Verführerischer Dämon: Roman (German Edition)
Schmerz schoss bis in ihren Ellenbogen hinauf.
Kynan ließ sie fallen, und sie rollte ein paar Stufen hinunter, bis sie Halt fand. Irgendwie schaffte sie es, sich hochzuziehen, schließlich stand sie auf der untersten Stufe, vornübergebeugt, die Hände über ihren Mund gelegt. Die Luft um sie herum pulsierte, drang wie zerschmetternde Wellen auf sie ein. Sie hob den Kopf und überlegte kurz, ob sie es schaffen konnte, an diesem Idioten vorbeizukommen und zu Xia zurückzukehren. Doch innerlich war sie ganz zittrig, die Hitze brannte sich bis in ihre Knochen ein.
Kynan legte eine Hand auf seine Wange. » Was zum Teufel hast du dir dabei gedacht?«, fragte er drohend.
Xia, der in der Schlafzimmertür stand, begann zu brüllen. » Kynan, nein!« In ohrenbetäubender, seelenzerstörender Lautstärke.
Das war der Moment, in dem Alexandrine begriff. Was mit ihr und Xia passiert war. Es ähnelte nicht nur ihrer früheren Verbindung mit dem Talisman, es war die Verbindung zu ihm. Ohne irgendeinen Zweifel. Xia hatte die Magie aus ihr gelöst, aber nicht sie von der Magie. Und nun, da er die Lebenskraft des Talismans beherbergte, war sie auf die gleiche Weise an ihn gebunden wie zuvor an den Talisman.
» Das ist nicht gut«, murmelte sie vor sich hin. » Das ist überhaupt nicht gut.«
» Was ist los mit dir?«, wollte Kynan wissen.
Er war groß. Zu groß. Und er sah gut aus, auch wenn er in diesem Moment so wirkte, als wolle er etwas zerstören. Dort, wo ihre Hand ihn getroffen hatte, war seine Wange gerötet. Sie erinnerte sich wieder an ihn. An das, was er war. Sie hatte ihn ins Haus gelassen, weil Xia behauptet hatte, er würde helfen, wenn etwas schiefging. Also dann, hallo, großer, starker Dämon. Da war wirklich etwas ganz schrecklich schiefgelaufen.
Alexandrine versuchte, ihren Atem wieder unter Kontrolle zu bekommen, doch es gelang ihr nicht. Sie hatte das Gefühl, als wäre sie gerade eine Meile in unter fünf Minuten gelaufen. Ohne vorher dafür trainiert zu haben.
» Geht schon«, antwortete sie nun. » Ich muss nur wieder nach oben, wenn es dir nichts ausmacht.«
Immer mehr Details fielen ihr ein. » Ich habe dich angerufen. Dich hereingelassen, als du kamst. Weil Xia den Talisman aufgebrochen hat und es ihn umgehauen hat.« Sie versuchte, ganz bewusst ein- und auszuatmen, bis ihre Furcht sich wieder gelegt hatte. » Irgendwas ist falsch gelaufen, und er braucht deine Hilfe, damit wieder alles in Ordnung kommt.«
» Ach wirklich«, meinte Kynan und fügte leiser hinzu: » Gottverdammte Hexe.«
Xia hieb mit der Hand gegen die Tür, und Kynan wandte sich ihm zu. Auch Alexandrine blickte zu ihm hin und sah für einen Moment nur Weiß. Grelles, blendendes Weiß. Sie wollte hinauf zu ihm, doch Kynan packte sie am Arm. Es gelang ihr, sich nicht zu wehren, auch wenn es sie fast ihre ganze Kraft kostete.
» Sie sagt die Wahrheit, Kynan«, bestätigte Xia.
» Ich lasse sie nicht in deine Nähe. Nicht, solange du dich in diesem Zustand befindest. Ich habe es gerade erst geschafft, dich wieder zurückzuholen. Glaubst du, da lasse ich zu, dass sie dich wieder fertigmacht?«
» Kynan…«
» Wenn sie nicht mehr auf Copa ist, lasse ich sie vielleicht mit dir in einem Raum sein.«
Alexandrine versuchte wirklich, sich aufrecht zu halten, doch ihr Inneres wurde zerrissen. Ihre Knie gaben nach. Sie konnte gerade noch verhindern, dass sie mit dem Kopf auf die Treppe aufschlug.
Kynan stand über ihr, und während er sie beobachtete, veränderten sich seine Augen. Von Goldbraun über Amber zu einem Schwarz, so tief wie die Sünde. Und jede Farbe war von Hass erfüllt.
Xia schwankte, sein Gesicht war kalkweiß. Er stand immer noch nach vorn gebeugt, als ob sein ganzer Körper schmerzte. » Lass sie heraufkommen. Sie muss in meiner Nähe sein. Ich brauche sie so, wie sie mich braucht.«
Kynan bückte sich und packte Alexandrine unsanft am Arm.
» Verpiss dich und lass mich in Ruhe!«, stieß sie hervor.
» Hast wohl die gepflegte Ausdrucksweise von Xia gelernt, was?«, fragte er, während er sie die Treppe hinaufzog.
Je näher sie Xia kam, desto weniger zitterte sie, desto weniger hatte sie das Gefühl, dass ihr ganzer Körper auseinandergerissen würde. Desto normaler fühlte sie sich. Als sie das oberste Stockwerk erreicht hatten, stand sie wieder sicher auf ihren Beinen und streckte ihre Hand nach Xia aus.
Xia wandte seinen Blick von Kynan ab und richtete ihn auf Alexandrine, und im selben Moment verbanden
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