Verfault 2 xinxii
mit diesen Aussagen nichts anfangen! Welche Behandlung? Ich lag tagaus, tagein in diesem Zimmer und mein unerträglicher Juckreiz besserte sich nicht. Wenn es ganz furchtbar war, fühlte es sich an, als würden kleine Tiere unter meiner Haut entlangkrabbeln. Ich konnte sie förmlich spüren. Wie winzige Würmer, die sich unter der Oberfläche entlang schlängelten und aufwärts krochen. Ich versuchte oftmals mit meinem Fingernagel einen dieser Quälgeister zu erwischen und drang bis ins Gewebe vor, aber dort war nichts. Wie sollte ich auch? Es waren keine Würmer in meinem Körper, es war nur ein Gefühl. Ein Gefühl, dass mich langsam aber sicher in den Wahnsinn treiben würde. Ich war verzweifelt und niemand half mir. Ich spürte nichts von einer Behandlung!
Heute Nachmittag sollte erneut eine Visite stattfinden und ich war schon gespannt, was diesmal für Argumente verwendet würden, nur um mir mitzuteilen, dass keine Besserung auftrat. Ich wurde langsam schläfrig und als hätte ich einen Schalter umgelegt, begann mit der Müdigkeit der Juckreiz. Es startete wie immer unter meinen Fußsohlen und wurde schon nach einigen Sekunden stärker. Ich stellte mir dabei immer einen Schieberegler vor, der von unbekannter Hand in gleichbleibender Geschwindigkeit nach oben geschoben wurde. Ich wollte mich durch intensives Kratzen zur Wehr setzen, als es an der Tür klopfte. Mit einem Male war das Jucken verschwunden und die Tür öffnete sich, ohne dass ich jemanden herein gebeten hatte. Im Türrahmen erschienen mein Dermatologe Dr. Berger in Begleitung von Schwester Katrin zur besagten Visite. Nach den beiden betrat überraschenderweise ein weiterer Mann mein Krankenzimmer. Er war hager und alt, mit langen strähnigen Haaren, einem grauen Ziegenbart und einer randlosen Brille. Ich hatte diesen Herrn noch nie gesehen und als Dr. Berger meinen erstaunten Blick sah, beeilte er sich, ihn mir vorzustellen: »Herr Feldhoff, dies ist mein Kollege Professor Hausmann. Er lehrt an der Universität zu Köln und als er von Ihrem Fall hörte, bot er spontan seine Hilfe an!«
Der erwähnte Professor nickte kurz und lächelnd in meine Richtung, derweil ich zu Dr. Berger schaute: »Ist er ebenfalls Hautarzt?«
»Nein«, Herr Feldhoff, »Er ist genauso wenig Dermatologe wie ich! Ich erwähnte dies bereits mehrmals, aber vielleicht haben Sie es vergessen.«
Was meinte er? Ich streckte dem Professor die Hand entgegen, aber er machte keine Anstalten mich zu begrüßen, sondern sagte nur: »Guten Abend, Herr Feldhoff!« Komischer Kauz, aber solange er mir vielleicht helfen konnte, waren mir seine Verhaltensweisen egal.
»Herr Feldhoff. Herr Berger hat mir alles über Ihren Fall erzählt und mir sämtliche Unterlagen gezeigt«, er machte eine Pause und schaute auf das Computertablet, dass er in der Hand hielt, »Sie sind seit über einem Jahr in dieser Klinik. Möchten Sie nicht irgendwann wieder heim?«
Die Frage Klang wie blanker Hohn und dementsprechend antwortete ich ihm: » Natürlich will ich heim! Was Glauben Sie denn? Stellen Sie dieses fürchterliche Jucken ab und ich bin weg!«
Er sah mich an und schien eine Sekunde lang zu überlegen. Dann runzelte er die Stirn und seine Falten zeigten, dass er dies häufiger machte. »Ich fürchte, ich kann das Symptom des Juckens nicht abstellen, aber ich möchte die Ursache mit Ihnen finden.«
Ich lachte kurz und spöttisch: »Ja, bitte. Fangen wir an. Stellen wir die Ursache ab, kein Thema!«
»Darf ich Ihnen ein paar Fotos zeigen, die mir Ihre Frau zur Verfügung gestellt hat?«
»Natürlich! Immer her damit, wenn es denn hilft?« Meine Stimme strotzte vor Saraksmus, aber der Professor trat lächelnd mit dem iPad an mein Bett und zeigte mir den Monitor. Auf
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