Verbotene Nähe
mit.«
Sie verließen das Kapitol in Richtung Starbucks.
»Ich hab dich eine Menge Leute interviewen sehen. Läuft der Tag gut?« Teague bemerkte, dass er spitz klang.
»Nicht gut. Nein. Da mich seit gestern jedermann auf der Abschussliste hat, weil ich gekniffen habe, genieße ich heute das Privileg, Folgestorys nachjagen zu dürfen.« Kates abgehackte Sprechweise zerrte an seinen Nerven.
»Es ist wohl kaum meine Schuld, wenn ich dich bitte, dich aus Schwierigkeiten rauszuhalten.«
»Das habe ich auch nicht behauptet.«
Einem Beobachter wäre sofort klar gewesen, dass etwas zwischen den beiden nicht stimmte. Sie drückte die prall gefüllte Aktentasche mit verschränkten Armen gegen die Brust. Er ließ die Arme hängen - im Freien lief er immer so, damit er einen Angriff parieren konnte -, dennoch war seine Art zu gehen eigenartig, als ob er sich in seiner Haut nicht wohl fühlte. Sie liefen mit deutlicher Distanz steif nebeneinander her.
»Du kannst mir nicht vorwerfen, dass ich mir Sorgen mache, wenn er dich angafft, als seiest du seine letzte Hoffnung auf Erlösung«, stieß Teague aus.
»Seine letzte Hoffnung auf Erlösung?« Sie rieb sich die Stirn, als täte sie weh, und sie klang furchtsam wie ein Kind, das nicht verstand. »Das trifft es haargenau. Er wirkt so ... so normal, wenn andere Menschen anwesend sind, aber wenn wir allein sind, scheint er zu denken, dass ich ihn verstehe. Ich habe ihm zum Tod seiner Frau kondoliert...«
»Um Himmels willen, warum hast du das getan?«, fragte Teague.
»Weil es das ist, was man tut, wenn man jemandem nach dem Tod des Lebensgefährten begegnet.« Sie sprach in jenem gereizten, logischen Tonfall, den eine Frau anschlug, wenn sie fand, dass der Mann unvernünftig war. »Ich habe versucht , mich normal zu verhalten.«
»Na gut. Reg dich nicht künstlich auf.« Teague atmete tief durch. »Was hat er gesagt, als du kondoliert hast?«
»Er sagte, ich sei seine Jackie Kennedy. Was hat das zu bedeuten?«
»Es bedeutet, dass er sich seine zweite Frau bereits ausgesucht hat. Und die bist du.« Das Starbucks lag noch einen Häuserblock weiter. Die Fassade des Kapitolkomplexes wirkte ruhig.
Drei Kerle in Anzügen trennten sie noch von einem heißen Caffe Latte.
Drei wirklich große Kerle.
»Und er plant eine Präsidentschaftskandidatur.«
»Das ist grauenhaft.« Teague konnte von weitem sehen, dass diese Männer keine herkömmlichen Anzugträger waren. Es waren Schläger. Sie lungerten herum, als warteten sie auf jemanden.
Teagues innerer Alarm schlug an.
Kate? Hatten sie Anweisung, Kate zu entführen? Das hätte für einen Grad an Wahn gesprochen, den er Oberlin bisher nicht zugetraut hatte, aber seit dessen Frau tot war, schien ihm der gesunde Menschenverstand abhanden zu kommen.
Oder hatte ihm Kates Erscheinen den Rest gegeben?
Kate kam jeden Tag um die gleiche Zeit zum Kaffeetrinken, es wäre ein Leichtes gewesen, eine Entführung einzufädeln ... Teague wies sie leise an: »Geh zurück ins Kapitol.«
»Wieso?« Sie drehte sich um und baute sich auf dem Gehweg vor ihm auf. »Weil du diese Situation nicht mit mir besprechen willst? Weißt du, ich bin nicht bloß Reporterin. Es geht mich persönlich etwas an, und ich muss wissen, was du über Oberlin weißt.«
»Ich weiß, dass du Reporterin bist.« Die drei Schlägertypen standen immer noch da und versuchten so auszusehen, als warteten sie auf ein Taxi. Teagues Anspannung wuchs. »Du stellst deinen Job ständig über meine Anweisungen. Ich versuche, dich zu schützen, aber du bestehst darauf, dich in der Öffentlichkeit mit Spinnern zu unterhalten, obwohl es wesentlich leichter wäre, dich zu beschützen, wenn du schlicht zu Hause bleiben würdest.« Verdammt! Er hatte zu viel gesagt.
»Zu Hause ... bleiben?«
Zum ersten Mal war Kate beinahe fassungslos.
Leider blieb es nicht dabei.
»Welches Zuhause denn? Deines? Meines? Soll ich beim Abstauben eine Perlenkette tragen, während ich für dich zu Abend koche und darauf warte, dass du heimkommst?« Sie ließ ihre Aktentasche zu Boden fallen. »Komm schon, Teague, reiß dich zusammen. Wir sind nicht verheiratet. Ich habe einen Job. Du hast einen Job. Ist deiner wichtiger als meiner?«
»Ja.« Die Kerle bewegten sich auf Teague und Kate zu. »Im Moment, ja.« Er wandte sich ab und sprach leise ins Mikrophon. »Wir haben hier eine Situation. Congress Avenue, einen halben Block vor Starbucks.« Er wandte sich wieder ihr zu. »Würdest du jetzt ins Kapitol
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