Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verdacht auf Mord

Verdacht auf Mord

Titel: Verdacht auf Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wahlberg
Vom Netzwerk:
Gespräch zu kommen, wusste sie nicht mehr so recht. Es war wie ein Traum gewesen, aber trotzdem sehr konzentriert. Das hätte Trissan zumindest gesagt, wenn sie ihr von der Sache erzählt hätte, aber das würde sie natürlich nie tun.
    Da hatten ein Feuer, eine Hoffnung, eine Flamme gebrannt, und ihre Sinne hatten sich allen Ideen der Welt geöffnet.
    »Louisiana«, hatte sie gesagt. Irgendwie hatte sie wohl im Gefühl gehabt, dass er sich für Kunst interessierte. Vielleicht hatte ihm aber auch nur der Gedanke an einen kleinen Ausflug gefallen. Von mehr war auch nicht die Rede gewesen. Sie hatte sich auch nicht mehr vorgestellt. Hotelzimmer, ein romantisches Diner und ausgiebiges Frühstücken waren in ihrem Kopf noch nicht aufgetaucht.
    Eins nach dem anderen.
    Es ging ihr schließlich nicht nur um Kunst, sondern um alles: die Fahrt mit dem Pågazug nach Helsingborg, das Kaffeetrinken mit dänischem Gebäck auf der Fähre nach Helsingør, die Zugfahrt ins pittoreske Humlebæk, den sonnigen Spaziergang unter hellgrünen Buchen vom Bahnhof zum Museum. Dann Seite an Seite, vielleicht Hand in Hand, durch alle Ausstellungssäle. Ein leckeres Mittagessen mit Aussicht über den Öresund auf die schwedische Küste. Wein oder Carlsberg Elefant-Bier. Oder sowohl als auch.
    Kann es romantischer werden?, dachte sie auf ihrer Mauer. Ihr türkisblauer Lammwollpullover hing über ihre Schultern, und sie trug ihr glänzendes Haar offen.
    »Du sitzt hier?«
    Sie zuckte zusammen. Idiotischerweise hatte sie ihn nicht gesehen. Mit einem nonchalanten Lächeln stand er jetzt vor ihr. Sie stand auf und sah ihn an. Er schob seine Sonnenbrille hoch.

    »Arbeit an Veränderungen führt nie zu Veränderungen«, las Veronika in Dagens Medicin .
    Es war Samstagmorgen, und sie war noch im Bademantel. Die Zeitschrift lag aufgeschlagen auf dem Küchentisch, aber warum sie an einem milden Septembermorgen, an dem sie nicht zur Arbeit musste, diese Fachzeitschrift las, wusste sie nicht. Sie besaß fast nicht die Kraft, überhaupt etwas anzufangen. Sie war unglaublich müde, ihr war beinahe übel, und sie hatte mechanisch angefangen, den Post- und Zeitungsstapel abzuarbeiten, der sich in der Woche zuvor angesammelt hatte.
    Vor dem Küchenfenster erwachte der Garten. Diesige Sonnenstrahlen fielen warmgelb auf die Küchenschränke. Die Kaffeemaschine gluckerte. Der Geruch von frisch aufgebrühtem Kaffee und Toastbrot überraschte sie nach ihrer tagelangen Abwesenheit.
    Heimeligkeit, dachte sie und kuschelte sich in ihren Bademantel. Die Sonne war tagsüber immer noch warm, aber Claes hatte die Zentralheizung noch nicht eingeschaltet, und deswegen war es morgens recht kühl.
    Die Kopfschmerzen vor Anspannung ließen langsam nach. Sie saßen sich zufrieden schweigend gegenüber. Sie und ihr Ehemann. So wie immer.
    Sie warteten darauf, dass Klara aus ihrem Vormittagsschlummer erwachen würde. Sie war bereits um sechs munter gewesen. War herumgekrochen und hatte sie im Ehebett mit ihrem Gebabbel und ihren Faxen unterhalten.
    Müde war Claes mit ihr aufgestanden. Veronika war das in ihrem traumlosen Halbschlummer sehr recht gewesen. Sie hatte sich wie ein toter Fisch gefühlt. Auf dem eigenen Kissen schlief sie einfach besser. Sie hatte viel Schlaf nachzuholen. Klara war nach dem Frühstück, das sie nur zur Hälfte aufgegessen hatte, wieder eingeschlafen. Wahrscheinlich hatte auch sie einsehen müssen, dass an einem stillen Samstagmorgen nicht mehr geboten wurde als ein mürrischer Papa und trübe Dämmerung vor dem Fenster. Oder was sie auch immer dachte, ihre anderthalbjährige Tochter.
    »Genau, was ich immer gesagt habe«, meinte Veronika.
    Sie kommentierte, was sie gerade las. Es war nicht lange her, da konnte sie sich mit niemandem über die Zeitung unterhalten. Nachdem Cecilia von zu Hause ausgezogen war, war sie in ihrem bedeutend schlichteren Bungalow aus den Sechzigerjahren mutterseelenallein gewesen.
    In dem Artikel ging es um eine Doktorarbeit, die bewies, was alle schon immer gewusst hatten. Weder Klinikchefs noch Politiker wünschten tief greifende Veränderungen. Die meisten waren kosmetisch, man platzierte um, legte zusammen oder teilte und versuchte so, Geld zu sparen, ohne dass die Konsequenzen für die tägliche Arbeit bedacht worden wären.
    Früher hatte sie immer nur Artikel über das Gesundheitswesen gelesen, die mit ihrer Arbeit direkt zu tun hatten. Aber jetzt war die Welt mit einem Mal größer geworden. Und turbulenter. Sie

Weitere Kostenlose Bücher