Verführ mich nur aus Liebe
es von mir verlangt wird.“
„Mein lieber Angelo“, sagte seine Großmutter, „in Anbetracht der strengen Sittenvorstellungen des Principe Damiano bleibt dir nur ein Weg. Um einen weiteren Skandal zu vermeiden, mio caro, wirst du morgen deine Verlobung mit Signorina Blake verkünden.“
3. KAPITEL
Ellie zuckte zusammen, sodass sie den Brandy verschüttete.
„Nein!“, sagte sie entsetzt. „Das ist doch verrückt! Wie ich schon sagte: Es ist überhaupt nichts passiert.“
„Das glaube ich dir.“ Lucrezia Damiano nahm ihr das Glas aus der Hand. „Und wenn nur die Contessa und ich es gesehen hätten, gäbe es kein Problem.“ Sie seufzte. „Aber so wird mein lieber Cesare die Sache leider ganz anders beurteilen. Zwar würde er es nicht gutheißen. Aber zumindest könnte er es akzeptieren, dass sich Verlobte von ihren Gefühlen hinreißen lassen. Doch ein flüchtiges Abenteuer, noch dazu in seinem Haus?“ Sie erschauderte. „Das wäre ihm unerträglich. Und er fände es unverzeihlich.“
„Ich … werde mit ihm reden“, schlug Ellie verzweifelt vor.
„Mein Kind“, erwiderte ihre Patentante ruhig, „was würdest du ihm denn sagen?“
Schockiert begriff Ellie nun: Sowohl ihre madrina als auch die Contessa wussten genau, wo und mit wem Angelo die Nacht hatte verbringen wollen. Wahrscheinlich waren sie sich der Affäre seit einer Weile bewusst gewesen. Und trotz allem durfte nicht offen darüber gesprochen werden. Die Diskretion musste um jeden Preis gewahrt werden.
Und jetzt wurde von ihr erwartet, dass sie diesen Preis bezahlte. Betroffen senkte sie den Kopf. „Vermutlich nichts“, beantwortete sie die Frage der Principessa.
„Sie beweisen Vernunft.“ Die Contessa schaute ihren Enkelsohn an. „Du hast dich noch gar nichts geäußert, Angelo mio.“
„Vielleicht, weil mir die Worte fehlen“, erwiderte er eisig.
„Trotzdem bin ich mir sicher, dass du die Notwendigkeit einsiehst. Deine Verhandlungen mit dem Principe Damiano werden sicher erfolgreicher verlaufen, wenn du sie als fidanzato, als Verlobter von Signorina Blake führst und nicht als ihr Verführer. Ich bin überzeugt, du stimmst mir zu.“
„Unter den gegebenen Umständen scheine ich kaum eine Wahl zu haben“, gab er schroff zurück und fügte hinzu: „Eine Verlobung ist schließlich noch keine Heirat.“
Verzeihung, hätte Ellie am liebsten entrüstet eingewandt. Wer tut hier eigentlich wem einen großen Gefallen? Denn ich würde Sie nicht wollen, selbst wenn Sie in Geschenkpapier verpackt wären, Conte Angelo Manzini!
Dabei gab sie sich alle Mühe, die Erinnerung an seinen heißen Kuss zu verdrängen.
„Damit ist die Sache also entschieden“, erklärte die Principessa energisch und erhob sich. „Ich schlage vor, dass wir alle versuchen, noch etwas zu schlafen.“
In dieser Nacht fand Ellie nicht mehr viel Schlaf. Dank des tüchtigen Giovanni waren ihre Habseligkeiten in ein anderes Zimmer geräumt worden. Es war zugegebenermaßen viel luxuriöser als das Turmzimmer. Dennoch konnte sie sich einfach nicht entspannen. Zu viel ging ihr durch den Kopf, und das meiste davon war nicht angenehm. Es bestand kein Zweifel daran: Sie und Angelo Manzini waren bewusst hereingelegt worden – mit ziemlicher Sicherheit von Silvia. Aber warum?
Als sie sich zur Nacht verabschiedet hatte, war ihr außerdem der verächtliche Blick des Conte nicht entgangen. Ärgerlich fragte sie sich, warum er ausgerechnet auf sie böse war. Fast hätte man meinen können, sie hätte die verbotene Affäre und nicht er! Ein wenig Dankbarkeit wäre zumindest angebracht gewesen.
Ganz nebenbei kam es ihr schon ziemlich ironisch vor, dass ihr erstes Mal im Bett mit einem Mann lediglich das Ergebnis einer Verwechslung war. Es war beinahe komisch – nur leider war ihr überhaupt nicht zum Lachen zumute. Stattdessen hatte sie die ganze Situation als überaus demütigend empfunden. Und sie steuerte auf ein noch größeres Unheil zu.
Ellie lag wach in ihrem Bett und starrte in die Dunkelheit. Sie grübelte darüber nach, wie sie den kommenden Tag durchstehen sollte. Alle Welt schien von ihr zu erwarten, dass sie eine Verlobung mit einem Mann einging, der sie anscheinend verachtete. Der Morgen graute bereits, als sie endlich in einen leichten, unruhigen Schlaf fiel.
Erst spät am Vormittag wurde sie von einem Hausmädchen geweckt, das ihr Frühstück ans Bett brachte. Offenbar wollte man ihr wenigstens die neugierigen Blicke der anderen beim
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