Verfault 2 xinxii
es sich ebenso. Dem Gefühl nach zu urteilen waren meine Augen geöffnet, aber ich sah nichts. Absolut nichts! Erst jetzt fiel mir zu allem Überfluss noch ein faulig-bitterer Geschmack auf, der meine Zunge auf unangenehmste Weise betäubte. Es schmeckte nach verdorbenem Fleisch und kratzte in meiner Kehle, sodass ich hustete. Der Husten klang weit entfernt und die Laute verließen unter Schmerzen meinen Mund. Ich versuchte zu schreien, um auf mich aufmerksam zu machen, aber dieser Schrei war eher ein Glucksen und weder laut noch verständlich. Ich versuchte es erneut, aber auch diesmal waren die Töne undefinierbar und erinnerten an ein heiseres Röcheln.
Meine Panik wuchs und ich strampelte ergebnislos, versuchte zu klopfen, mich aufzurichten oder zu drehen. Zwecklos! Nichts gelang und ich sammelte alle Kraft für einen letzten Ruf: »Öööörgch!« Dies war kein Schrei und die Verzweiflung raste wie eine gewaltige Schockwelle auf mich zu.
Was passierte hier mit mir, waren meine Gedanken, die verzweifelt nach einer Erklärung für das Ungeheuerliche suchten, als plötzlich eine leise Stimme erklang: »Bist Du wach?«
Die Intonation klang dumpf und entfernt an mein Ohr. Es kam mir vor, als würde jemand durch ein dünnes Kissen zu mir sprechen und ich versuchte, zu antworten. Aber ich wurde enttäuscht und statt eines »Ja, ich bin wach.«, gurgelten unverständliche Laute aus mir heraus, die klangen wie ein Taubstummer, der das erste Mal einen Sprechversuch unternahm.
»Oh. Du kannst ja nicht sprechen. Entschuldige!« Die Stimme klang sehr alt und enthielt keinerlei Betonungen auf irgendwelchen Silben. Äußerst langsam und unendlich hoffnungslos klang sie, aber vielleicht bildete ich mir das ein, da ich selbst ohne Zuversicht hier lag. Meine Antwort war ein kratzender Laut und ich verstand nichts von dem, was hier vorging. Warum sollte ich nicht sprechen können? Aber es war ja eine Tatsache: Ich konnte nicht sprechen!
Die Stimme: »Du. Wenn Du wach bist, wackele mit dem Zeigefinger und habe keine Angst.«
Ich hatte Angst, solche Furcht, dass ich deren Existenz bis vor einigen Minuten niemals für möglich gehalten hätte, aber ich bewegte den Zeigefinger ein Stückchen herauf.
»Du bist also wach. Verdammt. Du solltest nicht wach sein. Es tut mir leid. Du weißt sicher nicht, was hier vorgeht. Wie könntest Du auch?«, ein monotones Lachen folgte und der alte Mann, zu dem die Stimme gehören musste, redete weiter: »Gut. Keine Angst. Wir machen es so. Bei einem »Ja«, bewegst Du den rechten Finger und bei einem »Nein«, den Linken, in Ordnung?«
Ich bewegte den rechten Zeigefinger.
»Gut. Gut. Es kommt schon mal vor, dass Ihr aufwacht. Verdammt. Es tut mir leid.«
Was tat ihm leid und warum befreite er mich nicht endlich oder machte mir ein wenig Hoffnung. Momentan tat er eher das Gegenteil.
»Du weißt nicht, was hier los ist und dies ist besser so! Ich verstehe deine Qualen und will es erklären«, er hickste auf, »oder nein. Ich frage Dich: Möchtest Du wissen, warum Du hier bist oder willst Du weiter träumen. Rechts für Wissen, links für Träumen.«
Träumen? Nein, ich wollte weder träumen noch schlafen. Ich wollte wissen, wo ich bin und wer mich in diese Situation gebracht hat. Rechter Zeigefinger.
»Wirklich?«, eine rhetorische Frage, »aber Träumen ist doch so viel schöner«, ein irres Lachen ertönte, »Ich habe nicht viel Zeit, denn sie werden bald hier sein. Möchtest Du es tatsächlich wissen?«
Wer waren sie? Meine Entführer? Meine Peiniger? Natürlich wollte ich alles erfahren! Rechter Zeigefinger.
»Nun gut. Wie war Dein Leben bisher?«
Ich dachte, er wollte erklären, warum ich hier sei. Ich vermutete, dass rechts »Gut« bedeutete, und bewegte diesen Finger.
»Du denkst gut? Ich sage schlecht. Verdammt
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