Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verfault 2 xinxii

Verfault 2 xinxii

Titel: Verfault 2 xinxii Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Beckz
Vom Netzwerk:
ich den Grund sei­nes Aus­ru­fes. Dort an der Wand be­fand sich ein Spie­gel, der sich deut­lich von den an­de­ren un­ter­schied. Die­ser Spie­gel wirk­te viel äl­ter, was an sei­nem kunst­voll-ver­zier­ten, gol­de­nen Rah­men lag, der ihn aus der Rei­he al­ler Spie­gel her­vors­te­chen ließ. Der mehr als manns­ho­he Rah­men war min­des­tens 10 Zen­ti­me­ter breit und die Über­bleib­sel mei­ner Schul­bil­dung, wies die Stil­rich­tung ein­deu­tig als Ba­rock aus. Ge­schwun­ge­ne Li­ni­en, die Zwei­gen oder Blüten ähnel­ten ver­sam­mel­ten sich in den aus­la­den­den Ecken und die Wel­len­form der ab­ge­run­de­ten Au­ßen­kan­ten vollen­de­te sei­ne pracht­vol­le Er­schei­nung. An­fangs ver­mu­te­te ich, dass früher ein Bild an­s­tel­le des Spie­gels ein­ge­rahmt war, aber ich ver­warf die­sen Ge­dan­ken wie­der. Die­ser Spie­gel und die da­zu­ge­hö­ri­ge Ein­fas­sung bil­de­ten eine un­trenn­ba­re Ein­heit. Dies muss­te ei­ner der Spie­gel sein, vor dem mich der alte Mann ge­warnt hat­te, und un­ver­mit­telt kehr­te mei­ne Un­ru­he zu­rück. Bis­her hat­te ich mehr den Rah­men, als den Spie­gel be­trach­tet und ob­wohl es lächer­lich war, zö­ger­te ich eine Wei­le, bis ich be­wusst hin­ein­blick­te. Eti­enne war schon ein Stück­chen wei­ter­ge­lau­fen und hat­te of­fen­sicht­lich nichts dar­in, au­ßer sei­nem Spie­gel­bild, ent­deckt.
    Ich schau­te di­rekt in den Spie­gel und was sah ich? Ich sah mich, wie ich di­rekt in einen Spie­gel schau­te! Was hat­te ich auch an­de­res er­war­tet? Es war ein Spie­gel und kei­ne ma­gi­sche Glas­ku­gel. Et­was ge­sch­ah und mei­ne Ar­ro­ganz ver­schwand so schnell, wie sie ge­kom­men war, denn mein Spie­gel­bild ver­än­der­te sich und ich trat er­schrocken einen Schritt nach hin­ten. Ich, bzw. mein ge­spie­gel­tes Ge­gen­über wur­de un­scharf! An­fangs hoff­te ich auf eine op­ti­sche Täu­schung, aber es ge­sch­ah wahr­haf­tig. Mein Spie­gel­bild wur­de ver­pi­xel­ter und wirk­te nach ei­ni­gen Se­kun­den wie ein Foto, dass in zu ge­rin­ger Auf­lö­sung auf­ge­nom­men wor­den war. Dies war­längst noch nicht al­les, denn zeit­gleich ver­lor es noch die Far­be! Mein Spie­gel­bild wur­de im­mer un­schär­fer, wirk­te mehr wie eine alte Schwarz-Weiß-Fo­to­gra­fie und ver­schwand letzt­lich völ­lig. Der Spie­gel, in den ich schau­te war leer! Voll­kom­men leer!
    Ich woll­te weg­ren­nen, nach Eti­enne ru­fen und dies al­les zeit­gleich, aber statt­des­sen blieb ich wie ein­ge­fro­ren vor die­sem grau­en­vol­len Spie­gel ste­hen. Un­fähig mich zu be­we­gen und einen Laut von mir zu ge­ben. Mir fiel der Ver­gleich zu ei­nem Vam­pir oder ei­nem Geist ein, den man nicht in ei­nem Spie­gel er­ken­nen konn­te und be­gann an mei­nem Ver­stand zu zwei­feln, als in der glän­zen­den Ober­fläche plötz­lich Per­so­nen zu er­ken­nen wa­ren. So, wie mein Spie­gel­bild eben ver­schwun­den war, ent­stan­den jetzt neue Bil­der, al­ler­dings in um­ge­kehr­ter Ab­fol­ge. Erst un­scharf, dann de­tail­lier­ter bis ich deut­lich eine Sze­ne er­ken­nen konn­te. Es war un­heim­lich und er­schreckend, da ich die Per­so­nen im Spie­gel so­fort er­kann­te. Dort stan­den mei­ne Mut­ter, mei­ne Zwil­lings­schwes­ter und ich als klei­ne Mäd­chen vor dem Eis­wa­gen, der im Som­mer täg­lich durch un­se­re Straße fuhr. Ich er­in­ner­te mich noch ge­nau an die Si­tua­ti­on, die ty­pisch für das Ver­hält­nis zwi­schen mir und mei­ner Mut­ter war. Mei­ne Schwes­ter be­kam ein Eis ge­kauft, da sie eine gute Note in der Schu­le er­hal­ten hat­te und ich be­kam nichts. Die be­weg­ten Bil­der, die vor mei­nen Au­gen im Spie­gel ab­lie­fen, wa­ren ein un­ver­fälsch­tes Zeug­nis mei­ner Ver­gan­gen­heit. Mei­ne Schwes­ter mit ih­rem rie­si­gen Eis in der Hand und ich wei­nend da­ne­ben. Mir ka­men auch jetzt wie­der die Trä­nen und ich ver­gaß für einen Mo­ment, was für eine sur­rea­le Si­tua­ti­on dies hier war. Wäre Eti­enne nicht ge­kom­men, hät­te ich mich wahr­schein­lich nie von die­sem An­blick lö­sen kön­nen, aber er kam an­ge­rannt, er­schi­en vor dem Spie­gel und in­ner­halb von

Weitere Kostenlose Bücher