Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verfolgt im Mondlicht

Verfolgt im Mondlicht

Titel: Verfolgt im Mondlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. C. Hunter
Vom Netzwerk:
Perrys Augen nahmen ebenfalls eine orange glühende Farbe an.
    »Nicht so, wie du denkst.« Lucas Stimme klang versöhnlich. »Ich dachte, du hättest einen Eindringling gesehen.« Er wandte sich Kylie zu, und seine Miene verfinsterte sich. »Aber das ist jetzt nicht wichtig. Wichtig ist, dass du dich selbst in Gefahr gebracht hast. Du weißt doch, dass du nicht allein weggehen darfst. Also, lasst uns zurückgehen, bevor Burnett noch was spitzkriegt.«
    Genau deshalb musste Kylie die zwei loswerden und weiterkommen. Wenn Burnett rausfand, dass sie weg war, wäre bestimmt die Hölle los.
    Sie schielte unauffällig auf ihre Armbanduhr. Fünf Minuten vor eins. Ihr lief die Zeit davon. Sie stellte sich ihren Großvater nicht als jemanden vor, der Verständnis für Verspätungen hatte.
    Ihr fiel ein, dass sie nicht machtlos war, und sie wackelte mit ihrem rechten kleinen Finger. Es kam ihr immer noch sehr komisch vor, die Hexenkraft einzusetzen.
    »Okay«, sie versuchte es auf der kooperativen Schiene, »kurze Erklärung. Ich muss mich mit jemandem treffen. Also, entweder habt ihr Verständnis oder ich muss es auf die harte Tour versuchen.«
    »Wen denn?«, fragten Lucas und Perry gleichzeitig.
    »Meinen Großvater. Er hat Kontakt zu mir aufgenommen und …«
    »Wie denn?«, fragte Lucas.
    »E-Mail«, antwortete Kylie und fragte sich, wieso sie dachte, dass es das Beste war, ihnen die Wahrheit zu sagen. Doch die andere Option fühlte sich nicht richtig an – besonders, da sie keine Ahnung hatte, was sie tat, wenn es um Zaubersprüche ging. Da musste man nur Zac fragen.
    »Mach keine Dummheiten«, meinte Perry. »Woher willst du denn wissen, dass die Nachricht wirklich von ihm war?«
    »Ich weiß es einfach«, sagte Kylie aus voller Überzeugung und schob den Gedanken beiseite, dass Perry recht haben könnte. Das alles könnte auch ein Trick sein. Doch ihr Instinkt sagte ihr, dass es nicht so war. Wenn sie sich täuschte, konnte sie das ihr Leben kosten. Wenn sie recht hatte, fand sie vielleicht endlich die Antworten, die sie seit ihrer Ankunft in Shadow Falls suchte.
    Riskant? Vielleicht. Aber ein Risiko, das sie bereit war einzugehen. »Die Sache ist die«, fuhr Kylie fort, »ihr zwei könnt mich jetzt gehen lassen oder …«
    »Nein.« Lucas straffte die Schultern. »Du wirst nicht …«
    Sie wartete das Ende des Satzes nicht ab. Mit wackelndem kleinen Finger stellte sie sich ein großes Netz vor, das von oben auf die beiden herabfiel und sie davon abhielt, ihr zu folgen.
    Schon rauschte das Netz vom Himmel, und sie schaffte es gerade noch, einen Satz nach hinten zu machen. »Sorry«, rief sie den beiden Gefangenen zu und rannte davon. Mit jeder Faser ihres Körpers wollte sie davonkommen, bevor die beiden sich aus dem Netz befreiten.

    Kylie rannte. Nein, das stimmte nicht ganz. Irgendwann war ihr aufgefallen, dass sie nicht mehr rannte, sondern flog. Wenn sie es nicht so eilig gehabt hätte, hätte sie sich bestimmt über ihre neue Gabe gefreut. Aber dafür war jetzt keine Zeit. Sie musste weit genug von Lucas und Perry wegkommen, bevor sie ihr folgten.
    Endlich sah sie die rostigen Friedhofstore vor sich, die aus dem Boden aufragten wie scharfe Waffen, die bereit waren, ein Leben zu nehmen. Die Nacht schien dunkler zu werden, je näher sie kam. Sie musste an Perrys Frage denken. Woher willst du denn wissen, dass die Nachricht wirklich von ihm war?
    Das tat sie nicht. Sie war im blinden Vertrauen gekommen. War das genug?
    Sie verringerte ihre Geschwindigkeit, und ihre Füße berührten wieder den Boden. Vor den eisernen Toren kam sie abrupt zum Stehen. Als sie gerade hindurchgehen wollte, bemerkte sie eine huschende Bewegung hinter dem Tor. Ihr stockte der Atem, und das Herz rutschte ihr in die Hose bei dem Anblick, der sich ihr bot.
    Gesichter, dutzende Gesichter, warteten hinter den eisernen Stäben. Die leblosen Augen sahen sie hilfesuchend an. Wenn sie nur allen helfen könnte. Wenn doch nur eine Handbewegung oder ein Wackeln mit dem kleinen Finger all die Dinge erledigen könnte, die die Seelen noch an diese Welt fesselten, obwohl eine andere schon auf sie wartete.
    Aber andererseits: Waren vielleicht auch Geister darunter, die für die Hölle bestimmt waren? Diese Geister waren darauf aus, sie mit in die Hölle zu nehmen, um ihre eigene Strafe zu mildern. Na toll! Warum musste ihr gerade das jetzt einfallen?
    Sie musste sich dazu zwingen, weiterzugehen. Der Gedanke, dass sie gleich durch diese Tore und an

Weitere Kostenlose Bücher