Sein Gegenüber erwiderte den kräftigen Händedruck. »Ich bin ein Schulfreund Ihres Sohnes.«
Dewey zog die Augenbrauen hoch. »Sollte ich mich erinnern können?«
»Nein. Wir waren in der Grundschule ein Jahr in derselben Klasse, dann sind meine Eltern umgezogen.«
Ein lang gezogenes »Ja« folgte. »Ich glaube, ich entsinne mich schwach.«
Alec schmunzelte. »Wer ist der junge Mann?«
»Das ist Lukas, mein Enkel. Lukas, magst du Herrn Labass Hallo sagen?«
Der Junge hatte mit dem Schaukeln aufgehört, er nickte zu den Worten seines Großvaters, aber er streckte die Hand nicht aus, sondern sah Alec nur aus weit geöffneten Augen an. Er war wirklich ein außergewöhnlich hübscher Junge.
Dewey trat zur Seite und winkte Alec mit sich. »Entschuldigen Sie. Lukas ist krank. Er leidet an Autismus«, informierte er ihn flüsternd, ging zurück und legte wieder seine Finger auf den Rücken des Kleinen.
»Nett, dich kennenzulernen, Lukas.« Alec strahlte ihn an. »Wir sehen uns später, okay?« Sofern eine Reaktion von dem Jungen ausging, war sie nicht wahrnehmbar.
Alec nickte Dewey zu und mischte sich unter die Hochzeitsgäste. Hier und dort sprach man ihn an und er registrierte, dass die Geschichte mit der Schulfreundschaft angefangen hatte, die Runde zu machen. In ihm arbeiteten andere Gedanken. Als diese wieder bei Lauren landeten, ging ihm durch den Kopf, dass sie einen gehörigen Schreck bekommen würde, wenn ihr auffiel, dass sie fast drei Wochen mit Dylan verbracht und sich in ihn verliebt hatte, ohne dass beide gegenseitig in sich ihren Urlaubsflirt erkannten. Hoffentlich würde es ihr einleuchtend vorkommen, sobald sie wie Vanessa schrittweise die Erinnerung zurückerlangte, bei der es ihr langsam wie Schuppen von den Augen fiel. Die Rückblende wollte Alec baldmöglichst in einem lockeren Gespräch in Gesellschaft ihrer Freundin, Sophie und Marc herbeiführen. Für sich und Dylan hatte er keine Entschuldigung parat, außer einem verlegenen Grinsen, gepaart mit seinem Charme, der einen Flirt von zwei jungen, abenteuerlustigen Freunden bei den Anwesenden Nachsicht und ein amüsiertes Lächeln hervorrufen ließ. Vielleicht wäre Lauren sauer, dann musste er härtere Geschütze auffahren, aber er vermutete, dass sie genauso belustigt reagieren würde, wie es allgemein üblich war.
Beim Abendessen begegnete er dem Quartett. Kurz zuvor hatten sich Marcs Eltern mit den Kindern verabschiedet, um sie zum Schlafen in die Villa zu bringen, die nur wenige Dutzend Meter von der Hotelanlage entfernt versteckt hinter einer Baumgruppe lag. Sie blieben dort, während das Brautpaar die übrigen Hochzeitsgäste ans Buffet bat. Alec war es gelungen, Lukas bei der Verabschiedung kurzzeitig die Hand auf den Kopf zu legen, aber er musste weitere Male die Gelegenheit finden. Dass ihm das in den knapp zwei Wochen, die er noch im Hotel weilte, gelingen würde, stellte er nicht in Zweifel.
Marc hatte ihn an ihren Tisch gebeten, an dem außer Braut und Bräutigam, Lauren und Vanessa, ein Freund der Familie Platz genommen hatte, um drei Paare zu bilden, die sich unterhalten konnten.
Die mittlerweile vollständig versammelte Hochzeitsgesellschaft ließ sich im Speisesaal vom Personal verwöhnen. Ein Buffet war an der Stirnseite des Raumes aufgebaut worden und der köstliche Duft verschiedener Speisen wirkte appetitanregend.
Geschickt hatte Marc es arrangiert, dass Lauren Alecs Tischnachbarin war, während Vanessa mit dem Freund namens Richard soundso beisammensaß.
Lauren blühte auf, sie bekam rosige Wangen und immer häufiger legte sich ein Lächeln auf ihr von langen dunklen Haaren umrahmtes Gesicht. Er hatte rasch Gelegenheit gefunden, sie zu beeinflussen, obwohl er etwas rabiater vorgehen musste. Als sie sich entschuldigte, um auf die Toilette zu gehen, hatte er es ihr gleichgetan, sie in einem unbeobachteten Augenblick im Flur an sich gezogen, seine Hand auf ihre Stirn gelegt und ihr die gewünschten Erinnerungen gegeben, sowie die an die gerade erlebte Situation gelöscht.
Sein Weg war gebahnt, nun konnte er
Weitere Kostenlose Bücher