Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verdacht auf Mord

Verdacht auf Mord

Titel: Verdacht auf Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wahlberg
Vom Netzwerk:
und Zimtschnecken war Berg jetzt zu den Plätzchen übergegangen.
    »Ist in letzter Zeit etwas Besonderes vorgefallen?«
    »Jan wurde noch zugeknöpfter. Aber das lag vermutlich daran, dass er schlechter hörte und befürchtete, ins Wanken zu geraten. Das ist nicht leicht, wenn man Schüler um sich herum hat. So gesehen, ist dieser Job ziemlich brutal. Außerdem weigerte sich Jan zuzugeben, dass mit ihm etwas nicht in Ordnung sein könnte. Wir erfuhren es erst, als feststand, dass er eine Krankenvertretung bekommen würde.«
    »Und Sie hegten keinen Verdacht?«
    »Tja. Vielleicht. Er verhielt sich immer ausweichender, aber wir beschäftigen uns vermutlich alle mehr mit uns selbst, je älter wir werden.«
    Vielleicht, dachte Claesson.
    »Ich wusste auch nicht, was ihn eigentlich beschäftigte.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Tja, was er so in der Freizeit machte …« ’
    In diesem Augenblick ging die Haustür auf.
    Die Gattin hieß Marianne, war korpulent und nahm gleich mit wichtiger Miene am Tisch Platz, goss Kaffee nach und sah die beiden Polizisten bereitwillig und neugierig an. Peter Berg hatte bisher noch keinen Ton gesagt und nur gegessen, aber das machte Claesson nichts aus. Der Vorteil war, dass er anschließend jemanden hatte, mit dem er reden konnte.
    »Wir unterhalten uns gerade über Jan Bodén. Kannten Sie ihn?«
    »Natürlich! Nina ist im selben Literaturzirkel wie ich«, zwitscherte sie.
    Sie gehört zu dieser gnadenlos gut gelaunten Sorte, dachte Claesson. Das fand Berg, der rasch eine Braue hochzog, offenbar auch.
    »Sie treffen sie also regelmäßig?«
    »Ja. Nina ist wirklich ein Schatz. Ihr liegt zwar nicht gerade das Herz auf der Zunge, aber sie hat …«
    Sie schaute von Claesson auf Berg, ob ihr auch beide folgten. Vermutlich entgeht ihr nicht viel, dachte Claesson.
    »Nina Bodén ist sehr integer.«
    Das klingt gut, dachte Claesson. Aber das kann auch bedeuten, dass sie einiges zu verbergen hat. Diesen Verdacht hegte er nämlich.
    »Für sie ist das jetzt natürlich nach all den gemeinsamen Jahren eine schwere Zeit«, seufzte sie.
    Claesson hielt es für angebracht, sie eine Weile weiterreden zu lassen, und so gab er Berg ein Zeichen, sich weiterhin zurückzuhalten.
    »Das kann wirklich nicht leicht sein«, fuhr sie salbungsvoll fort und holte dann Luft. »Es kann aber am Schluss mit Jan auch nicht mehr ganz leicht gewesen sein. Er hat schließlich nie über etwas geredet. Das mit der Krankheit nahm er richtig persönlich, er hielt das fast für eine Kränkung.«
    So heißt es immer. Aber ist das so erstaunlich, dachte Claesson. Er wusste, dass Marianne Johansson eine Art von Kindertherapeutin war, das hatte ihr Mann erzählt.
    »Jan ließ nie jemanden an sich ran«, stellte sie fest und nickte energisch mit dem Kopf. »Deswegen hat man diese Geschichte vermutlich auch so schnell vergessen. Das konnte einfach niemand von ihm glauben.«
    »Entschuldigen Sie, aber was für eine Geschichte?«
    »Wissen Sie das nicht?«
    Sie sah sie treuherzig an.
    »Ich dachte, die Polizei würde alles in Erfahrung bringen.«
    »Wir tun unser Bestes.«
    »Marianne!«, zischte ihr Mann. »Das gehört nicht hierher!«
    »Dann halt nicht. Außerdem ist es schon sehr lange her, mindestens zehn Jahre.«
    Sie konnte ihre Lust, die Geschichte zu erzählen, kaum bezwingen. Sie hatte auch keine Lust, klein beizugeben.
    »Vielleicht gehört das wirklich nicht hierher, aber es wäre gut, wenn Sie es uns trotzdem erzählen würden. Dann können wir entscheiden, ob es irgendwie von Bedeutung ist.«
    Claesson nickte ihr aufmunternd zu, und sie nahm nochmals Anlauf.
    Ihr Mann unternahm noch einen letzten Versuch, als wollte er sich von dem, was jetzt kommen würde, distanzieren.
    »Marianne, bitte, das gehört nicht hierher«, flehte er.
    Aber Marianne Johansson beugte sich zu Claesson vor und senkte die Stimme.
    »Ich finde trotzdem, dass die Wahrheit gesagt werden muss. Jan Bodén hatte eine Affäre mit einer Schülerin«, sagte sie fast flüsternd.
    Und damit war es gesagt.
    Ihr Mann wandte sich sofort an Claesson.
    »Aber es gab nichts, was das bewiesen hätte! Man soll sich sehr davor in Acht nehmen, Menschen zu verurteilen, die nicht erwiesenermaßen schuldig sind. Das schadet allen und ist unmoralisch.«
    Er knallte die Faust auf den Tisch.
    »Aber alle redeten darüber«, beharrte sie. »Und kein Rauch ohne Flamme!«
    »Genau! So werden Unschuldige verurteilt! Das Mädchen hätte das genauso gut aus der Luft gegriffen

Weitere Kostenlose Bücher