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Verführer der Nacht

Titel: Verführer der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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versucht, dich zu benutzen.«
    Paul brach in Tränen aus und vergrub sein Gesicht schluchzend an der Brust des Karpatianers. Rafael, den Pauls hemmungsloser Tränenausbruch genauso berührte wie Colby, ertappte sich dabei, einen Teenager in den Armen zu halten und zu trösten, und lächelte flüchtig.
    »Ich habe gesehen, wie der Vampir dich angegriffen hat. Es war schrecklich. Und seine Zähne waren in meinem Fleisch.« Paul schüttelte es vor Ekel. »Ich habe Albträume davon.«
    »Ich mache schon sehr lange Jagd auf Vampire. Ich weiß, dass du ihn für unbesiegbar hältst, doch ich habe im Lauf der Jahre mehr von ihnen getötet, als du dir vorstellen kannst. Das letzte Mal war ich achtlos, weil ich zu viele Gefühle verarbeiten musste, und nicht so wachsam, wie ein Jäger es sein sollte. Der Vampir hat dich mit dem Vorsatz gepackt, dich gegen uns einzusetzen, aber er musste feststellen, dass du wesentlich stärker warst, als er angenommen hatte. Du hättest Colby jederzeit nachmittags töten können, während sie schlief.« Das entsprach nicht ganz der Wahrheit; Paul hätte es versuchen können, doch Nicolas hatte ihre Zimmertür tagsüber mit unsichtbaren Schutzbarrieren versehen, und die Brüder Chevez hatten Paul nicht aus den Augen gelassen. Aber trotz der Manipulation durch den Vampir hatte Paul keinen derartigen Versuch unternommen. »Dein Charakter hat sich als zu stark für ihn erwiesen. All die Tage und Nächte warst du ruhig und unauffällig, erst jetzt, kurz nachdem ich wieder aufgetaucht bin, hast du den Forderungen des Untoten nachgegeben.«
    »Aber ich habe ihr wehgetan.«
    »Du musstest ihm gehorchen. Sieh mich an. Paul.« Rafael schob ihn behutsam ein Stück von sich weg, bis der gequälte Blick des Jungen seinem begegnete. »Du weißt, dass ich viel stärker und schneller als du bin, aber du hast trotzdem angegriffen, obwohl ich hier war, um dich aufzuhalten. Der Vampir hat dich nicht bezwungen. Obwohl du noch ein Junge bist, hast du seine Pläne vereitelt.«
    Pauls Stolz meldete sich, als er als Junge bezeichnet wurde. »Ich bin sechzehn«, sagte er fast trotzig, während er zurücktrat und sich die Augen trocken rieb.
    »Ja, das bist du, und ich weiß sehr gut, dass du die Pflichten eines Erwachsenen auf deinen Schultern trägst. Du bist eindeutig reif genug, um zu begreifen, was auf dem Spiel steht und was wir tun müssen.«
    Paul warf einen schnellen, nervösen Blick zu Colby und straffte dann die Schultern. »Wie kann man das aufhalten?«
    »Wenn der Vampir nie wieder Zugriff auf dich haben soll, müssen wir ihn töten, Paul«, antwortete Rafael. »In der Zwischenzeit kann ich dir auf dieselbe Weise beistehen, wie Nicolas dir beistand.«
    Bis jetzt war Nicolas keine große Hilfe, konnte sich Colby nicht versagen einzuwerfen.
    Nicolas hat ihn daran gehindert, offen zu töten. Rafael war freundlich, jedoch unnachgiebig. Ohne sein Eingreifen wäre Paul übel dran.
    Er ist übel dran. Ich bin übel dran. Meine Ranch ist übel dran. Seit ihr hier seid, geht bei mir alles den Bach runter. Ist euch der Vampir gefolgt, als ihr... Colby brach ab. Ihre Gedanken überschlugen sich. Die Vorfälle hatten begonnen, lange bevor die Brüder Chevez gekommen waren, um ihre Ansprüche auf Ginny und Paul geltend zu machen. Das konnte sie ihnen nicht anlasten.
    »Ich tue alles, was nötig ist«, versprach Paul. »Was es auch ist.«
    »Es könnte bedeuten, diesen Ort hier zu verlassen, Paul«, sagte Rafael.
    Colby versteifte sich. »Wir gehen nicht von hier weg, Rafael.«
    »Wir haben keine Wahl, Colby«, erwiderte er. »Solange der Vampir nicht vernichtet ist, schwebt ihr alle in Gefahr, allen voran Paul. Wir müssen den Jungen aus seiner Reichweite entfernen.«
    Colby hatte plötzlich das Gefühl, in der Falle zu sitzen. Sie wandte ihr Gesicht von Rafael ab und betrachtete die schroffen Gipfel ihrer geliebten Berge. »Du redest davon, Paul nach Brasilien zu schicken, zur Familie Chevez, nicht wahr?«
    Ihrer Stimme war absolut nichts anzumerken, aber Rafael spürte den Adrenalinstoß und die Entschlossenheit in ihrem Körper. »In Südamerika wären wir zu fünft, um Paul zu beschützen. Über eine solche Entfernung hinweg könnte ihn der Vampir kaum dirigieren. Er hätte seine Onkel und Cousins und Cousinen, die tagsüber auf ihn aufpassen könnten, und wir alle könnten ihn nach Sonnenuntergang bewachen.«
    »Steig ein, Paul«, befahl Colby.
    Der Junge zögerte, doch sie warf ihm einen so strengen Blick zu,

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