Verfuehrt von einem Highlander
was sie angeboten hatten, ohne etwas zurückzugeben. Schon gar nicht sein Herz. Wie könnte er auch etwas fortgeben, das er nicht fühlte? Sein Herz hatte für einen kurzen Moment zu schlagen aufgehört, als er erkannt hatte, dass sein Onkel niemals mehr aufstehen würde – und dass Roberts Tod seine Schuld war. Als sein Herz wieder zu schlagen begonnen hatte, war er ein anderer Mensch gewesen. Er hatte sich verändert, er war verloren, er war ins Bodenlose gestürzt, ohne zu wissen, wie er je wieder etwas fühlen sollte. Sein Vater hatte von ihm erwartet, stark zu sein – um seiner Mutter willen.
Nach dem schrecklichen Ereignis war das Leben auf Camlochlin weitergegangen, zumindest für die meisten. Der Verlust ihres Bruders hatte Kate MacGregor ebenfalls für immer verändert. Aber irgendwann hatte auch ihr Lachen wieder die Gänge erfüllt, doch ihr wärmstes Lächeln sparte sie sich für Tristan auf. Sie hatten nie darüber gesprochen, warum er den Weg des unbekümmerten Draufgängers eingeschlagen hatte. Kate wusste, dass es leichter war, etwas vorzutäuschen.
»Du hast mich mein Herz wieder fühlen lassen, Isobel.« Er beugte sich zu ihr, um sie zu küssen.
»Tristan«, rief sein Vater in diesem Moment. »Bring sie zum Feuer und kommt mit uns essen!. Deine Mutter und Maggie haben genug Essen für eine Armee eingepackt.
Seine Mutter. Wie sollte er ihr das mit Isobel sagen? Und schlimmer noch war die Nessel, die ihn den ganzen Tag in die Seite gestochen hatte. Was, wenn sein Vater irgendwie das Geheimnis der Fergussons herausfand? Wie weit würde er selbst gehen, um Cam zu beschützen – um Isobel zu beschützen? Wieder sah er zu seinem Vater hinüber. Würde er sie beschützen müssen? Er wusste es nicht. Er kannte den Mann nicht, der nur wenige Schritte von ihm entfernt saß. »Komm!« Tristan lächelte Isobel an. »Ehe er Finn herschickt.«
»Ist die Burg weit entfernt?«, wollte Tamas wissen, nachdem alle um das Feuer herum Platz genommen hatten und er an einem Stück Dörrfleisch knabberte.
»Aye, sie liegt jenseits der Berge, über tiefe Lochs hinweg hinter den nebelverhangenen Klippen.«
»Klippen?« Tamas’ müde Augen weiteten sich vor Aufregung.
»Sehr steile Klippen«, fügte Will hinzu und warf einen Apfelrest über seine Schulter. »Von der Art, mit der schwächliche Burschen Probleme haben, ihre Pferde hinüberzuführen. Sie stürzten dann in einen grässlichen Tod.«
»Sagt das Cam!« Tamas zuckte unbeeindruckt mit den Schultern. »Er wird die Zügel halten.«
Tristan nickte, als Will ihm einen Blick zuwarf, in dem Überraschung, Bewunderung und Mitgefühl lagen. »Wir arbeiten daran.«
»Es sieht dir ähnlich, Tristan.«
Sie alle wandten sich Callum MacGregor zu, der mit seinem Dolch eine Birne schälte.
»Was sieht mir ähnlich, Vater?« Tristan begegnete Callums glänzendem Blick über die Flammen hinweg, als sein Vater endlich von seiner Beschäftigung aufschaute.
»Fast einen ganzen Monat fortzubleiben. Nicht daran zu denken, was du uns damit antust. Ich weiß, du bist ein erwachsener Mann, aber du bist einer von der waghalsigen Art. Wir können nicht anders, als uns Sorgen zu machen, dass du dich von irgendeinem wütenden Ehemann oder Vater umbringen lässt – oder von einem Bruder. Zum Beispiel von Patrick Fergusson. Als Davina Rob gesagt hat, wohin du gegangen sein könntest, haben wir …« Er beendete den Satz nicht, sondern wandte den Blick ab und starrte in die Dunkelheit der Bäume.
»Vergib mir!«
Ein Zweig knackte im Feuer. Es war der einzige Laut, der zu hören war, als Callum sich wieder seinem Sohn zuwandte.
Tristan lächelte fast, als sein Vater ihn anblinzelte, als würde er den Mann nicht kennen, der ihm gegenüber am Feuer saß. Er kannte ihn in der Tat nicht, wie Tristan zu Recht hoffte. »Durch ihn«, er deutete auf Tamas, »ist mir bewusst geworden, was ich dir all die Jahre zugemutet habe, Vater, und ich bitte dich dafür um Verzeihung.«
»Gewährt«, entgegnete Callum und räusperte sich dann, um die Zärtlichkeit zu bezwingen, die seinen Blick weicher machte. »Hölle, aber dieser Zwerg muss es wirklich faustdick hinter den Ohren haben!«
»Er ist viel schlimmer, als ich es je war«, erklärte Tristan. Er riss einen Kanten dunkles Brot in zwei Hälften und reichte Isobel die eine davon.
»Schlimmer als du, als du Brennesseln in Colins Bett gelegt hast?«, fragte Rob. Er lachte mit Will, als der sich daran erinnerte, den Kopf in den Nacken warf
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