Verfault 2 xinxii
Stoner und wie heißen Sie?«
»Frank Wegener. Sehr erfreut!«
»Oh, ein Deutscher. Deutsche kommen selten hier vorbei. Treten Sie herein.«
Ich ging noch einmal zum Wagen, holte den kleinen Rucksack mit meinem Netbook sowie der Kulturtasche und betrat die Pension. Auf den ersten und auch auf den zweiten Blick sah alles so aus, wie es im Haus einer älteren Dame eben aussieht. Keine Spur von regelmäßigem Hotelbetrieb, sondern ein gemütliches Gebäude im Landhausstil. Links neben dem Eingang lag das Wohnzimmer, welches aus einer Couch, einem Sessel, einem kleinen Tisch und einem größerem Schrank an der Rückseite des Zimmers bestand. Wenn ich mich nicht täuschte, waren alle Möbel dieses Zimmers im Chippendale-Stil kreiert und machten einen leicht altertümlichen Eindruck. Rechts vom Wohnzimmer lag das Esszimmer, das wohl auch als Rezeption diente, denn die alte Frau führte mich in diesen Raum. Auf einem runden Tisch in der Mitte lagen ein Gästebuch und ein aufgeschlagener Ordner aus schwarzem Leder. Zum ersten Male fühlte ich mich an einen Gästebetrieb erinnert.
Auch dieses Zimmer war im Chippendale-Stil eingerichtet und an der Wand hingen mehrere Fotos, die offenbar das Haus in früheren Zeiten zeigte. Alte schwarz-weiße Fotografien in schweren Rahmen, die das wesentliche Motiv schon beinahe erdrückten. Frau Stoner zeigte auf einen Stuhl und nickte mir lächelnd zu: »Bitte! Setzen Sie sich doch kurz.«
Ich nahm auf einem der Stühle Platz und Maple Stoner setzte sich auf den gegenüberliegenden. Sie nahm das Gästebuch und legte es vor mir hin.
»Die paar Formalitäten müssen leider sein, Herr Wegener. Würden Sie bitte ihre Daten hier eintragen und dann ganz unten unterschreiben?«
Ich nahm das Gästebuch entgegen: »Natürlich. Kein Problem!« Ich füllte die noch leeren Felder mit den nötigen Angaben und gab ihr das Buch zurück. Sie schaute kurz hinein, schlug es zu und legte es wieder auf den Tisch: »Vielen Dank! Das war’s schon.«
Ich nickte und wollte mich gerade wieder erheben, als das schrille Pfeifen eines Wasserkessels irgendwo im Haus ertönte. Ich erkannte den Klang sofort, obwohl ich dieses Geräusch seit Jahrzehnten nicht mehr gehört hatte. Das letzte Mal muss bei meiner Großmutter gewesen sein.
Die alte Dame klatschte leicht in die Hände und sah mich freudig an: »Das Teewasser ist fertig, Herr Wegener. Sie trinken doch einen Tee mit mir, oder wäre Ihnen Kaffee lieber?«
Ihre Augen blickten hoffnungsvoll zu mir, und obwohl ich endlich in ein Bett wollte, konnte ich ihr den Wunsch nicht abschlagen. Sie schien froh zu sein, jemanden zur Unterhaltung zu haben, ganz unabhängig von der fortgeschrittenen Stunde. Ich antwortete dementsprechend und ihre Augen hellten sich auf: »Tee wäre wundervoll!«
Sie verschwand, um ihn zu holen und in ihrer Abwesenheit bemerkte ich einen seltsamen Geruch. Es roch ein wenig streng und es war schwer diesen Geruch näher zu definieren. Eine Mischung aus Desinfektionsmittel und Mottenpulver, aber genau konnte ich ihn nicht einordnen. Ich versuchte ihn näher zu bestimmen, aber es gelang mir nicht. Jedenfalls lag er unangenehm in meiner Nase und ich hoffte, dass es in meinem Zimmer nicht genauso duftete. Ich konnte nicht ahnen, dass mein Zimmer der Ursprungsort dieses Gestanks war.
Frau Stoner betrat wieder den Raum und ihren Händen trug sie ein silbernes Tablett, auf dem liebevoll eine mattweiße Kanne, zwei mit rosa Blumen verzierte Tassen, sowie etwas Milch und brauner Zucker angeordnet waren. Sie stellte das Tablett gekonnt und ohne etwas zu verschütten auf dem Tisch ab und reichte mir meine Tasse, die schon mit Tee gefüllt war.
»Möchten Sie Zucker oder Milch dazu?«
»Ich nehme ein wenig Zucker«, lautete meine
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