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Verfault 2 xinxii

Verfault 2 xinxii

Titel: Verfault 2 xinxii Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Beckz
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Pran­ke hielt. Er wirk­te et­was rat­los, schau­te auf die mit den Hän­den fuch­teln­de Frau und sag­te nur ein Wort mit fra­gen­der Stim­me: »Mut­ter?«
    Es war ihr Sohn und er be­fand sich dem­nach nicht in Lon­don, son­dern wohn­te im­mer noch hier im Haus. Ich ver­such­te einen Schritt nach vor­ne zu ma­chen, aber mei­ne Bei­ne ge­horch­ten mir nicht und ich fiel di­rekt auf den Tisch, der kra­chend in sich zu­sam­men­brach.
    Die alte Frau fing hys­te­risch an zu schrei­en: »Be­eil Dich, ver­dammt. Leg das Skal­pell weg und tra­ge ihn hoch.« Als der Ko­loss nicht so­fort rea­gier­te, wie­der­hol­te sie die Auf­for­de­rung: »Mach schon, Paul. Zei­ge ihm sein Zim­mer, be­vor er stirbt. Zei­ge ihm sein Zim­mer!«
     
    Ich lag vorn­über auf dem Tisch und mir wur­de schlag­ar­tig be­wusst, dass ich hier nie wie­der raus­kom­men wür­de. Ich war in die Hän­de von Ir­ren ge­ra­ten und nicht in der Lage mich zu weh­ren. Ich war nicht im Stan­de ir­gen­det­was zu un­ter­neh­men. Pa­nik durch­flu­te­te mei­nen Kör­per, wie of­fen­sicht­lich ir­gend­ein Gift zu­vor mei­nen Kör­per durch­ström­te hat­te. Es muss­te im Tee ge­we­sen sein!
    Ich be­merk­te, wie ich von hin­ten ge­packt und über die Schul­tern Pauls ge­wor­fen wur­de, der mich dann, wie ein er­leg­tes Stück Vieh aus dem Zim­mer trug, ohne ein ein­zi­ges Wort zu sa­gen. Die ver­rück­te Frau ging hin­ter uns her und leg­te ihre Hand auf mei­ne, die fast ge­fühl­los her­un­ter­hing. Sie sprach zu mir wie mit ei­nem klei­nen Kind: »Al­les wird gut, kei­ne Angst. Sie wer­den bald Ruhe fin­den. Kei­ne Angst!«
    Über eine Holztrep­pe wur­de ich ins obe­re Stock­werk ge­tra­gen und der Ge­ruch, der mir vor­her auf­ge­fal­len war, wur­de in­ten­si­ver. Ein schma­ler Läu­fer lag im Flur und plötz­lich blie­ben wir ste­hen. Paul nahm mich her­un­ter und lehn­te mich wie einen Be­senstiel ge­gen einen Tür­rah­men. Ich schau­te di­rekt vor das dunkle Holz die­ser Türe und wäre un­wei­ger­lich um­ge­fal­len, wenn die­ses Mons­ter mich nicht ge­hal­ten hat­te. Ich woll­te nicht wis­sen, was sich hin­ter der Tür be­fand, denn ich ver­mu­te­te eine Fol­ter­kam­mer oder Ähn­li­ches, die die­se Ir­ren hier ein­ge­rich­tet hat­ten. Die alte Frau ging zur Tür und öff­ne­te sie lang­sam wie ein Por­tier: »Ihr Zim­mer, Herr We­ge­ner.«
    Sie trat zur Sei­te und ich konn­te ohne Hin­der­nis­se hin­ein blicken. Es war hell er­leuch­tet und über­all im Raum stan­den Pup­pen. Kei­ne Mö­bel, kei­ne Bil­der, nur et­was 30 le­bens­große Pup­pen, die aus­sa­hen, als be­fän­den sie sich auf ei­ner Cock­tail-Par­ty. Ei­ni­ge grins­ten schräg, an­de­re hiel­ten Sekt­glä­ser in ih­ren Hän­den und ei­ni­ge starr­ten ein­fach so ins Lee­re. Es han­del­te sich um Män­ner und Frau­en in Klei­dern un­ter­schied­li­cher Epo­chen. Eine Rei­he ele­gant ge­klei­det, an­de­re in schlich­ter Sport­be­klei­dung und eine weib­li­che Pup­pe trug so­gar einen Pelz­man­tel, einen ex­tra­va­gan­ten Hut und hielt eine Zi­ga­ret­ten­spit­ze in ih­rer Hand. Ein Mann trug Jagd­klei­dung und sein Nach­bar die Sa­chen ei­nes Po­li­zis­ten. Es wirk­te gro­tesk, ab­sto­ßend und ir­gen­det­was stimm­te an die­ser gan­zen Sze­ne­rie nicht. Alle Ge­sich­ter wirk­ten selt­sam ents­tellt, un­na­tür­lich ver­zerrt und auf eine ab­ar­ti­ge Wei­se lei­dend.
    Frau Sto­ner be­trat nun den Raum, brei­te­te die Arme aus und lächel­te vol­ler Be­sit­zer­stolz, als sie von ih­rer Kol­lek­ti­on sprach: »Hier, Herr We­ge­ner. Mei­ne Samm­lung. Seit Jahr­hun­der­ten in Fa­mi­li­en­be­sitz und Sie ha­ben die Ehre, ein Teil da­von zu wer­den!«
    Ein Teil da­von? Wo­von? Als die Ver­rück­te zur Sei­te trat und ich er­neut frei­en Blick auf die Fi­gu­ren er­hielt, wur­de mir mit ei­nem Schla­ge be­wuss­te, was sie mein­te. Wenn ich noch Ge­fühl in den Bei­nen ge­habt hät­te, wäre ich spätes­tens jetzt vollends zu­sam­men­ge­bro­chen, aber Paul hielt mich un­barm­her­zig fest.
    Dies wa­ren kei­ne Pup­pen! Es wa­ren Men­schen! Tote Men­schen. Lei­chen! Ein­bal­sa­miert für alle Zei­ten und in die­sem Raum plat­ziert wie in ei­nem

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