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Verfallen

Titel: Verfallen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Esther Verhoef
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gewandt.
    Erwin hält mir seine Finger hin, streicht die Feuchtigkeit über meine Lippen und steckt mir einen Finger in den Mund. Ich schmecke mich und lecke, bis seine Finger sauber sind und nur noch nach Haut schmecken.
    Ich bin verliebt. Wahnsinnig, überwältigend, bis über beide Ohren verliebt. Ich wünsche mir nichts sehnlicher, als für immer hierzubleiben, auf diesem klapprigen Schlafsofa vor dem Ofen und stundenlang Sex mit Erwin zu haben, während der Regen gegen die Scheiben peitscht und der Wind unablässig an den Holzfensterläden rüttelt.
    Doch etwas hemmt mich. »Und wenn Dianne plötzlich nach Hause kommt?«
    »Ist sie hübsch? Dann darf sie gerne mitmachen«, scherzt er.
    »Du bist übermütig.«
    »Ich hatte eine Woche lang keinen Sex.«
    »Das ist nicht lange.«
    »Das ist verdammt noch mal eine Ewigkeit!« Erwin hat den Reißverschluss seiner Jeans geöffnet und führt meinen Kopf in seinen Schritt. Nicht drängend oder ungeduldig, sondern vorsichtig, langsam, fragend.
    Doch ich brauche keine Aufforderung und umschließe ihn mit den Lippen, gebrauche meine Zunge, versuche, immer tiefer zu gehen, immer weiter. Mit einer Hand wühlt er mir durch die Haare, mit der anderen umfängt er mein Kinn und meine Wange. »Weiter«, flüstert er, »weiter, weiter. Verdammt, mach weiter!« Er verstummt und schnappt nach Luft.
    Dann hält er mich plötzlich zurück, rutscht vom Sofa, zieht mir Jeans und Unterhose aus und spreizt meine Beine.
    Ich spüre die Hitze des Ofens auf meiner unbedeckten Scham. Er bleibt still sitzen, vor dem Sofa kniend, und betrachtet mich. Als er sich endlich nach vorne beugt und seine Zunge im weichen Fleisch zwischen meinen Beinen vergräbt, stoße ich einen Schrei aus. Ich fasse ihn an den verschwitzten Haaren und stammele unzusammenhängende Wörter.
    Er macht immer weiter, langsam, rhythmisch, fasst jetzt auch mit der Hand zwischen meine Beine, knetend, herausfordernd, fährt mit den Fingern rein und raus, erhöht den Druck.
    Ich lege den Kopf in den Nacken, und die Decke über mir dreht sich. Mir schwindelt, ich werde verrückt, komplett wahnsinnig. »Ich will dich spüren«, stöhne ich.
    »Meine Kondome liegen oben«, erwidert er erstickt. »In meinem Rucksack.«
    »Scheiß auf die Kondome, Erwin.«
    »Verdammt.«
    Im nächsten Moment ist er in mir.
    Das Schlafsofa kracht und quietscht und schabt über die Bodenfliesen. Im Inneren fühle ich Metallfedern brechen.
    Erwin leckt meine Lippen, meine Zunge, ich schmecke mich und seinen frischen Schweiß.
    Plötzlich hält er mitten in der Bewegung inne. »Du bist mir wichtig, Eva«, murmelt er ernst und streicht mir durch die Haare. »Ich bin hergekommen, weil ich mir Sorgen um dich gemacht habe. Ich glaube, ich liebe dich.«
    »Ich liebe dich auch«, antworte ich aus tiefstem Herzen.
    »Wirklich?« Erwin zieht einen Mundwinkel hoch und sieht mich ehrlich erstaunt an. »Das hast du ja noch nie gesagt.«
    »Ich habe es auch noch nie zuvor gefühlt.«
    »Ich auch nicht«, flüstert er. »Verrückt, was?«
    Ich küsse ihn auf den Mund. Und noch mal. Dann schlinge ich die Beine um ihn und drücke ihn an mich. »Mach weiter.«
    »Dann halte ich es aber nicht mehr aus.«
    »Egal«, flüstere ich. »Komm schon.«

31
    Um acht Uhr stand der Glaser vor der Tür und torpedierte unser Vorhaben, einen langen, faulen Vormittag im Bett zu verbringen. Aber die Hintertür sieht wieder wie neu aus.
    Durch die funkelnagelneue Scheibe sehe ich zwei Kaninchen zu, die am Holzstapel miteinander spielen. Sie rennen und springen übermütig hintereinander her. Eines von ihnen trägt triumphierend ein Stückchen Holz im Maul. Gerade, als ich Erwin rufen und ihm die Tiere zeigen will, erschrecken sie vor irgendetwas und jagen davon, ins Unterholz hinein.
    Ich gehe hinaus, um nachzusehen, was sie so erschreckt hat. Der Morgen ist überraschend mild und freundlich, gar nicht kalt. Eine bleiche Sonne lässt die Flickendecke der Herbstfarben umso intensiver leuchten. Aus den umliegenden Wäldern steigen Rauchschwaden auf.
    Ich drehe mich um und sehe, dass auch aus unserem Schornstein eine dicke graue Wolke quillt, die sich auf ihrem Weg nach oben allmählich verbreitert und ausdünnt. Seit der Ankunft von Erwin, der sich als waschechter Pyromane entpuppt hat, ist das Feuer im Ofen nicht mehr ausgegangen.
    Bizarr, wenn ich so darüber nachdenke: Die Häuser in dieser Gegend werden vorwiegend mit Holz beheizt, und die meisten Familien sind nicht an die

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