Verfault 2 xinxii
Rücken zu berühren schien, schob ihn immer weiter zum ehemaligen Zollhäuschen. Er glaubte, diese Hand, durch den Rucksack, körperlich wahrzunehmen. Falscher Stolz hatte schon viele Menschen zu wahnwitzigen Taten getrieben und er würde sich bald zu ihnen gesellen. Gewiss war sein Vorhaben nicht lebensbedrohlich, aber dennoch verrückt und zudem völlig unnütz.
45 Minuten später war Yanis an seinem Ziel angekommen. Er kletterte über die flache Absperrung und betrat den Gang, um nach ungefähr 20 Metern die Nische zu betreten, die ihn vor Blicken schützen sollte. Er atmete die gleiche kalkhaltige Luft ein, wie einige Tage zuvor. Auch sonst unterschied sich dieser Gang nur darin von den anderen, dass keine Skelette in diesem Trakt vorhanden waren. Hier konnte man es aushalten und Yanis lehnte sich an die Rückwand der Kammer, um zu warten. Nach 2 Stunden nahm er keine Stimmen mehr aus dem öffentlichen Bereich wahr und eine unangenehme Stille breitete sich aus. In einer Stadt wie Paris gibt es genaugenommen überhaupt keine Stille, denn eine hintergründige Geräuschkulisse war ständig vorhanden. Ob es die Stimmen der Nachbarn, das Hupen eines Autos, Sirenen von Krankenwagen oder nur das beruhigende Rauschen der Seine war. Paris war eine Stadt der Geräusche, die man gar nicht mehr bewusst wahrnahm. Yanis kannte keine Stille und diese fremde Erfahrung wurde ihm erst jetzt deutlich. Das Fremde war in den meisten Fällen die Ursache menschlicher Ängste und auch in diesem Falle jagte ihm diese fremde Stille mehr Angst ein, als die 6 Millionen Skelette, die ihn umgaben.
Das paradoxe Verhalten, das er hierbei an den Tag legte, ist niemandem fremd. Obwohl die Grabesstille Angst einjagt und man auf der Hoffnung nach Geräuschen konzentriert in sie hineinlauscht, erschreckt man doch umso mehr, wenn tatsächlich ein Geräusch ertönt. In Yanis Fall, handelte es sich um ein klapperndes Geräusch, das sich anhörte, als zöge man bei einer Marionette ruckartig an allen Schnüren gleichzeitig. Yanis zuckte unwillkürlich zusammen und kauerte sich noch mehr an die Wand seiner Kammer. Waren es Knochen, die hinabfielen? Vielleicht war ein Schädel, der einen Haufen hinabgerollt oder eine Ratte lief über einen Knochenberg hinweg. Es wurde wieder still und langsam beruhigte sich Yanis. Sein Puls sank spürbar und er begann wieder zu Atmen, denn dies hatte er zuvor schlagartig eingestellt. Es war inzwischen viel dunkler als vorhin und nur noch ein schwacher Lichtschein aus den Touristengängen drang bis in seinen Bereich. Anscheinend handelte es sich um die Notbeleuchtung, die den Weg Richtung Ausgang wies und als einzige Lichtquelle ständig leuchtete. Yanis kramte sein Handy aus der Hosentasche und machte das versprochene erste Foto mit Zeit und Datumsangabe. Zu erkennen war so gut wie nichts, denn er hatte den Blitz ausgeschaltet, um nicht aufzufallen. Er verstaute sein iPhone in der Tasche, schob sich seinen Rucksack in den Nacken und nahm die angenehmste Haltung ein, die unter diesen Bedingungen möglich war. Halb saß er, halb lag er und erstaunliches geschah: Yanis schlief nach einigen Minuten ein!
Geweckt wurde er auf eine äußerst ungewöhnliche Weise, denn ein unerträglicher Gestank weckte seinen Geruchsinn erbarmungslos. Es dauerte einige Sekunden, bis Yanis registrierte, wo er sich befand und der bestialische Geruch erleichterte sein Denken nicht im Geringsten. Er musste automatisch würgen und konnte er den ersten Brechreiz noch unterdrücken, war dies beim zweiten Male unmöglich. Er übergab sich mehrere Male hintereinander und das Erbrochene lief im aus Mund und Nase. Er hatte zeitweise das Gefühl zu
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