Verfuehrerische Naehe
fertig war, hatten sich alle vor den offenen Kamin gesetzt. Eigentlich hätte es gemütlich und entspannt sein sollen, aber dafür waren die Möbel zu ordentlich zurechtgerückt, auf dem Fußboden lagen keine Kissen oder Zeitungen, und Chantal saß einfach nicht still.
Er hielt die Hand über seine Tasse. „Lassen Sie den Kaffee, suchen Sie sich einen bequemen Sitz, parken Sie dort Ihren hübschen Po und nehmen Sie sich für den Rest des Abends frei”, sagte er so leise, dass Julia und Zane es nicht hörten. Die beiden steckten auf dem Sofa die Köpfe zusammen und redeten über ihre Hochzeitspläne.
Chantal sah ihn überrascht an. Quade veränderte seine Haltung auf dem großen Ledersessel und redete sich ein, dass es völlig normal war, wenn ein Mann auf den Blick einer begehrenswerten Frau ansprach.
Einer Frau, die sich dazu noch sehr widersprüchlich verhielt. Wann immer er Chantal als harte Karrierefrau einstufte, die sich wie Kristin verhielt, benahm sie sich unerwarteterweise völlig anders. Dann musste er sich jedes Mal umstellen. Dieses Erröten wie ein scheues Mädchen, die Sorge wegen der Kratzer auf seinen Händen oder die Selbstironie wegen ihres Golfspiels gehörten dazu. Darunter fiel auch ihr Zögern bei seinem Kuss, als wüsste sie nicht, wie es weitergehen sollte.
Er war nach Plenty zurückgekommen, um sein Leben zu ordnen, und nicht, um es zu komplizieren. Chantal Goodwin stellte jedoch eine gewaltige Komplikation dar. Es genügte doch schon, dass er sich vorstellte, wie sie sich in dieser engen Jeans auf seinen Schoß setzte, und schon packte ihn Erregung.
Dann waren da auch noch die beiden anderen. Quade sah zu ihnen hin. Im Lauf des Nachmittags war O’Sullivan zu Zane geworden, und Julia hatte ihn schlicht und einfach mit ihrer Freundlichkeit überrumpelt und seine Abwehr außer Gefecht gesetzt. Dabei hatte er nur Hilfe für seinen Garten, aber keine Freundschaft gesucht.
Die beiden zusammen zu sehen, erfüllte ihn mit Neid, Zorn und Bedauern über alles, was er verloren hatte. Solche Gedanken schob er jedoch energisch von sich. Kein Selbstmitleid mehr, keine Selbstvorwürfe. Daran musste er sich stets halten, und um sich abzulenken, achtete er wieder darauf, worüber die anderen sich unterhielten.
„Habe ich dir schon erzählt, dass Mutter heute Vormittag angerufen hat?” fragte Julia ihre Schwester, die ihren hübschen Po auf dem Fußboden und nicht auf einem Sessel oder Quades Schoß „geparkt” hatte. „Sie wollte wissen, ob wir die Generalprobe für die Hochzeit schon festgesetzt haben.”
„Und?” erkundigte sich Chantal. „Habt ihr?”
„Warum denn überhaupt üben?” entgegnete Julia.
„Du hast leicht reden”, bemerkte Zane. „Du hast Erfahrung.”
„Es ist besser, wenn alle genau wissen, wo sie wann sein müssen und was sie zu tun haben”, fügte Chantal hinzu.
„Das ist ja schön und gut, vorausgesetzt, es kommen auch alle zu so einer Probe”, wandte Julia ein.
„Du musst morgen Mitch und Gavin anrufen und darauf drängen, dass sie sich festlegen.”
„Waren Sie schon mal verheiratet?” warf Quade ein.
„Nur ein Mal”, erwiderte Julia fröhlich. „Beim ersten Mal hat sich alles, worauf ich es abgesehen hatte, als falsch herausgestellt.”
Ihm war es nicht anders ergangen. Den Beruf hatte er wegen des Geldes gewählt, und Kristin wiederum hatte ihn aus dem gleichen Grund gewählt.
„Vielleicht könnten wir über etwas anderes als über Hochzeiten sprechen”, warf Chantal ein.
Sagte sie das aus Rücksicht auf seine Gefühle? Glaubte sie, er würde diese Rücksichtnahme brauchen? „Heirat ist für mich kein heikles Thema”, versicherte er.
„Aber für Chantal”, erwiderte Julia. „Sie hat darüber ganz klare Ansichten.”
„Wieso sollte ich die nicht haben? In meinem Beruf habe ich mit zahlreichen Paaren zu tun, die einander Liebe und Treue geschworen haben und die sich bei der Scheidung gegenseitig zerfleischen.”
Quade konnte nicht anders. Er musste ihr widersprechen. „Das ist die hässliche Seite.”
„Das ist die Seite, die ich zu sehen bekomme.”
„Man braucht aber nicht lange zu suchen, um auch die andere Seite zu sehen.” Dabei richtete er den Blick auf das glückliche Paar.
„Ja, Julia ist die glücklichste Frau auf unserem Kontinent, doch das ändert nichts an den Tatsachen. Beim ersten Mal wurde sie sehr unglücklich.” Sie lächelte ihrer Schwester entschuldigend zu, ehe sie sich wieder an Quade wandte. „Und
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