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Verderbnis

Titel: Verderbnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Hayder
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Leuten, ich will hier keine Aufregung. Ich möchte, dass sie den Respekt vor ihrem Job behalten. Sorgen Sie dafür, dass sie auf das Unerwartete vorbereitet sind. Dieser Kerl ist clever, clever, clever. Selbst wenn er jetzt da drin ist, wird das hier kein Sonntagsspaziergang.«
    Das Haus, in dem Moons Wohnung lag, war ein einfaches, zweigeschossiges viktorianisches Reihenhaus mit einem chinesischen Imbiss – »The Happy Wok« – im Erdgeschoss. Die Treppe von der Wohnung führte wie in den meisten solcher Häuser neben dem Imbiss herunter und geradewegs zur Haustür, an der die von der Arbeit nach Hause eilenden Fußgänger vorübergingen. An der Rückseite blickte man von der Wohnung aus auf einen kleinen Parkplatz, wo der Imbisseigentümer seine leeren Verpackungen abkippte und wahrscheinlich sein gebrauchtes Frittieröl an die jugendlichen Autoschrauber der Nachbarschaft verhökerte. An allen Fenstern waren die Vorhänge zugezogen. Doch sie hatten bereits mit dem Imbisseigentümer gesprochen, und der hatte gesagt, Richard Moon wohne da oben, und man höre schon den ganzen Nachmittag Geräusche. Eine zweite Einheit stand bereits hinter dem Gebäude bereit. Andere Cops leiteten diskret den Fußgängerverkehr um. Auf Cafferys Oberlippe stand der Schweiß.
    »Wie sollen wir vorgehen?« Wellard stand in der typischen Haltung einer Unterstützungseinheit da: die Arme vor der Brust verschränkt, die Beine gespreizt. »Sollen wir an die Tür klopfen, oder wollen Sie diesen Teil übernehmen, und wir geben Ihnen Rückendeckung?«
    »Ich werde klopfen. Sie geben mir Deckung.«
    »Sie werden ihn auch ansprechen, oder?«
    »Ja.«
    »Und wenn er nicht antwortet?«
    »Dann kommt der große rote Schlüssel.« Er deutete mit dem Kopf auf zwei Männer, die den roten Rammbock auspackten. »So oder so, ich gehe mit Ihnen hinein. Ich will alles aus nächster Nähe sehen.«
    »Das können Sie, Sir, aber bleiben Sie bitte hinter uns. Halten Sie sich zurück, geben Sie uns Raum. Wenn wir die Zielperson gefunden haben, werde ich sie einschätzen und Ihnen durch Zuruf Mitteilung machen. Es gibt drei Möglichkeiten: kooperativ, unkooperativ, geistesgestört. Wenn er unkooperativ ist, legen wir ihm Handschellen an …«
    »Nein. Sie legen ihm auch dann Handschellen an, wenn er kooperativ ist. Ich traue dem Kerl nicht.«
    »Okay, ich lege ihm in den ersten beiden Fällen Handschellen an, und dann kommen Sie rein und belehren ihn. Und wenn er gestört ist, wissen Sie, wie es läuft. Dann ist da drin der Teufel los. Er wird an der Wand stehen, und zwei Schilde quetschen ihn platt. Wir schneiden ihm die Kniekehlen durch, wenn’s sein muss. An dieser Stelle könnten Sie sich vielleicht überlegen, ob ich ihn nicht belehren soll.«
    »Nein, das übernehme ich.«
    »Von mir aus. Aber halten Sie Abstand, bis wir ihm die Handschellen angelegt haben. Die Belehrung können Sie ihm von der Tür aus zubrüllen, wenn es nicht anders geht.«
    Als sie die Straße entlanggingen – Caffery, Turner und die Unterwassersucheinheit –, war die Stimmung oberflächlich entspannt. Die Taucher plauderten, nestelten an ihrer Ausrüstung herum und vergewisserten sich, dass sie über ihre Funkgeräte nur mit den Polizisten verbunden waren, die an dieser Operation teilnahmen. Der eine oder andere spähte mit zusammengekniffenen Augen zu den Vorhängen an den Fenstern hinauf und versuchte, sich ein Bild von der Wohnung zu machen. Nur Caffery blieb stumm. Er dachte an das, was der Walking Man gesagt hatte: Dieser Mensch ist cleverer als alle andern, mit denen Sie zu mir gekommen sind. Er lacht Sie aus .
    Es würde nicht glatt laufen. Das wusste er. So einfach konnte es nicht sein.
    Sie blieben vor der schäbigen kleinen Haustür stehen. Die Unterstützungseinheit bildete sofort die altbewährte Formation um Caffery herum, der im Begriff war, auf den Klingelknopf zu drücken. Links von ihm hatten sie für die Erstürmung drei Mann mit starr erhobenen Schutzschilden aufgestellt. Rechts befand sich der Rest, mit Wellard an der Spitze, Schlagstöcke und CS-Gas einsatzbereit. Caffery sah zu Wellard, und sie nickten beide kurz. Caffery atmete tief durch und drückte auf den Klingelknopf.
    Stille. Fünf Sekunden lang rührte sich nichts.
    Die Männer starrten einander in die Augen und rechneten jeden Augenblick damit, dass ein knisterndes Funkgerät ihnen mitteilte, die Zielperson sei hinten aus einem Fenster gesprungen. Aber nichts geschah. Caffery fuhr sich mit der

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