Verfault 2 xinxii
dass die Gelenke knackten. Ich war wütend und durch meinen Kopf schossen tausend Gedanken. Konnte ich denn auch hier keine Ruhe genießen? Warum hassten mich die Menschen? Ich spürte, wie eine kleine Träne über meine Wange lief und ich wischte sie angewidert weg. Heulen? Wegen dieses Abschaums! Niemals. Niemals!
Ich musste die Sache klären, rannte in mein Gerätehaus und griff mir den Spaten. Aus dem Nachbargarten drang lautes Lachen zu mir hinüber und ich konnte mir durchaus denken, worüber sie lachten. Über mich machten sie sich lustig und über meinen Goldfisch. Ich erreichte das Ende des Zauns und an dieser Stelle konnte man von außen zum Nachbargarten gelangen. Innerhalb weniger Sekunden stand ich dort und da saßen sie auf ihren trivialen Plastik-Gartenstühlen. Zwei Paare, meine Nachbarn und ein befreundetes, das ich schon öfter dort gesehen hatte. Die Brünette entdeckte mich als erstes und sie stieß meinen Nachbarn, den netten Bob, mit dem Fuß an. Urplötzlich wurde es still und alle starrten mich wortlos an. Clara, die Blondine, fand als erstes ihre Worte wieder: »Herr Swindon, ist etwas passiert? Können wir helfen?«
»Wo ist mein Goldfisch«, schrie ich in wahrhaftiger Erregung. Es war nicht meine lauteste Stimme, aber es reichte aus, um alle Anwesenden aufzuschrecken.
»Wer?«, fragte der nette Bob?
»Mein Goldfisch«, wiederholte ich, während ich mich dem Pöbel näherte. Ich schaute zum Grill, aber dort erblickte ich natürlich nur 4 Forellen.
Bob erhob sich und sein freundlicher Blick verfinsterte sich ein wenig. Verfinstern war vielleicht nicht der richtige Ausdruck, eher skeptisch oder argwöhnisch. Ich sah einige Falten auf seiner Stirn und wusste, gleich würde der wahre Bob zum Vorschein kommen. »Herr Swindon. Wir haben ihren Goldfisch nicht. Wir haben noch nicht mal einen Teich!«
»Nein, haben sie nicht. Das weiß ich!« Ich musste einfach wieder zum Grill schauen. Der andere Kerl, ein wahrer Hüne, mit langem schwarzem Haar, begann plötzlich zu grinsen. Er grinste frech. Sehr frech und flüsterte Bob etwas ins Ohr. Oh, wie ich so etwas hasste.
Bob ging zum Grill und sprach mich an: »Sie glauben doch nicht etwa, dass wir ihren Goldfisch grillen, oder?« Er schaute mir direkt in die Augen: »Um Himmels Willen, sie glauben das wirklich!«
»Was denn sonst! Vor ein paar Minuten hatte ich noch sieben Fische und jetzt sind es sechs. Sekunden später riecht es nach Räucherfisch. Was soll ich da wohl denken?«
Der schwarzhaarige Rocker konnte sein Lachen nicht mehr unterdrücken und prustete los: »Hol den Goldfisch, Bob. Hol den Goldfisch aus dem Feuer; ich habe Hunger! So ein Goldfisch macht doch richtig satt!«
Ich spürte den Druck in meinen Schläfen wachsen und riss den Spaten in die Höhe: »Hören Sie auf zu lachen! Hören sie auf zu lachen, verdammt nochmal. Ich kann das nicht ertragen! Sonst...«
Bob machte eine beschwichtigende Geste, aber der Schwarzhaarige stand jetzt auch auf: »Sonst was?«, rief er mir mit bestimmter, aber ruhiger Stimme zu.
Ich wurde unruhig und fand keine rechte Antwort: »Sonst ... Sonst...«
Bob mischte sich ein: »Mann, jetzt beruhigt Euch! Beide. Herr Swindon, legen Sie bitte den Spaten weg. Möchten sie etwas trinken?«
Der nette Bob war wieder da, als wüsste ich nicht Bescheid. Jetzt sollte ich mich auch noch lächerlich machen und mit ihnen trinken. Vielleicht sogar noch meinen Goldfisch essen. Diese teuflischen Menschen!
»Nein. Ich will nichts trinken.« Ich drehte mich um und ging, aber diese Sache war noch nicht erledigt, liebe Nachbarn. Sie mochten mich für einen Idioten halten, für einen harmlosen Spinner, aber sie täuschten sich. Viele hatten sich schon getäuscht! Ich trottete davon und spürte erneut ihre stechenden Blicke. Ihre herablassenden Blicke. Ihre erniedrigenden Blicke!
In der
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