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Verbotene Wege - Link, C: Verbotene Wege

Verbotene Wege - Link, C: Verbotene Wege

Titel: Verbotene Wege - Link, C: Verbotene Wege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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befestigte.
    »Wir werden so glücklich sein«, schwärmte er. »Die Sommer verbringen wir in Foamcrest Manor, wir gehen am Meer spazieren, reiten durch den Park, besuchen Gartenfeste und Dinners. Und im Herbst reisen wir nach London und tun alles, was schön ist, und gehen in jede Oper und in jedes Theater! Nicht wahr?«
    »Ja.«
    Sie passierten das Tor und kamen auf den Waldweg, auf dem helle Lichtmuster der durch die Blätter einfallenden Sonnenstrahlen spielten. Joanna ließ ihr Pferd langsam gehen, denn es gab noch etwas Wichtiges mit Edward zu besprechen, nur fand sie die richtigen Worte nicht. Das Thema war ihr fast noch peinlicher als alles, was sie heute schon gesagt hatte.
    »Sind Sie glücklich?« fragte Edward dicht neben ihr. Sie
zuckte zusammen. Es half nichts, sie mußte es jetzt sagen, oder sie hätte nie wieder Gelegenheit dazu.
    »Natürlich bin ich glücklich«, erwiderte sie, »nur, es gibt noch zwei Dinge, die wir klären müssen, bevor wir heiraten.«
    »Welche Dinge?«
    »Das erste ist meine Mutter. Sie wissen vielleicht, daß sie seit dem frühen Tod meines Vaters sehr an mir hängt. Sie hat sonst niemanden, denn Cynthia lebt in Rom, Elizabeth in London, und George ist noch ziemlich unreif.«
    »Ja?«
    »Eine Trennung von mir wäre im Augenblick sehr schmerzlich für sie. Ich möchte Sie daher bitten, Edward, mir zu erlauben, meine Mutter und meinen Bruder nach Foamcrest Manor mitzunehmen und sie dort wohnen zu lassen.«
    Edward stieß einen Seufzer der Erleichterung aus.
    »Sie machten ein Gesicht, daß ich schon dachte, Sie hätten eine schreckliche Eröffnung zu machen«, rief er. »Selbstverständlich sollen Lady Sheridy und George bei uns wohnen! Meine Mutter wird sich auch sehr darüber freuen.«
    »Das ist sehr nett von Ihnen.«
    »Und was möchten Sie noch? Sie sprachen von zwei Dingen!« Edward machte eine etwas gönnerhafte Miene. Er fand es niedlich, daß Joanna nun ihre reizenden, bescheidenen Wünsche äußerte, die er ihr großmütig erfüllen konnte. Sicher fragte sie gleich, ob sie auch ihre liebsten Tiere mitbringen durfte.
    Joanna zögerte etwas. Schließlich hielt sie ihr Pferd an.
    »Ich weiß nicht, wie ich beginnen soll«, meinte sie, »es fällt mir sehr schwer...« Sie ließ sich aus dem Sattel gleiten und ging, das Tier am Zügel führend, ein paar Schritte weiter. Edward betrachtete sie verwundert, sprang dann ebenfalls ab und folgte ihr.
    »Was ist denn?« wollte er wissen. Joanna spielte nervös an der Rinde eines Baumes.
    »Edward«, sagte sie stockend, »ich halte es für meine Pflicht, Ihnen etwas zu gestehen, ehe Sie mich heiraten. Und wenn Sie unter diesen Umständen unsere Verlobung wieder lösen möchten, dann könnte ich Ihnen keinen Vorwurf...«

    »Worauf, um Himmels willen, wollen Sie hinaus?«
    Joanna wandte sich ihm zu.
    »Es ist sicher ein wenig ungewöhnlich«, sagte sie leise, »aber, Edward, ich muß es Ihnen sagen: Ich möchte niemals, weder jetzt noch später, Kinder haben.«
    Edward reagierte auf diese Eröffnung mit minutenlanger Fassungslosigkeit. Er sah so entsetzt drein, daß Joanna schon fürchtete, er werde sich tatsächlich alles anders überlegen. Schnell fügte sie hinzu: »Es mag für Sie überraschend klingen, aber dieser Wunsch wird bestimmt von mehr Frauen geteilt, als Sie glauben. Ich...«
    »Ich habe noch nie von einer Frau gehört, die sich nicht Kinder gewünscht hätte«, unterbrach Edward. Joanna lächelte.
    »Ich fürchte, Sie haben überhaupt noch nicht viel von Frauen gehört«, meinte sie. »Tatsächlich sind es meistens die Männer, die sich eine zahlreiche Nachkommenschaft wünschen. Wissen Sie, viele Frauen finden, daß es vergnüglichere Dinge gibt, als ein schreiendes Kind nach dem anderen in die Welt zu setzen!«
    Edward guckte, als sei seine ganze Lebensvorstellung ins Wanken geraten. Joanna begriff, daß sie einlenken mußte, wollte sie ihn nicht völlig vertreiben. Schließlich, das war das Verzweifelte an ihrer Lage, brauchte sie ihn ja.
    »Ich habe ein wenig übertrieben«, meinte sie, »natürlich ist das bei jeder Frau anders. Ich nehme an, daß Sie sich einen Sohn wünschen, und daher mußte ich vor der Hochzeit darüber sprechen. Ich würde es verstehen, wenn Sie von der Verlobung zurücktreten möchten!« Sie bemühte sich, so ruhig wie möglich auszusehen. Edward brauchte nicht zu merken, wie gespannt sie auf seine Antwort wartete. In seinen Augen erkannte sie aufflackerndes Mißtrauen, zugleich eine

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