Verdacht auf Mord
Arbeitsplatz zurückgesehnt hatte, als er sich hatte eingestehen wollen.
Auf Veronikas Aufforderung hin hatte er zumindest ihre Babysitterin Maria angerufen. Sie war die Freundin von Lasse, dem Sohn seines Kollegen Janne Lundin. Sie war arbeitslos und bei der Arbeitsvermittlung als arbeitssuchend registriert, konnte aber trotzdem einspringen, falls sie dort nichts hatten. Um die Eingewöhnungsphase in den Kindergarten musste er sich jedoch selbst kümmern. Morgen konnte er Maria eventuell am Nachmittag bitten, auf Klara aufzupassen, damit er eine Weile an seinem Schreibtisch auf der Wache sitzen konnte. Das kam ihm plötzlich unerhört wichtig vor. Vielleicht hatte er dann sogar Gelegenheit, eine Tasse Kaffee mit den Kollegen zu trinken. Ihm hatte in letzter Zeit die Gesellschaft Erwachsener gefehlt.
Am Vormittag hatten ihn die Kindergärtnerinnen eingeladen, mit ihnen im Personalzimmer Kaffee zu trinken. Klara musste sich daran gewöhnen, dass er nicht in Reichweite war. Etwas verlegen hatten sie dann zusammengesessen, zwei Kindergärtnerinnen und er, und sich höflich unterhalten. Diese beiden würden sich später einmal um seinen Augapfel kümmern. Er versuchte so charmant wie möglich zu sein, da er das Gefühl hatte, dass das von Bedeutung dafür war, wie sie sich um Klara kümmern würden. Vielleicht irrte er sich auch, aber Menschen waren Menschen, und war man selbst freundlich, dann waren die anderen auch freundlich. Veronika sagte auch immer, dass die netten Patienten besser behandelt würden. Vielleicht sogar medizinisch, aber es war nur menschlich, dass man den Stänkerern aus dem Weg ging. Überstunden machte man schon eher wegen irgendwelcher netter Leute.
Das laue Septemberwetter hielt an. Auf dem Heimweg kaufte er ein. Klara war im Buggy eingeschlafen. Wahrscheinlich würde sie deswegen den ganzen Abend munter sein. Aber er war inzwischen ein sehr geläuterter Vater.
Bei der Post waren Fotos von der Hochzeit, die seine Schwester Gunilla geschickt hatte. Klara und er saßen am Küchentisch, dem Mittelpunkt des Zuhauses, wo sie die meiste Zeit zubrachten, außer die Abende, an denen Veronika und er sich aufs Wohnzimmersofa fallen ließen. Klara saß auf ihrem Kinderstuhl und stocherte im Essen. Das Fenster ging auf den Vorgarten. Er schaute gern dort hinaus und folgte den Jahres-Zeiten, die sich in dem nicht allzu weit entfernten, knorrigen Apfelbaum spiegelten.
Er hatte ein Gläschen aufgemacht. Es gab nur zwei Geschmacksrichtungen, die Klara mochte, Rindfleisch mit Dill und vegetarische Lasagne. Früher hatte er immer gefunden, dass Kinder alles essen sollten. Taten sie das nicht, waren sie verwöhnt. Diese Einstellung hatte er rasch ändern müssen. Im Übrigen war er auch in vielen anderen Dingen gezwungen gewesen umzudenken, und das hatte er getan, ohne dass ihm deswegen die Schamröte ins Gesicht gestiegen wäre. Er hielt das eher für gesund. Er fühlte sich als Teil eines großen Kontinuums, er teilte die Sorgen und Freuden, die die Eltern aller Zeiten gehabt hatten. Deswegen hatte er auch einen großen Vorrat Kindergläschen angelegt, und das hatte wahrhaftig nichts damit zu tun, dass er nicht kochen konnte, sondern war eine reine Vorsichtsmaßnahme für den Fall, dass er viel um die Ohren haben würde, während Veronika weg war.
Langsam betrachtete er die Fotos von der Hochzeit. Er fand, dass er jünger aussah, als er sich fühlte. Das war natürlich eine positive Überraschung. Veronika strahlte. Viel Mund und viel Haar. Sie trug weiße Blüten in den Locken. Das Brautbukett hatte er bestellt, aber Veronika hatte ihm Anweisungen gegeben. Es war erstaunlich gut zu sehen, obwohl die Blüten helle Farben hatten. Auch Cecilia strahlte auf den Fotos. Sie trug ihr langes, sonnengebleichtes Haar offen. Ihr grünes Kleid stand ihr. Ausnahmsweise stand sie neben ihm und nicht wie sonst in zwei Metern Entfernung. Sie hatte Klara auf dem Arm, ihre kleine Schwester.
Eine richtige Familie, dachte er. Obwohl er wusste, dass es alle Varianten gab, mit Kindern kreuz und quer, mit oder ohne Vater oder Mutter und manchmal mit zweien von beidem. Er war erstaunt und fast lächerlich stolz darüber, dass es gerade ihm geglückt war, das in die Reihe zu kriegen. Er hatte nicht geglaubt, dass er jemanden treffen könnte, mit dem er es ein Leben lang aushalten wollte. Eine Liebesaffäre war eine Sache, aber der gemeinsame Alltag etwas ganz anderes.
Alles konnte sich schnell verändern! Cecilias langes,
Weitere Kostenlose Bücher